Berlin-Schönefeld: Fischesterben am Flughafen BER
Am Flughafen in Schönefeld ist Enteisungsmittel von der Startbahn gelaufen. Nun sterben die Fische. Wegen der Ameisensäure.
Die eilige Twitter-Meldung, die die RBB-Nachrichtensendung „Brandenburg Aktuell“ absetzte, hätte man für einen verspäteten April-Scherz halten können: „Ameisensäure offenbar am Flughafen BER ausgelaufen. Viele tote Fische.“ Ein Fischsterben am künftigen Hauptstadt-Airport in Schönefeld? Prompt drängen sich Reflexe auf: Wurden auf den Weiten der ungenutzten Betonpisten des nicht fertigen Flughafens etwa inzwischen Fischzuchtbecken angelegt, um überhaupt Einnahmen zu erzielen? Oder ist womöglich das Aquarium von Flughafenmanager Engelbert Lütke Daldrup vergiftet worden? Ach so, der hat ja gar keins.
Nein, es ist durchaus ernst. Es gibt ein Fischsterben nahe dem Airport. Auch diesmal bestätigt sich, dass am BER nichts unmöglich ist. Tatsächlich sind in einem Fließ nahe dem Dörfchen Kiekebusch, einem Ortsteil von Schönefeld, unmittelbar an der südlichen Grenze des Airport-Areals gelegen, einige hundert Meter von der südlichen Landbahn entfernt, hunderte Fische verendet, liegen im Schilf herum, fangen an zu verwesen und zu stinken, was Landwirte und Jagdpächter beunruhigt. Auch das Wasser in dem einige Meter breiten Graben ist trüber als sonst. Am Montag hatten besorgte Anrainer wegen der toten Fische die Feuerwehr alarmiert. Und die Ursache des Fischsterbens hat tatsächlich mit dem Flughafenbetrieb zu tun.
„Das sollte nicht sein. Die Fische sollten noch leben“
Es habe eine Havarie gegeben – und zwar beim Enteisen von Flugzeugen, bestätigte Flughafensprecher Hannes Hönemann einen Bericht des RBB. Man habe festgestellt, dass geringe Mengen von Wasser mit dem Enteisungsmittel ausgelaufen sei. Dieses Mittel enthält Ameisensäure.
Wie die Säure in den Graben bei Kiekebusch kommt, in das so genannte Rotbergbecken? Die Start- und Landebahnen müssen entwässert werden, das Wasser etwa bei Starkregen schnell abfließen können. Das ist eine Voraussetzung für den sicheren Flugbetrieb. Es gibt deshalb Abflüsse von den Rollbahnen und Zufahrten, die mit Wehren gesteuert werden können. Einer dieser Flutgräben führt in das Rotbergbecken, das damit direkt aus der Regenwasserentwässerung des Flughafens gespeist wird. Auch dieser Flutgraben dorthin, so belegen es RBB-Filmaufnahmen, sieht anders aus als sonst: Abgestorbene Pflanzen im Wasser, milchiges Wasser. Man habe zwar sofort nach der Havarie alle Wehre geschlossen, versichert der Flughafen. Doch bei einem, dem Flutgraben zum Rotbergbecken, war es wohl schon zu spät.
Flughafensprecher Hönemann bedauerte die Folgen der Havarie, die toten Fische. „Das sollte nicht sein. Die Fische sollten noch leben“, sagte er. Die genauen Prüfungen zum Hergang würden noch andauern. Auch das Umweltamt des zuständigen Landkreises Dahme-Spreewald hat sich eingeschaltet, das ebenfalls Untersuchungen veranlasst hat. Grundsätzlich gilt auch das Verursacher-Prinzip. Der Flughafen muss nun zügig für die Beseitigung der verendeten Fische sorgen.