Freiluftkinos in Berlin: Filme schauen unterm Sternenhimmel
Die Saison der Freiluftkinos beginnt. Ein Überblick aus den Bezirken, wo es von "Shape of Water" bis "Mord im Orient Express" viel zu sehen gibt.
- Laura Hofmann
- Ingo Salmen
- Madlen Haarbach
- André Görke
- Corinna von Bodisco
NEUKÖLLN
Schlechtes Wetter ist im Freiluftkino Hasenheide keine Ausrede: Die Technik trotzt auch Gewitter und Sturm. Nur an Regenschirme müssen Filmfans selbst denken, eine Überdachung gibt es nicht. Dafür locken ab dem 24. Mai wieder Kunst- und Kulturfilme sowie ausgewähltes Mainstreamkino ins Amphitheater. Einige Filme werden auch in Originalton mit Untertiteln gezeigt – etwa der Eröffnungsfilm „Get Out“, der eine Reihe Oscar-prämierter Filme am 24. Mai eröffnet. Weiter geht es dann mit „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ und Guillermo del Toros Meisterwerk „Shape of Water“, das unter anderem den Oscar als „Bester Film“ gewann. Übersicht über das Programm: www.freiluftkino-hasenheide.de. Tickets kosten 8, ermäßigt 4 Euro. Madlen Haarbach
MITTE
Ruhig und romantisch versteckt im Volkspark Rehberge in Wedding liegt das gleichnamige Freiluftkino. Drumherum stehen hohe Bäume, die Leinwand ist riesig und es gibt Platz für 1500 Cineasten. Die Bänke sind etwas hart, deswegen am besten ein Sitzkissen mitbringen – die vom Veranstalter bereitgestellten Unterlagen sind schnell weg. Außerdem eine Decke und Mückenspray, dann kann nichts mehr passieren. Sogar das gelegentliche Dröhnen der vorüberfliegenden Flugzeuge lässt sich aushalten – wenn man hier nicht leben muss. Tickets kosten 7,50 Euro. Infos unter: www.freiluftkino-rehberge.de. Laura Hofmann
SPANDAU
Gibt grässlichere Orte: Fußgängerzone, historische Bauten, ein schattiger Innenhof. In der alten Stadtbibliothek ist das Open-Air-Kino zu finden, Eintritt: 7,50 Euro. Die Lage: urig. Die Zahl der Liegestühle: 250. Die Laune: bestens. „Das schöne Wetter hat das Team hochgradig motiviert – fast die gesamte Mann- und Frauschaft ist wieder dabei. Ein bissl’ wie Klassentreffen“, sagt Julia Colm die dort alles Mögliche macht („Social Media, Suppenköchin, Gärtnerin“). Ihr Mann Roman Colm formuliert’s so: „Längst locken wir Kinoliebhaber aus der Innenstadt an. Und natürlich fahren auch Neugierige aus dem Umland zu uns – Nauen, Potsdam, Falkensee.“ Und: „Wir zeigen bei uns keine krawalligen Blockbuster mit Nachos, klebriger Soße und Bier aus dem Plastikbecher. Unser Publikum besteht eher aus dem Bildungsbürgertum, das sich über ein Glas Wein freut.“ Diesen Sonnabend läuft „Mord im Orient Express“, am Sonntag „Das Leuchten der Erinnerung“. Dazu gibt es frische Suppe. Kinozeit ist Mahlzeit. André Görke
TREPTOW-KÖPENICK
Umgeben von den Baumwipfeln des Friedrichshagener Kurparks befindet sich das historische Naturtheater Friedrichshagen. Rund 800 Menschen finden hier auf breitgebauten Holzbänken Platz, die teilweise sogar überdacht sind. Bar und Grill runden das rustikale Ambiente des Kinos ab. Das Naturtheater hat eine lange Geschichte: 1931 wurde es mit einer Aufführung von Shakespeares „Sommernachtstraum“ eröffnet, damals noch mit Orchestergraben und doppelt so vielen Sitzplätzen. Später inszenierte dort auch Heinrich George. In der DDR war das Theater mal Tennisstadion, mal Rockbühne und erlebte schließlich im Jahr 2006 den Umbau zum Freiluftkino, vorangetrieben von Matthias Stütz, dem Betreiber des nahegelegenen Programmkinos Union. Die Open-Air-Saison startet in Friedrichshagen am 24. Mai mit einem Programm aus aktuellen Filmen wie der Doku „Silly – Frei von Angst“ und in den Tagen darauf etwa „3 tage in Quiberon“ und der Musikfilmklassiker „An American in Paris“. Die Tickets kosten 8 Euro. Das Kino ist vom S-Bahnhof zu Fuß innerhalb von zehn Minuten erreichbar. Unter: www.kino-union.de gibt’s das ganze Programm. Fabian Schmidinger
MARZAHN-HELLERSDORF
Wer richtig viel Berlin im Freiluftkino erleben will, der muss nach Hellersdorf fahren. Einfach mit der U5 bis zum Bahnhof Kaulsdorf-Nord und gleich zum Cecilienplatz: Dort veranstaltet die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land schon zum 24. Mal das Hellersdorfer Balkonkino. In der Mitte die Leinwand, rundherum die Platte – wer hier wohnt, kann vom eigenen Balkon aus zuschauen. Wer nicht hier wohnt, bringt sich einen Klappstuhl mit – und manchmal noch den Picknickkorb. Mitte der 90er, als viele von Hellersdorf genug hatten und wegzogen, war das Balkonkino eine „Maßnahme zur Mieterbindung“, wie eine Sprecherin erklärt. Jetzt ziehen die Leute wieder her – und manche kommen auch nur fürs Kino vorbei. Vier Termine gibt es, los geht es immer mit Livemusik und Tanz um 19 Uhr, zwischen 21 und 21.30 Uhr beginnen die Filme: „Willkommen bei den Hartmanns“ (20. Juli), „Mord im Orient-Express“ (das Remake von 2017, 27. Juli), „Abgang mit Stil“ (3. August) und „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ (10. August). Freier Eintritt. Infos unter www.cecilienplatz.de. Ingo Salmen
FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG
Das Freiluftkino Pompeji nahe dem Ostkreuz ist ein richtiger Ausgrabungsschatz. Mit seinen 100 Plätzen ist der Open-Air-Ableger der Tilsiter Lichtspiele eher klein, aber hinter den bröckelnden Mauern gibt es ja noch so viel mehr: Das „Haus Zukunft“ bietet Kneipe, Biergarten, Theater, Konzerte und Brauerei. Das Freiluftkino liegt in den Ruinen des ehemaligen Technoclubs „Ministerium für Entspannung“, der wegen eines Großbrandes schließen musste – daher auch der Name mit Bezug auf die zerstörte, süditalienische Stadt. Sollten die Temperaturen mal weniger mediterran sein, gibt es Decken: Auf Liegestühlen sitzend lassen sich die Zuschauer das hauseigene Pils schmecken. Das Programm ist international, in Originalsprache mit Untertiteln, bei den Konzertreihen begleiten Musiker die Filme. Ein Highlight ist die Lange Nacht der Filmfestivals am 18. August. Weitere Infos: www.zukunft-ostkreuz.de. Corinna von Bodisco