Waldbrand in Brandenburg: Feuerwehren beklagen schlechte Ausstattung
In der Mark brennen die Forste. Die Feuerwehren sollen besser ausgestattet werden – mit Drohnen, Brunnen und Fahrzeugen.
In Brandenburgs Wäldern geht es weiter heiß her. Und das nicht nur wegen der zahlreichen Feuer, die auch am Donnerstag wieder an verschiedenen Stellen des Landes aufflammten. Die Natur sei das eine, sagen Kritiker. Aber manches Problem sei auch von Menschen gemacht oder zumindest nicht von Menschen verändert worden.
So beklagten sich auch einige kommunale Politiker über angeblich zu schlechte Technik. Und monieren beispielsweise, dass die kleinen freiwilligen Feuerwehren in den verschiedenen Ortsteilen der Gemeinde Nuthe-Urstromtal teils mit 50 oder 60 Jahre alten Fahrzeugen ausgestattet seien.
„Es mag ja sein, dass die eine oder andere Dorfwehr noch so alte Fahrzeuge hat", sagte der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg, Werner-Siegwart Schippel, dem Tagesspiegel: „Und wenn sie noch funktionsfähig sind, ist dagegen auch nichts einzuwenden. Aber das meiste, was vor Ort zum Einsatz kommt, ist modernste Technik. Und auch für die kleineren Orte gibt es ergänzend sogenannte Stützpunktfeuerwehren, die ebenfalls sehr gut ausgestattet sind.“
Auch im brandenburgischen Innenministerium reagiert man erstaunt auf die Vorwürfe über veraltete Technik. „Nein, diese Kritik ist nicht berechtigt und auch nicht nachvollziehbar“, sagt ein Sprecher: „Der Eindruck, dass hier alles rostet und klappert, der stimmt ganz und gar nicht.“ Auch er bringt die Stützpunktfeuerwehren ins Gespräch.
In deren Ausstattung seien seit 2014 rund 26 Millionen Euro geflossen. Zwar seien die Träger des Brandschutzes die Kommunen, das Land unterstütze diese allerdings erheblich. Neben den Stützpunktfeuerwehren habe man rund 14 Millionen Euro für Einsatzfahrzeuge des Katastrophenschutzes bereitgestellt und weitere 35 Millionen zur Stärkung der Feuerwehrinfrastruktur.
Mehr als 500 Waldbrände in 2018
Erst vor wenigen Wochen hatten das brandenburgische Innen- und Umweltministerium Maßnahmenpläne vorgelegt, die auf den Erfahrungen der mehr als 500 verheerenden Waldbrände des vergangenen Jahres beruhten.
Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) legte dabei besonders großen Wert auf die Früherkennung von Brandherden. So könnten sich Kommunen auch Drohnen anschaffen, mit denen Brandlagen exakt und zeitnah erkundet werden können. Dies sei ebenso wie neue Systeme zur Wasserversorgung, sprich Brunnen, schneller möglich, da betroffene Kommunen durch eine neue Förderrichtlinie des Innenministeriums direkt unterstützt würden.
Doch das mit den neuen Brunnen ist gar nicht so einfach, sagt der Leiter der Landeswaldoberförsterei Peitz, Claus-Rüdiger Seliger: „Es geht jedenfalls nicht in ein paar Tagen: Wenn die Brunnenbauer etwa in 50 Metern Tiefe auf Wasser stoßen, müssen sie erst einmal eine Zeitlang beobachten, ob es sich auch um einen ausreichend großen Vorrat handelt, der nicht gleich wieder versiegt.“
Um in der Lieberoser Heide schneller löschen zu können, werde man in den nächsten Wochen vier neue Brunnen errichten, sagt Seliger. Für ihn ist außerdem auch die Vereinheitlichung der Kommunikation vor Ort wichtig. Es sei nicht besonders hilfreich, wenn die einen mit Handys und die anderen mit verschiedenen Funksystemen arbeiteten.
Brandschutzstreifen dämmen Feuer ein
Seine Kollegen haben aber in der Zwischenzeit eine andere sehr wichtige Maßnahme realisiert und Brandschutzstreifen angelegt beziehungsweise verbreitert oder verlängert. Sie dienen dazu, das Feuer einzudämmen, was auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes mit mehreren Schießbahnen große Wirkung zeigen kann.
Wofür es erstmal keine Lösung gibt, ist die Tatsache, dass die als munitionsbelastet geltenden Wälder nicht gelöscht werden können. „Ich habe ein Gutachten erstellen lassen“, sagt ein privater Waldbesitzer, der seinen Namen nicht nennen möchte: „Da ist ganz klar ausgewiesen, dass die Gefahr in meinem Forst nicht größer ist als anderswo im Land. Nutzt aber nichts. Wenn es brennt, wird bei mir nicht gelöscht. Im schlimmsten Fall habe ich einen Millionenschaden. Denn die Versicherung zahlt maximal 4000 Euro pro Hektar, was aber nur 40 Prozent des tatsächlichen Wertes entspricht. Dazu kommen dann noch immense Beräumungskosten – ich kann nur hoffen, dass es mich nicht trifft.“
Dass man das Leben von Feuerwehrleuten nicht riskiert, sei verständlich, sagt der Mann: „Aber es muss doch eine andere Lösung geben.“ Alle Experten sind sich aber einig darüber, dass es möglicherweise noch Jahrzehnte dauern wird, bis alle Flächen von Kampfmitteln geräumt sind. Zwar zahlt der Bund für Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs, aber nicht für die der Alliierten, sprich der Sowjetarmee. Und die hatte ihre Übungsplätze natürlich vor allen rund um (West-) Berlin.
Aber vielleicht sollte man sich ja verstärkt um andere Möglichkeiten der Brandbekämpfung auf den betreffenen Stellen kümmern, meint Claus-Rüdiger Seliger. So gebe es Wasserschläuche, die erst in Aktion treten, wenn das Feuer sie erreiche. Feuerwehrverbandschef Schippel hat derweil mal wieder den zumindest probeweisen Einsatz von Flugzeugen gefordert.
„Es gibt da doch die europäische Löschflugstaffel und Probieren geht bekanntlich über Studieren“, sagte er am Donnerstag. Da brannten auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog bereits mehr als 800 Hektar Wald, der Landkreis Teltow-Fläming hat das Feuer als Großschadenslage eingestuft und übernahm die Einsatzleitung. Es ist der größte Waldbrand in Brandenburg seit den 1970er-Jahren.
Der Regen am Nachmittag sorgte für etwas Entspannung, ernst war die Lage am Abend aber weiterhin. Etwa 180 Feuerwehrleute mit 55 Fahrzeugen waren im Einsatz. Der Landkreis forderte weitere Einsatzkräfte aus anderen Regionen des Landes an. Außerdem zwei Bergepanzer, um Schneisen freizuräumen.
Auch Hubschrauber von Bundespolizei und Bundeswehr sind im Löscheinsatz. Die Befürchtung, dass der frühere Übungsplatz mit Altmunition belastet ist, wurde gegen Abend entkräftigt. Auch an anderen Stellen im Land hatte die Feuerwehr reichlich zu tun.