600 Hektar Waldbrand bei Jüterbog: Feuerwehr warnt vor Rauch im Westen Berlins
Im brandenburgischen Jüterbog beschäftigt ein Waldbrand die Feuerwehr. Experten befürchten, dass sich das größte Feuer in der Geschichte des Landes entwickelt.
Es ist noch keine zehn Monate her, als vielen Berlinern klar wurde, wie nah ihnen Brandenburg eigentlich ist. Damals zogen riesige Rauchschwaden über die Hauptstadt. Sie stammten von einem Großfeuer mit mehreren Brandherden bei Jüterbog und Treuenbrietzen im Landkreis Teltow-Fläming. Tage lang bekämpften hunderte Feuerwehrleute die Flammen.
So gefährlich ist es dieses Jahr noch nicht, aber am Dienstagnachmittag wuchs die Sorge, dass sich das Szenario wiederholen könnte. Mehr noch: Die meisten Experten gingen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass es dieses Mal sogar noch schlimmer werden könnte.
„Auf jeden Fall haben wir schon wieder jede Menge Anrufe aus dem Südwesten, vor allem aus Zehlendorf und Wannsee“ sagte ein Berliner Feuerwehrsprecher dem Tagesspiegel. „Dort stinkt es offenbar schon wieder sehr nach Rauch.“ Ähnliches berichten Einwohner von Potsdam. Die Berliner Feuerwehr warnte am Nachmittag via Twitter vor Geruchsbelästigungen in den westlichen Berliner Stadtteilen durch Rauch, der aus Brandenburg herüberzog. Fenster und Türen sollten gegebenenfalls geschlossen werden.
„Da brennt es wie im August 2018 auf einem alten Truppenübungsplatz“, sagt ein Feuerwehrsprecher aus Brandenburg: „Da sind die Löscharbeiten sehr schwierig, weil das Gebiet munitionsbelastet ist.“
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Ähnliches gilt für einen Brand bei Lieberose im Landkreis Oder-Spree, wo am Dienstag rund 1000 Hektar Wald in Flammen aufgingen. „Wir hatten so großes Glück, dass der Brand so früh entdeckt wurde“, sagt der Leiter der Landeswaldoberförsterei, Claus Seliger: „Es gibt hier ein altes Sprichwort: Einen Brand löscht man in der ersten Stunde, das hat sich dieses Mal bewahrheitet. Wir hatten das Feuer schon am Dienstagnachmittag unter Kontrolle und verstärken jetzt noch einmal die Waldbrandstreifen.“
Brände am Dienstagnachmittag unter Kontrolle
Die Feuerwehrleute im Süden Brandenburgs hatten dennoch wie bereits an den Vortagen die meisten Feuer im Land zu löschen. So 100 Quadratmeter in Cottbus, 30 Quadratmeter am Feldrand bei Herzberg im Landkreis Elbe-Elster. Dort brannte wie an den Vortagen auch wieder ein Bahndamm, diesmal allerdings an der Strecke von Cottbus nach Leipzig zwischen Falkenberg und Rehfelde (Elster).
Und in Massen bei Finsterwalde fielen 180 Quadratmeter Ödland den Flammen zum Opfer. Alle diese Brände waren aber am Dienstagnachmittag unter Kontrolle. Allerdings hatten die Feuerwehrleute in der Lausitz auch mehrere Fehleinsätze zu verzeichnen, was einerseits auf erhöhte Wachsamkeit der Bevölkerung, andererseits aber auch auf Trittbrettfahrer zurückzuführen ist, die sich eine Spaß daraus machen, die Feuerwehr anrücken zu lassen. Das Lachen dürfte ihnen allerdings spätestens vergehen, wenn sie die Rechnung für den mutwillig ausgelösten Alarm präsentiert bekommen.
In Berlin könnte das auch einige Menschen betreffen. In Kladow, in der Pommernallee und auch im Golfklub Wannsee erwiesen sich die am Dienstag gemeldeten Feuer beim Eintreffen der Polizei als Fehlmeldung. In einem Fall gehen die Kameraden sogar von einer sogenannten böswilligen Alarmierung aus.
Berlin blieb am Dienstag weitestgehend verschont
Nachdem am Montagabend das auf einer Fläche von fast 40.000 Quadratmetern ausgebrochene Feuer im Grunewald unter Kontrolle gebracht worden war, blieb Berlin jedenfalls bis zum Dienstagnachmittag von Waldbränden verschont. Eher ruhig war es, abgesehen von einem Waldbrand an der Tankstelle Wolfslake auch im Bereich der Leitstelle Potsdam.
In Luckenwalde tagte hingegen permanent der Koordinierungs- beziehungsweise Krisenstab. Am späten Dienstagnachmittag hatte sich das Feuer auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Jüterbog dramatisch ausgebreitet. Auf und um den Keilberg in Jüterbog tobten die Flammen da bereits auf einer Fläche zwischen 500 und 600 Hektar.
„Das könnte flächenmäßig gesehen der größte Brand in der Geschichte des Landes werden“, befürchtet der Referatsleiter Land- und Forstwirtschaft im brandenburgischen Landwirtschaftsministerium, Carsten Leßner: „Es brennt auf sowie rund um den Keilberg und das einzig Gute ist, dass bisher im Gegensatz zum vergangenen Jahr keine Ortschaften gefährdet sind.“
Das Gebiet, wo schon zu Kaisers Zeiten das Schießen geübt wurde und immer noch viel Munition vermutet wird, kann die Feuerwehr nicht betreten, nur kontrolliert abbrennen lassen. Sie hofft auf Regen und dass der Wind nicht stärker wird. Der Gestank wird also wohl noch eine Weile bleiben.