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Nicolaus Fest will nicht länger Bezirkschef der AfD in Charlottenburg-Wilmersdorf sein.
© REUTERS/Fabrizio Bensch

Unruhe in der Berliner AfD: Fest verzichtet auf Bezirksvorsitz - Pazderski Teil von Putsch-Plänen

Nach seinem Einzug ins EU-Parlament sieht Nicolaus Fest seine Aufgaben in Brüssel. Georg Pazderski gerät unfreiwillig in die Schlagzeilen.

Der Berliner Landesverband der AfD kommt nicht zur Ruhe. Nachdem zuletzt Meldungen über den schwindenden Rückhalt von Landeschef Georg Pazderski die Runde machten, zieht sich nun mit Nicolaus Fest der einzige EU-Parlamentarier des Hauptstadtverbandes vom Bezirksvorsitz zurück. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel kündigte Fest an, bei der am Samstag stattfindenden Neuwahl des Bezirksvorstands von Charlottenburg-Wilmersdorf nicht antreten zu wollen. Er begründete seine Entscheidung damit, als EU-Parlamentarier nicht genug Zeit für das Amt zu haben.

Unklar ist, wer dem 57-Jährigen nachfolgt. Als Kandidat gilt Hugh Bronson, Mitglied des Abgeordnetenhauses und bisher Stellvertreter Fests. Eine Stellungnahme dazu lehnte Bronson am Freitag jedoch ab. Aus Parteikreisen hieß es, Fest und Bronson hätten sich bereits vor Monaten miteinander überworfen. Der Kontakt zwischen beiden sei komplett abgerissen.

Anlass für das Zerwürfnis ist ein Streit über die Legitimität des Bezirksvorstands. Dieser hatte eine Frist für die ursprünglich im März 2019 fällige Neuwahl verstreichen lassen. Später setzte das Landesschiedsgericht einen Notvorstand, bestehend aus Fest, Bronson und Bezirksschatzmeister Ben Austin, ein. Mittlerweile liegt der Fall vor dem Kammergericht - das Landesschiedsgericht war im Mai im Streit mit dem Landesvorstand zurückgetreten. Auch dabei ging es um die Frage, ob der amtierende Vorstand um Pazderski noch rechtmäßig im Amt ist. Der Fall liegt aktuell beim Bundesschiedsgericht der AfD zur Klärung.

Unterdessen haben am Freitag heimlich angefertigte und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) zugespielte Tonaufnahmen für Aufsehen gesorgt. Die Aufnahmen stammen vom baden-württembergischen AfD-Vorsitzenden Dirk Spaniel, sind allerdings mehrere Monate alt. In der rund sieben Minuten andauernden und ohne das Wissen Spaniels angefertigten Tonaufnahme plant dieser den Sturz von Parteichef Jörg Meuthen und schlägt als Nachfolger Pazderski vor. Dieser sei „von seinen Zielen her ein beinharter Flügler“, zitiert ihn die FAZ.

Zu den Gründen, warum er ausgerechnet Pazderski, der aktuell Erster Stellvertreter Meuthens ist, für den Posten vorschlage, erklärte Spaniel: „Pazderski steht momentan ohne Hausmacht da und auf dünnem Eis. (...) Man muss ihn ja nicht erpressen, man kann ihm sagen: Du hast den Auftrag, zu einen. (...) Ich halte es für viel klüger, einen Pazderski als einen Meuthen als Bundesvorsitzenden zu haben. Vor allen Dingen, weil der Meuthen nicht von alleine gehen wird.“ Pazderski selbst war am Freitag für Rückfragen zu den Äußerungen seines Parteikameraden nicht zu erreichen.

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