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Santa Claus steht eher einsam vor dem Einkaufszentrum "Mall of Berlin" am Leipziger Platz: Grund sind Verbraucher-Frust und strenge Auflagen für den Einzelhandel, die den Shopping-Spaß dämpfen.
© Christophe Gateau/dpa

Coronakrise dämpft die Kauflaune vor Weihnachten: Fast jeder dritte Berliner will weniger Geld für Geschenke ausgeben

Die Menschen wollen diesen Advent sparsamer sein, als sonst - und viel online kaufen. Das belegen zwei Umfragen. Ladenbetreiber sind besorgt.

Ein Indiz für die besonders schlechte Konsumlaune im Corona-Jahr: Fast jede und jeder Dritte (30 Prozent) möchte weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben als 2019. Das geht aus der jährlichen Umfrage der Berliner Sparkasse hervor, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt. Im Vorjahr hatten nur knapp 19 Prozent mehr Sparsamkeit angesagt.

Knapp 54 Prozent wollten genauso viel Geld ausgeben wie 2018 und gut elf Prozent sogar mehr. Heute aber wollen nur noch 48 Prozent der Befragten gleich viel Geld ausgeben und eine kleine Minderheit – acht Prozent – mehr.

Die Umfrage gilt als repräsentativ und bestätigt damit als Konjunkturindikator den bundesweiten Trend. Das Institut info GmbH hatte im Auftrag der Sparkasse zwischen dem Ende Oktober und Mitte November exakt 1005 Über-16-Jährige aus den zwölf Bezirken befragt.

In diesem Jahr fragten die Demoskopen auch, wie sich das Ausgabeverhalten durch die Pandemie verändert hat. Ergebnis: Fast jede und jeder Vierte (22,8 Prozent) gab an, wegen Corona weniger Geld zur Verfügung zu haben.

Auch die Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 16 Prozent bis zum Jahresende scheint die Kauflaune nicht bessern zu können. 22 Prozent gaben an, sie freuen sich wegen Corona in diesem Jahr auch weniger auf das Fest, zehn Prozent freuen sich nach eigenen Angaben mehr als sonst.

Was alle Risikopatienten freuen sollte: Gut die Hälfte der Befragten gab bereits vor Verkündung der Feiertagsregelungen an, sie würden im kleineren Kreis feiern. Und jede und jeder Vierte wollte vor Wochen wegen Corona Reisepläne streichen.

Viele wollen online kaufen - zum Leid der Ladenbesitzer

Ladenbetreiber dürften derweil besorgt zur Kenntnis nehmen, dass nur 28 Prozent in diesem Jahr Geschenke „überwiegend bis ausschließlich“ im stationären Einzelhandel besorgen wollen, 43 Prozent kaufen „hauptsächlich“ online ein, heißt es in den Zahlen.

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Auf Wunschzettel steht, was in diesem Jahr besonders schmerzlich vermisst wird: Neben dem traditionellem Top-Wunsch Bücher/Literatur gaben diesmal fast 38 Prozent Urlaub/Reisen als Wunsch an, 36 Prozent würden sich über eine Einladung zum Essen freuen (Mehrfachnennungen waren hier möglich).

Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz. Glühweinstände und Buden stehen bereit zur Öffnung. Doch der große Rummel soll in diesem Jahr ausbleiben.
Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz. Glühweinstände und Buden stehen bereit zur Öffnung. Doch der große Rummel soll in diesem Jahr ausbleiben.
© imago images/Andreas Gora

„Berlin mit seinem starken Schwerpunkt auf Gastgewerbe, Tourismus und Unterhaltung ist besonders stark von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie getroffen“, sagt Uwe Dürkop, Chefvolkswirt der Sparkasse. „Gleichzeitig haben zum Beispiel der Lebensmitteleinzelhandel, der Online- und Versandhandel und die IKT-Branche zugelegt – Berliner Berufstätige spüren die Krise deshalb finanziell ganz unterschiedlich".

Laut einer Online-Umfrage unter den Mitgliedern des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) rechnen fast 90 Prozent mit einer Welle von Insolvenzen infolge der Pandemie. Knapp die Hälfte der der Unternehmerinnen und Unternehmer (46 Prozent) leiden infolge der Pandemie unter Umsatzeinbußen.

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Insgesamt 15 Prozent verzeichnen sogar Umsatzeinbrüche von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings sprechen auch etwa 36 Prozent von stabilen Umsätzen (plus/minus fünf Prozent), mehr als sieben Prozent Prozent konnten diese sogar steigern. Gut 37 Prozent der Befragten geben an, bereits staatliche Corona-Hilfe in Anspruch genommen zu haben.

„Allen ermutigenden Nachrichten etwa zur Impfstoffentwicklung zum Trotz – es sind die Molltöne, die unter Berlins Wirtschaftstreibenden den Blick in die Zukunft begleiten", sagte VBKI-Präsident Markus Voigt.

Unter dem Eindruck eines auf hohem Niveau allenfalls stagnierenden Infektionsgeschehens und Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, die in Dauer und Umfang schwer einzuschätzen seien, dominiere bei Berlins Unternehmern und Selbständigen große Unsicherheit. "Allerdings scheinen die staatlichen Stützungsmaßnahmen bislang Schlimmeres verhindert zu haben “, räumte Voigt ein.

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