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Die Zahl der Kunden pro Quadratmeter ist vom Senat erneu beschränkt worden.
© Kay Nietfeld/dpa

Weniger Kunden in Berliner Geschäften erlaubt: „Im Nieselregen vor der Tür warten – das kann Stress geben“

Die Berliner beginnen mit den Weihnachtseinkäufen. Wegen der neuen Corona-Regeln dürfen weniger Leute in die Läden. Der Chef das Handelsverbandes übt Kritik.

Nils Busch-Petersen ist Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg (HBB), der regionalen Interessenvertretung des Einzelhandels.

Herr Busch-Petersen, die Corona-Regeln wurden nochmals verschärft. Was bedeutet das für den Einzelhandel in Berlin?
Zunächst sind wir enttäuscht, wenn die Politik fern der Lebenswirklichkeit solche Entscheidungen trifft. Bis zu 800 Quadratmeter darf jetzt nur noch maximal eine Person pro zehn Quadratmeter aufhalten, für alle darüber liegenden Flächen ist es eine Person auf 20 Quadratmetern. Und das, obwohl das Robert-Koch-Institut zehn Quadratmeter pro Person festgelegt hat – egal, wie groß der Laden ist. Durch die Verschärfung rechnen wir nochmal mit Umsatzeinbußen von 60 Prozent, alle hochfrequentierten Innenstadtlagen werden leiden. Besonders bestraft werden die großen Warenhäuser und Supermärkte. Dabei können diese am besten reagieren.

Inwiefern?
Große Läden sind sehr gut in der Lage, Kundenströme zu leiten. Zudem haben sie alle Videokameras: Man sieht sofort, an welchem Regal oder Stand sich Menschen ansammeln und kann gezielt jemanden schicken, um das aufzulösen.

Aber vielleicht ist eben schon der Beginn einer solchen Ansammlung das Problem?
Wir haben im Einzelhandel mit unseren strengen Hygiene und Abstandsregeln bewiesen, dass wir in der Lage sind, auf die Anforderungen zu reagieren. Es gibt überhaupt keinen Anhaltspunkt dafür, dass durch den Einzelhandel die Infektionsgefahr steigt.

Werden die Warenhäuser zusätzliches Sicherheitspersonal für die Einhaltung der Regeln anfordern müssen?
Die Security für die Läden ist doch bereits da. Interessant wird die Situation auf der Straße, vor den Warenhäusern: Wenn die Leute, weil nur so wenige hereingelassen werden dürfen, in langen Schlangen vor den Türen stehen. Und da frage ich den Innensenator: Ist genug Polizei präsent?

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Denn die Nerven bei den Leuten liegen sowieso blank aufgrund der Krise. Nun müssen die im kalten Nieselregen vor der Tür warten, um ihre Einkäufe zu erledigen. Das kann unheimlichen Stress geben.

Wo die Sicherheitskräfte nicht eingreifen dürfen.
Richtig. Für öffentliches Straßenland sind die Polizei und das Ordnungsamt zuständig.

War nicht das Weihnachtsgeschäft ohnehin schon gefährdet, da die Leute vermehrt online bestellen.
Das jetzt ist ein weiterer Mühlstein, der uns um den Hals gelegt wird. Wir nennen den zweiten Lockdown „Lockdown-Leid“. Bei den Textilien ging der Umsatz um bis zu 60 Prozent zurück, ebenso bei Schuhen, bei Schmuck und Spielwaren sind es 30 Prozent. Das Dezembergeschäft war immer schon extrem wichtig, hier machen die Läden etwa 30 bis 40 Prozent ihres Jahresumsatzes.

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