Schulbau in Berlin: Fast 300 Schulen werden in den Ferien renoviert
Hunderte Ferienbaustellen gibt es in Berlins Schulen. Aber die Kapazitäten sind knapp: Der Senat lehnte jedes zweite Amtshilfeersuchen ab.
Es gibt noch Erfolgsgeschichten zu erzählen in dieser Stadt. Zum Beispiel die vom Kreuzberger Hermann-Hesse-Gymnasium: Klaglos hat es eine beispiellose Teilauslagerung in umliegende Schulen ertragen, während es jahrelang grundsaniert wurde. Im kommenden Frühjahr soll die Schule frisch erstrahlen im alten, neuen Glanz ihrer Gründerzeitarchitektur.
Wie sich das anfühlt – und wie es aussieht, wenn eine große Schule erst zur Großbaustelle und dann allmählich wieder nutzbar wird, wollte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag zum Abschied in die Ferien vorführen und bei der Gelegenheit einen Überblick über alle Berliner Sanierungsbaustellen geben. So wurde bekannt, dass aktuell in fast jeder zweiten Schule Handwerker arbeiten: Die Bezirke meldeten 387 Sanierungsvorhaben in 276 Schulen (Anklicken für Download der Excel-Datei) mit einem Volumen von 185 Millionen Euro. Soweit möglich wird die unterrichtsfreie Zeit genutzt, die am Mittwoch nach der Zeugnisvergabe beginnt, um besonders laute und schmutzige Bauarbeiten anzugehen.
Unterschiedliche Bauvorhaben in den Bezirken
Die Schwerpunkte der Bauarbeiten sind sehr unterschiedlich von Bezirk zu Bezirk: So gibt es Bezirke wie Lichtenberg, die in den vergangenen Jahren ihre Bausubstanz gepflegt haben und daher weniger mit Sanierungen zu tun haben, dafür aber wegen des Schülerzuwachses viele Neubauten angehen müssen. Und es gibt einen Bezirk wie Spandau, dessen Schülerzahl weniger wächst, der aber extrem viele Sanierungen zu organisieren hat.
Die beiden Bezirke bilden dann auch die beiden Extreme in der Liste, die am Montag bekannt gemacht wurde. Demnach gibt es in Lichtenberg aktuell an neun Schulen Bautätigkeiten, in Steglitz- Zehlendorf zwölf, in Mitte 15, in Marzahn-Hellersdorf 16, in Tempelhof-Schöneberg 18, in Friedrichshain- Kreuzberg 20, in Treptow-Köpenick 23, in Neukölln 27, in Charlottenburg-Wilmersdorf 29, in Pankow 32, in Reinickendorf 34 und in Spandau 41.
Was sich hinter diesen Zahlen verbirgt, sind höchst unterschiedlich umfangreiche Vorhaben. So finden sich dort Malerarbeiten für 4000 Euro an der Grundschule an der Pulvermühle in Spandau ebenso wie die 250.000 Euro teure Erneuerung der Sanitärräume in der Neuköllner Karlsgarten-Grundschule oder die für 2,1 Millionen Euro zu sanierende Turnhalle an der Mozart-Gemeinschaftsschule in Hellersdorf. Wobei die sehr umfangreichen Arbeiten zwar in den Ferien intensiviert werden, sich aber über viele Monate oder sogar Jahre hinziehen.
Letzteres gilt etwa für das Hermann-Hesse-Gymnasium. Hier wurde bereits 2016 die Aula saniert. Damals gab es aber noch kein Geld für die neue Heizung, die darum erst jetzt im Nachhinein eingebaut wird – weshalb nun der vorbildlich hergerichtete Prachtraum nochmals zur Baustelle wurde, um die Heizungen nachzurüsten. Die aktuelle Bautranche im Hesse-Gymnasium umfasst knapp 2,2 Millionen Euro und speist sich vor allem aus Mitteln des Denkmalschutzes – was den Vorteil hat, dass unter altem Linoleum der originale Terrazo-Boden zum Vorschein gebracht und saniert werden konnte. Auch die Treppen wurden vom Linoleum befreit.
Bildungsstadtrat Andy Hehmke (SPD) berichtete anlässlich der Begehung des Gymnasiums auch, was sich beim Neubau tut, denn insbesondere Friedrichshain hat zu wenig Kapazitäten. Daher entstehen zwei neue Grundschulen an der Oder-/Gürtelstraße und an der Corinthstraße im Rudolfkiez. Die dritte zusätzliche Grundschule zieht langfristig in das Gebäude des traditionsreichen Heinrich-Hertz-Gymnasiums im Samariterkiez, das einen Neubau am Ostbahnhof erhält.
Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) konnte vermelden, dass sein Hochbauamt personell gestärkt wird, wobei er noch nicht weiß, ob die Stellen alle besetzt werden können: Er erinnerte daran, dass es die Bezirke im Wettlauf um die knappen Bauleiter am schwersten haben, weil sie die geringsten Gehälter bezahlen können. Nicht zuletzt deshalb sind die Bezirke darauf angewiesen, Neubauten und Großsanierungsfälle durch Amtshilfeersuchen an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung abzugeben.
Allerdings wurde am Montag bekannt, dass aktuell nur 22 von 44 Amtshilfeersuchen entsprochen wurde, weil auch die Stadtentwicklungsbehörde nicht genug Kapazitäten hat, um alle großen Baumaßnahmen zu bewältigen – womit hinter der Erfolgsgeschichte der Sanierung des Hesse-Gymnasium gleich wieder die großen Probleme aufschienen, die die 5,5 Milliarden Euro schwere Berliner Schulbauoffensive noch bereithalten wird.