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Eine Ersatzhaltestelle wäre für viele Pendler schon eine große Hilfe.
© imago/Florian Schuh

Sperrungen bei Berliner U-Bahn: Verkehrssenatorin: "Kein Ersatzverkehr? Das ist nicht richtig"

U-Bahn-Ärger? Ansage vom Chef? Berlins Verkehrssenatorin wehrt sich gegen Kritik. "Früher wurde viel zu wenig in die U-Bahn investiert", sagt Regine Günther.

Die Verkehrschefin äußert sich jetzt doch zum Verkehr in Berlin. Zwei Tage nach Veröffentlichung der U-Bahn-Sperrungen in der West-City durch den Tagesspiegel meldete sich jetzt Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne). In einer Stellungnahme, die sie am Donnerstag verschickte, widerspricht sie Angaben, dass es für die im Januar und Februar gesperrten U-Bahn-Linien 2 und 3 "keinen Ersatz" gibt.

"Auf der U1 werden doppelt so viele Züge fahren wie sonst und in der City West werden Buslinien bei Bedarf verstärkt", schreibt die Verkehrssenatorin. "Insofern ist die Meldung, dass es keinen Ersatz gäbe, nicht richtig." 

Die BVG dagegen bleibt bei ihrer Angabe, dass es keinen Schienenersatzverkehr geben wird. Fahrgäste müssen die gesperrten Abschnitte über andere U-Bahn-Linien umfahren. Einen Busersatzverkehr wird es nach BVG-Angaben aus zwei Gründen nicht geben: Zum einen ist das Verkehrschaos in der West-City zu groß, zum anderen werden alle Busse benötigt, weil zeitgleich im Süden Neuköllns ein Stück der U7 gesperrt wird. Dort müssen Busse fahren, weil es keine Alternative gibt.

Günther teilte mit, dass "Buslinien bei Bedarf verstärkt" werden sollen. Wie es bei der BVG hieß, könnten "bei Bedarf" zum Beispiel auf dem M19 und dem M29 ein oder zwei zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden. Dass die U1 mit der doppelten Zahl Züge während der Sperrung von U2 und U3 fahren wird, hatte die BVG bereits angekündigt. "Dieser angebotene Ersatzverkehr mit der U-Bahn ist deutlich schneller und leistungsfähiger als die Option, zusätzliche SEV-Busse in die ohnehin oft zugestaute City-West zu schicken. Diese Lösung wurde vorab auch mit dem Aufgabenträger abgestimmt", teilte BVG-Sprecher Markus Falkner am Mittwoch mit.

Am Dienstag hatte die BVG auf einer Pressekonferenz die Sperrung der beiden zentralen U-Bahn-Strecken offiziell mitgeteilt. Der Tagesspiegel hatte die Pläne am Montag veröffentlicht. Am Dienstag musste Verkehrssenatorin Günther in der Senatssitzung dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller berichten, von den Plänen erst durch den Artikel im Tagesspiegel erfahren zu haben.

Müller (SPD) hatte Verkehrssenatorin Regine Günther und Wirtschaftssenatorin Ramona Pop als BVG-Aufsichtsratsvorsitzende (beide Grüne) dringend aufgefordert, doch noch einen Ersatzverkehr einzurichten. Müller sagte am Dienstag in der Senatssitzung, es sei völlig unverständlich, warum dies nicht aufgefallen sei.

Die Erklärung im Wortlaut

Hier die Erklärung der Verkehrssenatorin im Wortlaut: "In den vergangenen Jahren wurde viel zu wenig in die Infrastruktur und Züge investiert. Das rächt sich heute durch viele Störungen und Ausfälle. Deshalb steuern wir jetzt gegen.  Im neuen Jahr kommen auch noch drei große Baumaßnahmen auf U2, U3 und U7 hinzu. Das macht viele Wege in der Stadt beschwerlicher. Die BVG sieht Ersatzverbindungen vor: auf der U1 werden doppelt so viele Züge fahren wie sonst und in der City West werden Buslinien bei Bedarf verstärkt. Insofern ist die Meldung, dass es keinen Ersatz gäbe, nicht richtig. Auch wenn die Instandsetzung der U-Bahnlinien für die Fahrgäste mit Einschränkungen verbunden ist, sind sie notwendig, damit die U-Bahn langfristig zuverlässig funktioniert."

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