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Wer in Teltow wohnt, muss in letzter Zeit länger auf die S-Bahn warten.
© dpa

Ausgedünnter Fahrplan: Teltow fühlt sich abgehängt von der S-Bahn

Erneut fährt die S-Bahn nach Teltow nur noch im 20-Minuten-Takt. Stadt- und Landespolitik reagieren verärgert.

Fast immer trifft es Teltow. Auch am Dienstag konnte die S-Bahn auf dem Abschnitt Teltow Stadt–Nordbahnhof nicht den vom Land bestellten Zehn-Minuten-Verkehr anbieten; die Bahnen waren wegen des permanenten Fahrermangels erneut nur alle 20 Minuten unterwegs. „Damit macht die S-Bahn die Absicht Brandenburgs, die Strecke nach Teltow attraktiver zu machen, zunichte“, kritisierte Lothar Wiegand, der Sprecher des Infrastrukturministeriums. Für das Vorgehen der S-Bahn habe man kein Verständnis.

Auch für den Teltower Bürgermeister Thomas Schmidt ist die Situation „äußerst ärgerlich“; die Fahrgäste könnten sich nicht mehr auf die S-Bahn verlassen, klagte er.

Wenn Fahrer fehlten und Fahrten deshalb ausfallen müssen, sucht sich die S-Bahn nach ihren Angaben Strecken aus, auf denen verhältnismäßig wenig Fahrgäste in den Zügen sitzen. Dazu zählt die Verbindung nach Teltow Stadt. Mit großen Erwartungen war sie im Februar 2005 eröffnet worden; bis zu 10 000 Fahrgäste sollten täglich in die Bahnen steigen, hatten die Planer erhofft.

Doch weil die Kunden bereits kurz nach der Aufnahme des Betriebs wegen Bauarbeiten im Berliner Raum oft sogar mehrfach umsteigen mussten, um ins Stadtzentrum zu kommen, blieben die Fahrgäste aus. Nicht einmal die Hälfte der prognostizierten Zahlen wurde erreicht. Auch der zunächst angebotene 20-Minuten-Verkehr verlockte nicht gerade zum Umsteigen vom Auto in die Bahn. Das Land bestellte deshalb bereits zum Sommer 2009 einen Zehn-Minuten-Verkehr. Doch die just im Sommer 2009 voll ausgebrochene Krise der S-Bahn mit erheblichen Einschränkungen im Betrieb führte dazu, dass der Zehn-Minuten-Takt erst im Juli 2011 eingeführt werden konnte.

Um Wartezeiten beim Umsteigen zu vermeiden, hatte die Havelbus-Verkehrsgesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Landkreis sowie den Gemeinden Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf zuvor das Busnetz umgestellt und auf den Zehn-Minuten-Verkehr der S-Bahn ausgerichtet.

Der Fahrermangel führte am Dienstag dazu, dass auch die Linie S 45 vom Bahnhof Südkreuz zum Flughafen Schönefeld am Nachmittag eingestellt werden musste. Einschränkungen gab es zudem wieder auf der S 47, auf der die Züge lediglich zwischen Spindlersfeld und Schöneweide fuhren.

Erst in der vergangenen Woche hatte die S-Bahn einen Wochenendverkehr mit planmäßigen Einschränkungen bis Juni eingeführt, um wenigstens werktags genügend Fahrer zu haben. Dieses Ziel hat sie bisher verfehlt. Und in den elektronischen Fahrplanauskünften waren die verkündeten Einschränkungen an den Wochenenden, die bis Anfang Juni gelten sollen, auch am gestrigen Dienstag noch nicht berücksichtigt.

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