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Berlins Busse. Mehr als 1300 sind in der Stadt unterwegs.
© Imago

Interview mit BVG-Bus-Chef: "Bierbikes sind meine speziellen Freunde"

1300 Busse der BVG rollen täglich durch Berlin. Warum kommen manchmal drei hintereinander? Warum darf man nur vorn einsteigen? Und sind Busfahrer von Radlern genervt? Hier spricht BVG-Bus-Chef Martin Koller.

Martin Koller, 46, ist Diplom-Bauingenieur und seit 2010 Bereichsleiter Omnibus bei den Berliner Verkehrsbetrieben ( BVG ) und damit Herr über 1316 Fahrzeuge. Mit ihm sprach Johannes Schneider.

Herr Koller, es soll hier in aller Kürze um die großen Fragen rund um das Berliner Buswesen gehen. Zuvorderst natürlich die folgende: Warum kommt auf manchen Linien oft lange Zeit gar kein Bus und dann kommen gleich drei oder vier auf einmal?

Die saloppe Antwort ist natürlich: Der Mensch hat ja einen Hang zur Rudelbildung - und offenbar sind unsere Busse menschlicher, als wir denken. Aber Scherz beiseite: Wir bearbeiten dieses Phänomen sehr intensiv, haben Extra-Arbeitsplätze in unserer Leitstelle eingerichtet, um das zu vermeiden.

Es gibt tatsächlich eine Leitstelle? Merkt man kaum.

Die gibt es. Aber es ist wirklich sehr schwer. Sie können ja nicht einfach den Fahrgästen im dritten Bus sagen: "Passt auf, ich wende jetzt, steigt aus und nehmt den vorderen Bus!"

Und dass ein hinterer Bus einfach ab und zu mal etwas länger an einer Haltestelle stehen bleibt?

Das machen wir natürlich - auch wenn es negative Folgen für unsere Pünktlichkeitsstatistik hat. Aber alles kriegen wir so nicht ausgeglichen.

Wer ist denn die größte Gefahr für den Fahrplan?

Ein großes Problem ist die stetig steigende Zahl der Baustellentage in der Stadt. Dazu kommen Be- und Entlader auf der Busspur - da könnte ich 100 Leute mehr haben, das ließe sich nicht vollständig in den Griff bekommen. Dafür ist das Verkehrsgeschehen in Berlin zu lebhaft, um’s positiv auszudrücken.

Gibt es trotzdem etwas, das Sie besonders stört?

Die Bierbikes sind meine speziellen Freunde. Aber auch Sightseeing-Busse sind ein Problem - wenn die an einer unserer Haltestellen einen Fahrerwechsel machen, hält das den ganzen Betrieb auf.

Und Fahrradfahrer?

Die sind meistens eh schneller als der Bus. Aber klar, manche Radfahrer können Busse auf manchen Abschnitten sehr aufhalten.

Welche Maßnahmen würden Sie sich wünschen, damit die Busse schneller werden?

Natürlich ist es ein Problem, dass Busspuren von so vielen anderen genutzt werden. Aber es wird schwer, das zu ändern. Was gewiss schon helfen würde, wäre eine stärkere Priorisierung der Busse bei Ampelschaltungen. Da arbeiten wir dran.

In Berlin darf man nur beim Fahrer einsteigen. Macht nicht auch das die Busse langsamer?

Wir setzen über 50 Millionen Euro an Einnahmen im Jahr nur im Bus um - das hat auch damit zu tun.

Das könnte natürlich noch mehr sein, wenn sich die Fahrer wirklich dafür interessieren würden, was man ihnen da als "Ticket" hinhält.

Wir machen regelmäßig Ticketschulungen und unsere Kollegen haben da einen geübten Blick. Es kann natürlich immer passieren, dass sich einer mit hochgehaltener EC-Karte oder irgendeinem Kartoffeldruck in den Bus mogelt. Dem begegnen wir verstärkt mit überraschenden Kontrollen im Bus.

Letzte Frage: Wie freundlich finden Sie Ihre Fahrer?

Gestatten: Martin Koller, Bus-Leiter.
Gestatten: Martin Koller, Bus-Leiter.
© promo

Wir haben über 4000 Fahrer, da kann ich nicht für jeden die Hand ins Feuer legen. Aber für die Rahmenbedingungen machen die einen Spitzen-Job. Ein Fahrer, der einem, der einen 150-Meter-Sprint hingelegt hat, um den Bus noch zu bekommen, nochmal die Tür aufmacht - das finde ich super!

Dieses Gespräch erschien zuerst in einem großen BVG-Spezial auf den "Mehr Berlin"-Seiten im Tagesspiegel.

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