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Ein Van vom BerlKönig, dem Fahrservice der BVG im Prenzlauer Berg.
© Jens Kalaene/zb/dpa

Gratisfahrten für Pflegepersonal: Fahrdienste wie BerlKönig der BVG im Corona-Modus

Berlins Helferinnen und Helfer im Kampf gegen das Corona-Virus können ab Mittwoch gratis die „BerlKönig“-Sammeltaxen der BVG nutzen. Und es gibt mehr Ideen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG und ihr Kooperationspartner ViaVan informierten am Dienstag über ihren neuen Betriebsmodus. „Vom 25. März bis zum 19. April wird der BerlKönig den regulären Betrieb einstellen, und ausschließlich kostenlose On-Demand-Fahrten für medizinisches und pflegerisches Personal anbieten“, hieß es in der schriftlichen Erklärung.

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Das Angebot fokussiere sich auf die Nachtstunden. Beschäftigte berechtigter Berufsgruppen müssten sich bei der Registrierung ausweisen – oder einen Gutscheincode vom Arbeitgeber eintragen. Berechtigt seien ärztliches Personal, Pflegepersonal, medizinische Fachangestellte und Rettungskräfte. Das Gratis-Angebot ist nur für den Weg zwischen der Arbeitsstelle und der privaten Wohnung der Helferinnen und Helfer gedacht.

BerlKönig fährt innerhalb des S-Bahn-Ringes und „in weiten Teilen“ der Tarifzone B. Hier findet man eine aktualisierte Gebietskarte. Berlins Südwesten und Südosten, sowie der Norden Pankows und Reinickendorfs werden demnach offenbar nicht bedient. Die Registrierung und Buchung funktioniert über die Smartphone-App für Apple- und Android-Geräte. Weitere Infos zur Anmeldung gibt es auf der BerlKönig-Internetseite.

Das US-Unternehmen ViaVan betreibt den Service seit September 2018 mit der BVG. Bereits zu Ende April sollte der Vertrag auslaufen. Der Senat wollte eine Verlängerung des Angebotes zunächst nicht subventionieren – insofern könnte die Aktion ein Indisz dafür sein, dass man sich doch noch mit dem Seant über eine Verlängerung verständigt. "Es gibt aber noch keinen neuen Stand", teilte ein BVG-Sprecher dem Tagesspiegel mit.

Die Berlkönig-Aktion sorgt derweil für Kritik bei der Taxi-Innung. „Wir können das Geld im Landeshaushalt durchaus sinnvoller verwenden, als einen weiteren Taxi-Konkurrenten mit Steuergeldern künstlich am Leben zu halten“, sagte Innungschef Leszek Nadolski. „Mit nur einem Bruchteil der Summe kann das bestehende Taxi-Gewerbe weiter modernisiert werden. Beispielsweise bauen wir gerade in unsere Fahrzeuge zusätzliche Scheiben zwischen Fahrer und Rückbank ein, die gegen die Ausbreitung des Corona-Virus schützen können.“

Bei Bedarf könne das Taxi-Gewerbe auch die Beförderung von ärztlichem Personal, Pflegern, medizinischen Fachangestellten und Rettungskräfte des Gesundheitswesens zum Nulltarif anbieten und zwar 24 Stunden und sieben Tage die Woche. Auch diese Kosten könnten aus dem Landeshaushalt finanziert werden. „Andere Anbieter sorgen mit einem solchen Service für Schlagzeilen – und holen sich die Kosten dafür vom Steuerzahler zurück! Dabei sind die Taxis in Berlin die einzigen, die auch in den Randbezirken fahren“, sagte der Chef der Taxi-Innung weiter.

Alternativen von Free-Now bis Clevershuttle

Auch andere Mobilitätsdienstleister überlegen, was sie Sinnvolles mit ihrer Fahrzeugflotte anfangen können. Der Ridepooling-Fahrservice Clevershuttle teilte mit, er wolle all denen "Danke" sagen, die in Zeiten des Coronavirus weiter im Einsatz sind. Man wolle allen, die im Gesundheitswesen, bei der Polizei oder Feuerwehr tätig sind, unterstützen weiterhin mobil zu bleiben. "Deshalb stellen wir allen in diesen Berufen 50 € CleverShuttle-Guthaben zur Verfügung. Wie die Vergabe genau funktioniert, können Sie hier nachlesen.
Der Taxi- und Mietwagenservice Free-Now kündigte an, seine Fahrer sollten bei Lebensmittellieferungen unterstützen. Man werde sich mit gemeinnützige Organisationen wie den Tafeln verständigen, um Lebensmittellieferungen zu übernehmen. Alle kleinen und großen Unternehmen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, um in kurzfristig ihre Waren oder Dienstleistungen zu Kunden zu befördern, könnten sich unter marketing.de@free-now.com melden. Und die Autovermietung Allround hilft den „Tafeln“ mit zwei Kühllastern.

Die WeShare-Plattform für VW-Elektroautos teilte auf Anfrage mit, dass sie das Geschäftsgebiet vorübergehend um Krankenhausstandorte erweitert habe, um dem medizinischen Personal in Berlin eine Anbindung an Carsharing zu ermöglichen. Dazu gehören neue Geschäftsgebietsinseln für das Humboldt Krankenhaus, das Vivantes Neukölln​, das Unfallkrankenhaus in Marzahn (UKB) und das St. Marien-Krankenhaus in Marienfelde.

"Zudem haben wir vorübergehend den so genannten Stop-over Preis (Parken während der Miete) von 19 auf 5 Cent reduziert, um den Menschen zum Beispiel größere Einkäufe zu ermöglichen." Außerdem erhielten alle Mitarbeiter der Charité in Berlin täglich einen Gutschein über zehn Euro pro Tag, um den Arbeitsweg mit einem WeShare zurücklegen zu können. Zudem unterstütze man die Tafeln, die Arche und die Aktion #kochenfürhelden mit Tagespaketen bei der Auslieferung ihrer Speisen unterstützt.

Und während viele E-Roller-Anbieter ihre Geräte eingesammelt haben, expandiert der schwedische Anbieter VOI. "Wir haben zunächst zusätzliche E-Scooter an Krankenhäuser und aktuell besonders relevanten Verkehrsknotenpunkten aufgestellt, außerdem wurden in allen Städten unsere Geschäftsgebiete so angepasst, dass der Weg zu allen größeren Krankenhäusern mit einem unserer E-Scooter möglich ist", sagte VOI-Manager Claus Unterkircher dem Tagesspiegel Fachdienst "Background Mobilität & Transport". Für das Personal biete man Freifahrten an und haben dazu schon mehrere Krankenhäuser mit Gutscheinen ausgestattet.
Zusätzliches habe VOI ein B2B-Konzept eingerichtet, bei dem das Unternehmen E-Scooter öffentlichen und privaten Institutionen zur Verfügung stellen, die für den Übergangszeitraum auf Mikromobilitätslösungen umsteigen. "Dazu stehen wir weiter im Austausch mit lokalen Behörden aber auch anderen Einrichtungen wie Supermärkten", sagte Unterkircher.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Beitrages hieß es, der Senat werde 43 Millionen Euro in den BerlKönig-Service investieren. Die Information basierte auf einem Missverständnis - und wurde gestrichen.

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