Berlin und Brandenburg: Fahnder zerschlagen Zigarettenschmuggler-Bande
Eine halbe Million unversteuerte Zigaretten, Wasserpfeifentabak und hohe Summen Bargeld wurden sichergestellt. Steuerschaden: mindestens 300.000 Euro.
Eine halbe Million unversteuerte Zigaretten, 200 Kilogramm unversteuerter Wasserpfeifentabak und hohe Summen Bargeld in Euro und Dollar: Das fanden Ermittler bei einer Bande von Zigarettenschmugglern in Berlin und Brandenburg. Bei den Tätern handelt es sich um acht Syrer und zwei Libanesen im Alter von 31 bis 59 Jahren. Die Syrer haben nach Angaben des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg einen Flüchtlingsstatus.
Die Bande soll im großen Stil in Berlin und Brandenburg unversteuerte Zigaretten unter Flüchtlingen verkauft haben. Nach vorläufiger Schätzung anhand der sichergestellten Hehlerware gehen die Experten von einem Steuerschaden in Höhe von mindestens 300.000 Euro aus. Es wird aber damit gerechnet, dass die Summe im Zuge der Ermittlungen und nach Auswertung der Beweismittel deutlich höher ausfallen wird.
Insgesamt durchsuchten die Ermittler zwölf Wohnungen und Lagerräume. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt seit mehreren Monaten wegen gewerbsmäßiger Steuerhehlerei gegen die Bande. Erste Hinweise auf den „schwunghaften Handel“ mit unversteuerten Zigaretten hatten die Ermittler bereits im März bekommen. Ausgangspunkt war ein anonymer Hinweis zu einer anderen Straftat.
Bande wurde monatelang von Spezialeinheiten beobachtet
Damals war die Polizei bei der Durchsuchung eines Elektro-Handels in Berlin-Neukölln in der Nähe der Sonnenallee auf 120.000 unversteuerte Zigaretten und sechs Kilogramm unversteuerten Wasserpfeifentabak gestoßen. Danach hielt sich die Bande zunächst zurück – allerdings nur für kurze Zeit. Die GEZig (Gemeinsame Ermittlungsgruppe Zigarettenhandel) – eine Sonderheit des Zollfahndungsamtes Berlin-Brandenburg und des Landeskriminalamtes Berlin – übernahm den Fall. Die Ermittlungsgruppe ist spezialisiert auf die Bekämpfung des organisierten illegalen Zigarettenhandels sowie der zugehörigen Bandenkriminalität in Berlin und dem näheren Umfeld.
Spezialkräfte wie die Observierungseinheit Zoll – kurz OEZ – nahmen die Bande monatelang ins Visier. Staatsanwaltschaft und GEZig sammelten umfangreiche Nachweise dafür, dass die Bande weiter Zigaretten bezogen und weiterverkauft hat. „Die Beweise sind erdrückend“, sagte ein Sprecher. Ein Amtsgericht erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl gegen den 31-jährigen Hauptbeschuldigten.
Am Dienstagmorgen nahmen die Ermittler den Mann fest. Er soll den illegalen Handel aus dem Neuköllner Laden gesteuert haben. Die Ermittler gehen von drei Haupttätern – zwei Syrer, ein Libanese – aus. Bei einem von ihnen wurden 18.000 Dollar in bar gefunden.
Das Hauptlager der Bande für die Zigaretten haben die Fahnder im brandenburgischen Müncheberg (Märkisch-Oderland) ausgemacht. Daneben wurden Objekte in Frankfurt (Oder) und in Hennigsdorf (Oberhavel), kurz hinter Berlins nördlicher Stadtgrenze, durchsucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Bande ihre Ware aus Polen und Russland nach Deutschland geschmuggelt hat.
Bargeld im Wert von 110.000 Euro
Beschlagnahmt wurden neben Zigaretten und Tabak auch Bargeld im Wert von 110.000 Euro, davon 18.000 US-Dollar, zwei Tatfahrzeuge und mehrere Schreckschusswaffen, die möglicherweise manipuliert wurden. Die Ermittler stellten auch mehrere Handys, Aufzeichnungen und Bestelllisten sicher.
Am Dienstag sollten die Beschuldigten vernommen werden. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass die Staatsanwaltschaft weitere Haftbefehle beantragt. Insgesamt 200 Beamte der verschiedenen Behörden von Zoll und Polizei waren am Dienstag an dem Einsatz beteiligt.
Die GEZig war 1999 vom Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg und dem Landeskriminalamt Berlin gegründet worden. Damals hatten die Ermittler vor allem vietnamesische Banden im Visier. Durch deren offenen und aggressiven Straßenverkauf ist es zu teils gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen gekommen. Aktuell würden vietnamesische Banden weiterhin illegalen Handel mit Zigaretten führen, allerdings nicht mehr so offen und aggressiv wie in der Zeit nach 1990. Andere Gruppen, wie syrische Banden, würden nun versuchen, diese Lücke zu schließen.
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