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Überfüllte Regios - für Pendler ist das Alltag.
© Sebastian Gabsch PNN

Verkehr in Berlin-Brandenburg: Experte kritisiert neue Regio-Pläne

Das Netz "Elbe - Spree" sollte in der Hauptstadtregion das Pendeln erleichtern. Nahverkehrsexperte Hans Leister sieht allerdings konkrete Mängel.

Eigentlich soll es für die geplagten Pendler der Hauptstadtregion ab 2023 den Durchbruch bringen: Doch nun geraten die Pläne von Verkehrsverbund (VBB) und beiden Regierungen für das Netz „Elbe–Spree“ in die Kritik, für das aktuell die Ausschreibung für die Jahre 2023 bis 2034 läuft. Es geht um die wichtigsten Verbindungen zwischen Berlin und dem Umland, 17 Regionalexpress- und Regionalbahnlinien, darunter auch den heute meist rappelvollen RE1 von Magdeburg über Berlin nach Frankfurt (Oder), insgesamt um zwei Drittel des Regionalverkehrs.

„Etwa die Hälfte der Verbindungen bleibt suboptimal“, warnte der Nahverkehrsexperte Hans Leister am Dienstag in Potsdam auf einer Pressekonferenz der CDU-Landtagsfraktion. Für die hatte der 65-Jährige, der früher Regionalchef der Deutschen Bahn und Geschäftsführer privater Bahnunternehmen war und heute als Berater tätig ist, 2017 bereits ein Bahnkonzept für die Hauptstadtregion entwickelt. Nun nahm er für die CDU die laufende Ausschreibung für das Netz „Elbe–Spree“ unter die Lupe – und übersetzte die komplizierten Takttabellen in den zu erwartenden „Pendler-Fahrplan 2023 bis 2034“. Es werde „mehr Züge und mehr Platz“ geben.

Eine Liste voller Mängel

Er präsentierte zugleich aber eine konkrete Mängelliste: So sollen künftig zwar mehr Züge zwischen Cottbus und Berlin fahren, „doch die Fahrtzeit wird elf Minuten länger als heute“, obwohl diese Strecke gerade für 160 Stundenkilometer ausgebaut wird. „Ein Schildbürgerstreich“, sagt der CDU-Verkehrsexperte Rainer Genilke. Ein anderes Beispiel ist Golm mit dem Uni-Campus. Künftig soll von dort jede Stunde nur ein Direktzug (heute sind es zwei) nach Berlin fahren. „Auf den werden sich die Studenten stürzen“, so Leister. Zwischen Potsdam und Berlin seien künftig vier Regionalzüge (RE und RB) pro Stunde geplant, „wie heute“. Und zwischen Nauen, dem rasant wachsende Falkensee und Berlin sollen ab 2023 pro Stunde vier Züge fahren. „Auf der Karte sieht das gut aus“, sagte er. „Aber drei Züge fahren kurz hintereinander, dann kommt lange nichts. Der vierte Zug wird überfüllt sein.“

Auch auf der Strecke zwischen Bad Belzig und Berlin – bisher fährt ein Regio pro Stunde direkt nach Mitte – wird es nicht unbedingt besser. Künftig sollen zwar zwei Züge fahren, aber davon nur einer bis Mitte und mit weniger Sitzplätzen als heute, während der andere in Wannsee endet. „Dabei könnte man den auch bis Charlottenburg fahren lassen, wo neun Minuten später ohnehin ein Regio nach Cottbus abfahren soll.“ Mit einer Verbindung von Bad Belzig über Berlin bis Cottbus könne man das ändern und dabei noch einen Zug sparen. Wegen der Mängel fordert die CDU, die Ausschreibung des Netzes zu stoppen und zu überarbeiten.

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