Makkabiade im Olympiapark: European Maccabi Games: Berlin wird ganz meschugge
Bald beginnt die Makkabiade – trotz Sicherheitsbedenken. Das jüdische Sportturnier findet im Olympiapark statt, wie die Spiele 1936.
Es habe Bedenken gegeben, das verheimlichen die Veranstalter nicht. Es habe keine einstimmige Mehrheit dafür gegeben, nach Deutschland zu gehen, heißt es. Die Veranstalter entschieden sich aber trotz der Sicherheitsbedenken aus dem Kreis der Teilnehmer dafür, die „Maccabi Games“ oder Makkabiade in Berlin stattfinden zu lassen. Und so werden 2300 Sportler und viele tausend Zuschauer in zwei Wochen in Berlin erwartet, der Stadt also, in der 1936 jüdische Sportler von den Olympischen Spielen weitgehend ausgeschlossen wurden. Das größte jüdische Sportereignis findet erstmals in Deutschland statt.
Die Organisatoren sind überzeugt, dass die Bedenken am Ende zerstreut sein und alle Teilnehmer hoch zufrieden aus Berlin heimkehren werden. Der Präsident des deutschen Maccabi-Verbandes, Alon Meyer, will bei den Spielen zeigen, dass es nun „ein anderes Deutschland“ gibt. Er stehe für eine Generation von Juden, „die sich wohl, gut und sicher“ in Deutschland fühlt, sagte er. Von der Ursprungsidee, die Spiele am Brandenburger Tor zu eröffnen, sei man abgerückt. Der offizielle Startschuss fällt nun am 28. Juli in der Berliner Waldbühne.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) und Innenstaatssekretär Ole Schröder (CDU) stellten am Dienstag auch den Slogan vor: „Ganz Berlin wird meschugge.“ Von einem „starken Signal für das sich wieder entwickelnde jüdische Leben in Deutschland“ sprach er am Dienstag vor der Bundespressekonferenz, die Veranstaltung finde zum richtigen Zeitpunkt statt. Ein „unverdientes Geschenk“ sei die Austragung der „Maccabi Games“ in Deutschland. 70 Jahre nach dem Holocaust und 50 Jahre nach dem Beginn der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sei die Zeit reif, ergänzte Ole Schröder, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium.
1500 Werbeposter hängen in der Stadt
Die Kampagne für die „Maccabi Games“ in der Hauptstadt wird von der Wall AG unterstützt, die insgesamt 1500 City-Light-Poster sowie Flächen im U-Bahnhof Friedrichstraße zur Verfügung gestellt hat. Daniel Wall, Vorstandschef der Wall AG, sagte: „Berlin sendet als Gastgeberstadt der Veranstaltung ein wichtiges und unübersehbares Signal der Freiheit und des Friedens in die Welt.“
Die Makkabiade, eine Art Olympischer Spiele, entstand in der zionistischen Bewegung. 1921 wurde der dazugehörige Weltverband in Berlin gegründet. Dass sich jüdische Sportler in jüdischen Vereinen organisierten und jüdische Wettbewerbe entstanden, hing auch damit zusammen, dass sie bei anderen Veranstaltungen wegen des aufkommenden Antisemitismus ausgeschlossen wurden.
Gedenken im Konzentrationslager Sachsenhausen
Eine „tiefe historische Bedeutung“ sieht der Berliner Landessportbundpräsident, Klaus Böger, auch darin, dass die „Maccabi Games“ in Berlin vor allem im Olympiapark ausgetragen werden – der Spielstätte der Spiele von 1936. Vor der Eröffnung wird es ein Gedenken im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg geben. Sprechen wird bei der Gedenkveranstaltung Justizminister Maas. Der SPD-Politiker, der derzeit selbst regelmäßig an Amateurwettbewerben teilnimmt, hat bei den „Maccabi Games“ die Patenschaft für den Triathlon übernommen. Schirmherr der Spiele ist Bundespräsident Joachim Gauck, der bei der Eröffnung sprechen wird. (mit epd)
Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Der Olympiapark benötigt Millionen für die Sanierung. Im Stadion gibt es endlich besseren Handyempfang, das Schwimmbad wird saniert, in der Waldbühne verschwinden die Holperwege. Und doch drückt sich die Politik vor der Debatte, was nach der gescheiterten Bewerbung um die Spiele mit dem Areal passiert.
Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Fassung des Artikels waren sachlich unrichtige Informationen zur Teilnahme jüdischer Sporter an den Spielen 1936 enthalten, die auf dem fehlerhaften Text einer Nachrichtenagentur basierten. Sie wurden auf Grund eines Leser-Hinweises korrigiert.
Matthias Meisner