Berlins Mitte: Erster Wolkenkratzer am Alex wird ein Wohnturm
Der neue Bebauungsplan, der nun öffentlich ausgelegt worden ist, sieht für das 150-Meter-Hochhaus bis zu 400 Appartements vor. Außerdem geplant: Ein großes gläsernes Atrium am Fuße des neuen Giganten.
Fast 20 Jahre hat es gedauert, nun endlich soll Berlin seine „Stadtkrone“ bekommen: Auf Hochtouren laufen die Planungen für den Bau des ersten von zehn Wolkenkratzern am Alexanderplatz. Mit einer Höhe von 150 Metern soll das höchste Wohngebäude Berlins entstehen. Und mit einer Fläche von fast 40 000 Quadratmetern bietet der Turm so viel Platz wie das benachbarte Kaufhaus Alexa. Die größte Überraschung ist aber wohl: Der neue Bebauungsplan, der nun öffentlich ausgelegt worden ist, sieht für das Hochhaus Wohnungen unter dem Himmel über Berlin vor. Außerdem geplant: Ein großes gläsernes Atrium am Fuße des neuen Giganten.
Das Baugrundstück liegt direkt am Alexanderplatz, an dessen nordöstlichem Rand. Eigentümer ist der US-amerikanische Investor Hines, der auf dem Areal bereits das Einkaufszentrum „Die Mitte“ mit dem Elektronikmarkt „Saturn“ errichtet hat. Dieses Sockelgebäude will der Bauherr nun um das Hochhaus ergänzen. So sieht es der Masterplan aus dem Jahr 1993 von Stararchitekt Hans Kollhoff vor. Doch der wird nun korrigiert. Anders als im Masterplan vorgesehen, rückt der Turm von der Mitte des Blocks in den nördlichen Teil des Grundstückes vor. Neu ist außerdem eine dreigeschossige Tiefgarage, die zum Teil unter dem Straßenland entstehen soll.
„Das Interesse an dem Bau eines Wohnturms am Alexanderplatz ist groß“, sagte Hines-Geschäftsführer Christoph Reschke auf Anfrage. Das Unternehmen habe deshalb neben der ursprünglichen Planung für die Errichtung eines Büroturmes eine zweite Planungsvariante vorgelegt, die den Bau von Wohnungen vorsieht. Ein „spekulatives Investment“ schließt Reschke allerdings weiterhin aus.
Lesen Sie auf Seite 2, wie die Realisierung des Projekts jetzt vorangetrieben wird.
Weil sich bisher kein Nutzer für einen Büroturm fand, laufen die Planungen für das Projekt bereits seit 1993. Doch die große Nachfrage nach Wohnungen in Berlin könnte die Wende bringen. Die neuen Baupläne sehen die Möglichkeit vor, am Alexanderplatz einen der größten Wohntürme Deutschlands zu errichten. Für diesen Fall könnten bis zu 400 Wohnungen mit einer Größe zwischen 40 und 400 Quadratmetern entstehen – von „City-Appartements“ für Berlin-Besucher bis große Wohnungen „im Luxussegment“ könne das Angebot reichen. Es wäre das höchste Gebäude Berlins, nach Funk- und Fernsehturm.
Hines hat es mit der Realisierung seines Projekts offensichtlich eilig: Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat jedenfalls ein „beschleunigtes Verfahren“ eingeleitet, das den Anliegern gerade mal zehn Tage Zeit lässt, ihre Bedenken gegen die Pläne zu äußern. Die Beschleunigung des Verfahrens begründet die Verwaltung unter anderem damit, dass der Investor nur geringfügige Änderungen gegenüber den bereits genehmigten Kollhoff-Planungen aus dem Jahr 1993 vornimmt: Der Umfang des „schlanken Turmes“ wird etwas größer als vorgesehen, so dass rund 2300 Quadratmeter zusätzliche Fläche entstehen. Außerdem wird die „öffentliche Parkanlage“ auf dem Mittelstreifen der Alexanderstraße etwas kleiner als vorgesehen: zwölf statt 18 Meter. Dort soll eine „Baumallee“ mit „großkronigen Laubbäumen“ entstehen.
Neu an den Plänen ist auch das gläserne Atrium, das am Rande des Alexanderplatzes entsteht und den neuen Turm erschließen soll. Dieser Zugang zu dem Neubau wäre bis zu 30 Meter hoch, da es an den benachbarten Sockelbau mit dem „Saturn“-Markt anschließt. Ein Teil des vor zwei Jahren eröffneten Einkaufszentrums wird durch den Turm überbaut.
Dass das Hochhaus anders als im Masterplan von Stararchitekt Hans Kollhoff um etwa 30 Meter nach Norden verschoben werden soll, hat mit der Erschließung des Gebäudes zu tun: Dort, an der Alexanderstraße, könnten auch die künftigen Zufahrten zu dem Areal liegen.