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Ein Teddy muss schon sein als Berliner Begrüßungsgeschenk.
© Kitty Kleist-Heinrich

Containerdorf in Berlin: Erste Flüchtlinge finden Zuflucht in Köpenick

30 Flüchtlinge sind in Berlins erstem Containerdorf eingezogen – begrüßt mit Stofftieren, selbstgemachtem Gebäck und viel emotionaler Wärme.

Der Schnabel ist zitronengelb und ragt wie eine Kirchturmspitze aus dem Kopf. Der linke Fuß ist rot, der rechte grasgrün, und zwischen Schnabel und Füßen wölbt sich ein himmelblauer Bauch. Aus dem ertönt plötzlich eine Kindermelodie. Kirsten Schultz hat an einer Schnur gezogen, der Vogel, so bunt, als wäre er in mehrere Farbtöpfe gefallen, ist nicht mehr bloß ein Stoff-Tier, er verwandelt sich in eine Spieluhr – Beruhigungsprogramm für Babys und Kleinkinder.

Der Vogel liegt in einem Kinderwagen mit Holzrädern und Vorhängen, die mit Bärenmotiven gemustert sind. „Eine Spende“, sagt Kirsten Schultz, „gerade noch rechtzeitig eingetroffen.“ Gerade noch rechtzeitig für die junge Mutter aus Syrien und ihr zwei Monate altes Baby. Eingetroffen, kurz bevor Mutter und Kind in dieses helle Zimmer im Containerdorf im Köpenicker Allende-Viertel 2 eingezogen sind. Kirsten Schultz vom Internationalen Bund hat sie begrüßt.

Sie hat am Samstagnachmittag insgesamt 30 Flüchtlinge begrüßt. Die ersten Bewohner von insgesamt 400, die hier mal einziehen werden. Dann, wenn auch das zweite Gebäude des Dorfs fertig ist. Noch werden dort letzte Arbeiten ausgeführt. Kirsten Schultz ist Betriebsleiterin des Internationalen Bunds, der das Dorf betreibt. Heimleiter ist Peter Hermanns, ein Mann mit freundlichem, aber wachem Blick.

Die Flüchtlinge passierten eine triste Kulisse an einem kalten Wintertag. Das kleine Wachhäuschen, die gefrorene Außenanlage, die noch sehr nach Baustelle aussieht. Aber Sekunden später traten sie in eine andere Welt. In eine Welt emotionaler Wärme und Geborgenheit. Die Zimmer mögen einfach sein und nicht groß, aber entscheidend sind die Symbole und Signale von Willkommenskultur. Auf jedem Bett lag eine Tüte mit selbstgemachtem Gebäck, auf jeder Decke ein Teddybär. Die Decken hatten Kindermotive oder waren zitronengelb oder hellgrün, fröhliche Bilder, warme Farben.

Letzte Arbeiten am Köpenicker Containerdorf.
Letzte Arbeiten am Köpenicker Containerdorf.
© Kitty Kleist-Heinrich

Das Gebäck war der freundliche Gruß von Bewohnern des benachbarten Seniorenheims, die Teddybären eine Spende. „Das Seniorenheim hat uns schon zu einem Konzert eingeladen“, sagt Kirsten Schultz. Eine wichtige Botschaft in einer Gegend, in der es viel Widerstand gegen die Flüchtlinge gab und gibt.

Diese Flüchtlinge haben auf jeder Etage Gemeinschaftsküchen, Toiletten und Duschen, in jedem Zimmer steht ein Kühlschrank. In einer Küche, vor Bergen von Lebensmitteln, sagt Kirsten Schultz: „Vieles davon sind Spenden.“

Viele Lebensmittel sind Spenden.
Viele Lebensmittel sind Spenden.
© Kitty Kleist-Heinrich

Spenden, Spenden, Spenden, eine fast endlose Flut. Spielzeug, Bilderbücher, Kleidung, es gibt viele Menschen, die diese Flüchtlinge willkommen heißen.

15 Mitarbeiter kümmern sich um sie, ausgestattet mit den notwendigen Sprachkenntnissen. Zwei Erzieherinnen kümmern sich um die Kleinkinder, die schulpflichtigen Kinder werden in Willkommensklassen unterrichtet.

Vor dem ersten Gebäude des Dorfs steht ein Weihnachtsbaum, mit Kerzen und roten Kugeln. Eine hübsche Ergänzung zu den bunten Fassaden des Hauses. Ein Kontrast auch zum Innenhof des Dorfs, dem tristen Raum zwischen den Gebäuden, in dem Baufahrzeuge Reifenspuren in die Erde gedrückt haben.

Aber die Tristesse wird in Kürze aufgelockert. „Hier“, sagt Kirsten Schultz und zeigt lächelnd aus dem Fenster, „stellen wir einen zweiten Weihnachtsbaum auf.“

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