„Stoßen an Kapazitätsgrenzen“: Erste Berliner Bezirke bitten Bundeswehr um Hilfe bei Kontaktnachverfolgung
Wegen steigender Corona-Fallzahlen haben Gesundheitsämter in Berlin Mühe, die Kontaktnachverfolgung zu stemmen. Erste Bezirke setzen nun wieder auf die Bundeswehr.
Erste Berliner Bezirke wollen die Bundeswehr wieder zur Bekämpfung der Corona-Pandemie einsetzen. Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat am Dienstag beschlossen, bei der Bundeswehr Amtshilfe zu ersuchen. „Weil wir an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen, werden wir einen Antrag um Amtshilfe an die Bundeswehr stellen“, sagte Gesundheitsstadtrat Detlef Wagner (CDU) dem Tagesspiegel.
Durch die stark steigenden Fallzahlen sei der Bezirk gezwungen, „einen so hohen Personaleinsatz zu fahren, dass wir das aus eigenen Mitteln nicht mehr stemmen können“. Andes als während der Lockdown-Phasen sei es nun nicht möglich, Mitarbeiter:innen aus anderen Bereichen einzusetzen, da diese wieder in ihre angestammten Abteilungen zurückgekehrt seien und nun dort gebraucht würden, sagte Wagner.
Stattdessen hoffe er nun auf die Unterstützung von zehn Soldat:innen. Diese sollten wie beim vorherigen Einsatz bei der Kontaktnachverfolgung und an der Corona-Hotline des Bezirks unterstützen.
Schon jetzt bekomme der Bezirk mit seinen zwischen 80 und 90 Mitarbeiter:innen in dem Bereich die vielen Fälle nicht mehr tagesaktuell nachverfolgt und erfasst. „Wir sind aktuell rund 200 leichte Fälle hinterher bei der Eingabe“, sagte Wagner. Diesen Berg schiebe man derzeit immer weiter vor sich her.
Zuvor hatte bereits der Bezirk Neukölln erklärt, die Bundeswehr wieder um Hilfe bitten zu wollen. Das bestätigte Amtsarzt Nicolai Savaskan dem Tagesspiegel. Zunächst hatte die „Berliner Morgenpost“ darüber berichtet. Auch der Bezirk Spandau hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, bei weiter steigenden Zahlen die Bundeswehr erneut um Amtshilfe bitten zu wollen.
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Dagegen plant der Bezirk Mitte derzeit nicht, auf die Unterstützung der Truppe zurückzugreifen. Auch im Bezirk Tempelhof-Schöneberg gebe es dazu derzeit keine Notwendigkeit, da man derzeit noch genügend befristet eingestellte Personen habe, sagte Gesundheitsstadtrat Oliver Schworck (SPD).
Reinickendorfs Gesundheitsstadtrat Uwe Brockhausen erklärte ebenfalls, aktuell nicht von der Amtshilfe Gebrauch machen zu wollen: "Da wir gerade zusätzliches Personal für die Kontaktnachverfolgung im Bezirksamt einstellen, besteht aktuell keine entsprechende Planung."
Die Bundeswehr hatte den Berliner Bezirken bereits seit 2020 bei Aufgaben wie der Kontaktnachverfolgung geholfen. Mit nachlassenden Fallzahlen endeten die Einsätze im Sommer. Nach einer Änderung der Geschäftsordnung ist mittlerweile nicht mehr die Senatsgesundheitsverwaltung für die Koordinierung der Einsätze zuständig, erklärte ein Sprecher. „Die Bezirke sind eigenverantwortlich für den Personaleinsatz.“ Dazu habe vom Land ihnen unter anderem Mittel gegeben, um zusätzliche Honorarkräfte einzustellen.