Pflegekräfte und Laboranten im Arbeitskampf: Erst Charité und Vivantes - jetzt auch Streik im „Labor Berlin“
Seit acht Tagen streiken Pflegekräfte in der Charité und den Vivantes-Kliniken. Nun wollen auch Laboranten in Berlins wichtigstem Labor in den Ausstand treten.
Während sich das Berliner Abgeordnetenhaus erstmals mit dem Pflegestreik beschäftigt hat, bereiten sich auch Mitarbeiter im größten Labor der Hauptstadt auf einen Ausstand vor. Nach Tagesspiegel-Informationen wollen dutzende Laboranten am Freitag in den Streik treten.
Es ist der erste Arbeitskampf im "Labor Berlin", wo im Jahr circa 60 Millionen Analysen durchgeführt werden. Verdi bestätigte den eintägigen Streik auf Anfrage. Die Gewerkschaft fordert von der Geschäftsführung die Aufnahme von Tarifgesprächen, um für Laboranten den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes einzuführen: Der sogenannte TVÖD gilt in den Stammkliniken von Vivantes und der Charité, die das Großlabor als Tochterfirma betreiben.
In den Vivantes-Kliniken und die ebenfalls landeseigenen Charité streiken die Pflegekräfte schon seit Donnerstag, dort allerdings für eine bessere Personalquote an den Krankenbetten. Im "Labor Berlin" will Verdi durchsetzen, dass für alle 700 Beschäftigten der Lohn auf TVÖD-Niveau angehoben wird, was für viele der Laboranten bis zu 300 Euro mehr bedeuten würde.
In der Coronakrise ist Europas größtes Krankenhauslabor für das Auswerten von Sars-Cov-2-Proben in Berlin unverzichtbar. Tausende Proben täglich wurden dort noch im Frühjahr auf Sars-Cov-2 untersucht, Hunderte davon positiv auf das Coronavirus getestet.
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Die Zentrale des Labors befindet sich am Virchow-Campus der Charité in Berlin-Wedding. Am Freitag, so ist von Aktiven im Labor zu hören, sei vor der Zentrale in der Sylter Straße eine Protestkundgebung geplant.
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Am Donnerstag protestierten Pflegekräfte aus Universitätsklinik und Vivantes am Abgeordnetenhaus – während sich die Parlamentarier mit zwei Anträgen zum Streik befassten. Die CDU-Fraktion schrieb in ihrem Antrag, der rot-rot-grüne Senat sei für die beiden landeseigenen Klinikketten verantwortlich und solle aufgefordert werden, dort „für bessere Arbeitsbedingungen“ zu sorgen.
Die Koalitionsfraktionen von SPD, Linke und Grüne schrieben in einem Antrag, das Abgeordnetenhaus möge beschließen, die „Forderungen der Beschäftigten“ zu unterstützen. Zudem fordere man den Senat auf, die Klinikvorstände anzuweisen, auch während Streiks zu verhandeln und mit Verdi übliche Notdienstvereinbarungen abzuschließen.
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Zugleich, was rechtlich korrekt ist, schrieben die drei Fraktionen: Der Bund regele die Personalfinanzierung, die „in den Grundsätzen nicht vom Land Berlin verändert werden kann“. Auf diese Bundesregelungen, wonach Kliniken pro Diagnose von den Krankenkassen bezahlt werden, hatten auch Charité-Chef Heyo Kroemer und Vivantes-Vorstand Johannes Danckert hingewiesen.
Danckert forderte eine „Komplettreform des Gesundheitswesens“: Vollen TVÖD im Labor zu bezahlen, könne sich Vivantes unter aktuellen Bedingungen genauso wenig leisten, wie den TVÖD in den Tochterfirmen für Reinigung und Küche einzuführen.