Beate Uhse in Berlin-Charlottenburg: Erotikmuseum aus dem Verkehr gezogen
Beate Uhses Erotikmuseum an der Joachimstaler Straße hat nach fast zwei Jahrzehnten dichtgemacht. Bald will der US-Investor Hines die ganze ungeliebte Passage nahe dem Bahnhof Zoo für ein neues Geschäftshaus abreißen.
Nur ein Schild am Eingang weist auf die Neuigkeit hin. Knapp 20 Jahre nach seiner Eröffnung hat das Beate Uhse Erotikmuseum an der Joachimstaler / Ecke Kantstraße in Charlottenburg geschlossen – früher als erwartet und in aller Stille. Seit 1995 hatte das Museum auf 2000 Quadratmeter Fläche in drei Etagen rund 5000 Exponate gezeigt, die 2001 verstorbene Konzerngründerin Beate Uhse hatte sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Jetzt musste die Ausstellung den Neubauplänen des US-Investors Hines weichen, der wie berichtet die als Schmuddelecke verrufene Passage abreißen will.
Im Museum ging es um Erotik in aller Welt und zu allen Zeiten. Das Spektrum der Sammlung reichte von asiatischen Bildrollen über afrikanische Masken bis zum japanischen Phallusschrein. Viele Exponate galten als kunsthistorisch wertvoll. Dazu gehörten auch erotische Zeichnungen von Heinrich Zille sowie ein paar der ältesten Pornofilme und der ersten Kondome.
Beate Uhse war eine Wegbereiterin
Außerdem zeigte die Schau das Leben von Beate Uhse, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ihren Versandhandel für Erotikartikel aufgebaut und 1962 in Flensburg den weltweit ersten Sexshop eröffnet hatte. Später entstand daraus eine Aktiengesellschaft, und die Chefin wurde berühmt – auch als Wegbereiterin gesellschaftlicher Veränderungen. Darüber hinaus war sie Kunst- und Freizeitpilotin.
In Berlin hatte die Beate Uhse AG kurz nach dem Bekanntwerden der Neubaupläne zunächst einen Ersatzstandort für das Museum gesucht, inzwischen gibt es laut Sprecherin Doreen Schink aber keine solchen Bemühungen mehr. Bis auf Weiteres werde die Sammlung unter der Aufsicht von Kuratoren eingelagert. Der Sexshop unter den Museumsräumen schließt am 14. September. Ende September soll die Fläche an den Vermieter übergeben werden.
Von den Neubauplänen nahe dem Bahnhof Zoo sind weitere Mieter betroffen. In der Passage an der Joachimstaler Straße gibt es unter anderem noch einen zweiten Sexshop, Imbissbuden und eine Burger-King-Filiale. In der langjährigen Pflanzenhandlung „Blumen Range“ erzählen Verkäufer, ihrem Geschäft sei zum Jahresende gekündigt worden. Gezählt scheinen auch die Tage des kleinen Flachbaus an der Kantstraße mit dem Second-Hand-Laden Humana.
Der Größe des Neubaus ist noch fraglich – ein Hochhaus wird er nicht
Die Investorenfirma Hines will ein neues Geschäftshaus auf den Grundstücken bauen, die früher drei verschiedenen Eigentümern gehörten, . Im Parterre soll es hochwertigere Läden geben und in den Etagen darüber Büros. Die genaue Bauhöhe ist noch nicht klar.
Anders als am Alexanderplatz, wo die Amerikaner einen 150-Meter-Wohnturm planen, soll hier kein Hochhaus entstehen – obwohl Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) die Firma ermuntert hatte, über die Berliner Traufhöhe von 22 Metern hinaus zu planen.
Doch dafür wäre etwa dreijähriges Bebauungsplanverfahren nötig. Hines will lieber kleiner, aber dafür so schnell wie möglich bauen. Anfang Juli berieten Investoren- und Bezirksvertreter über fünf Architektenvorschläge. Dabei gab es eine Überraschung: Alle Entwürfe überschritten nun doch etwas die Traufhöhe, zumindest um ein paar Etagen. Laut Baustadtrat Schulte sollen Mitte August überarbeitete Entwürfe vorgestellt werden. Bis dahin will er sich nicht zu Einzelheiten äußern.