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"Mehr Abstand" lautete die Devise schon nach dem Lockdown im Frühsommer (Archivbild).
© Rolf Vennenbernd/dpa
Update

Auf „Orange“ oder „Rot“ hochgestuft: Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen an 170 Berliner Schulen

Wegen steigender Corona-Infektionszahlen wird die Maskenpflicht massiv ausgeweitet. Ein Bezirk fällt aus dem Rahmen.

Die Berufsschulen sind auch sehr stark von Stufe „Orange“ betroffen, die ab Montag an 45 beruflichen Schulen und Oberstufenzentren gilt. Zudem wurden rund 40 Sekundarschulen, 35 Grundschulen, 30 Gymnasien sowie einzelne Förder- und zentral verwaltete Schulen der Stufe „Orange" des Berliner Stufenplans zugeordnet. Das bedeutet in erster Linie eine verstärkte Maskenpflicht im Unterricht.

Es gibt sechs Bezirke – Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf, Spandau, Treptow-Köpenick, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf –, in denen alle Schulen im „gelben“ Bereich bleiben. Ganz anders die Lage in Mitte, wo 28 Schulen in Stufe „Orange“ rutschen. In Friedrichshain-Kreuzberg sind es 20, in Tempelhof-Schöneberg sieben und in Neukölln nur vier.

Nach Angabe der Neuköllner Bildungsstadträtin Karin Korte (SPD) handelt es sich um die Clay-Schule, das Albrecht-Dürer-Gymnasium, Ernst-Abbe-Gymnasium sowie Hannah-Arendt-Gymnasium. Ausschlaggebend dafür sei dabei nicht allein das Infektionsgeschehen in den Schulen gewesen, „sondern auch die Lage der Schulen in teils sehr belasteten Corona-Gebieten“. Die anderen Bezirke nannten keine Schulnamen, allerdings machten Schulen wie etwa das Schöneberger Rückert-Gymnasium ihre Einstufung von sich aus öffentlich.

Auffällig ist nicht nur, dass Neukölln im Verhältnis zu der großen Zahl der von Infektionen betroffenen Schulen (31) und zur Gesamtlage im Bezirk - wenig Schulen „orange“ gestellt hat. Auffällig ist vor allem, dass dies in Reinickendorf alle 63 Schulen betrifft.

"Akutes unübersichtliches Infektionsgeschehen"

Die Bildungsverwaltung teilte auf Nachfrage am Abend mit, dass es im Bezirk ein „akutes unübersichtliches Infektionsgeschehen durch zwei Großveranstaltungen“ gegeben habe. Um welche Veranstaltungen es sich handelte, war nicht mehr zu erfahren. Allerdings erfuhr der Tagesspiegel aus dem Bezirksamt, dass der Grund für diese generelle Weichenstellung auch das „insgesamt steigende Infektionsgeschehen im Bezirk“ sei und nicht die Infektionszahlen an den Schulen selbst, die „vergleichsweise gering“ seien.

Der unterschiedliche Umgang mit dem Stufenplan offenbart nicht nur, dass er den Gesundheitsämtern sehr viel Spielraum lässt, sondern auch, dass die Bezirke diesen Spielraum durchaus nutzen - je ne nach Einschätzung des jeweiligen Gesundheitsamtes.

Aber nicht nur die Gesundheitsämter pflegen ihre eigenen Prioritätensetzungen, sondern auch die einzelnen Stadträte und Bürgermeister. So äußerte Pankows Bürgermeister Sören Benn (Linke) im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint, man müsse unter Umständen bereits jetzt vermehrt auf "Rot" zu wechseln. Es sei "nicht überzeugt, dass wir die Schulen einfach so weiterlaufen lassen können", Damit rede er "nicht von Schließungen, aber doch von Hybridbetrieb mit deutlicher Kontaktreduzierung".

Hybridbetrieb bedeutet allerdings, dass die Kinder wesentlich mehr zu Hause wären und damit von der Förderungsbereitschaft und der Fähigkeit ihrer Eltern abhängig. Davor warnen nicht nur Kinderärzte nach den Erfahrungen mit der Schulschließung im Frühjahr.

Was der Wechsel zu "Orange" bedeutet

Alle rund 1000 Berliner Schulen und sollen innerhalb dieser Woche mit CO2-Messgeräten ausgestattet werden. Damit sollen Schüler und Lehrer besser einschätzen können, ob sie lange genug gelüftet haben und daraus Erfahrungswerte ableiten.

Nach den Herbstferien waren die Schulen generell mit Stufe "Gelb" gestartet. Was der Wechsel zu Stufe "Orange" im Einzelnen bedeutet:

An den Grundschulen findet der Unterricht weiterhin nach voller Wochenstundentafel statt. Weitere Angebote, an denen die Schülerinnen und Schüler freiwillig teilnehmen, wie Arbeitsgemeinschaften, Religions- und Weltanschauungsunterricht gibt es nicht mehr in der Präsenzform.

Der Unterschied zur gelben Stufe besteht darin, dass auch der Religions- und Weltanschauungsunterricht betroffen ist: "Konkrete Absprachen zu alternativen Durchführungsformen sind zwischen der Schulleitung und den jeweiligen Anbietern zu treffen", heißt es im Stufenplan. Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird erweitert: Sie gilt jetzt auch auf überdachten oder überschatteten Plätzen und in allen geschlossenen Räumen außer im regulären Unterricht. Das bedeutet: Beim gruppenübergreifender Unterricht oder bei gruppenübergreifenden Angeboten ist die Maske zu tragen.

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An den Sekundarschulen und Gymnasien findet die außerunterrichtliche Förderung im Ganztag nur noch eingeschränkt statt - je nach Absprache mit den Anbietern. Weitere Angebote, an denen die Schülerinnen und Schüler freiwillig teilnehmen, wie Arbeitsgemeinschaften, Religions- und Weltanschauungsunterricht usw., finden nicht in Präsenzform statt.

In der Schule gilt die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung unter überdachten oder überschatteten Plätzen und in allen geschlossenen Räumen, auch im Unterricht und bei der Durchführung der außerunterrichtlichen Förderung im Ganztag. Zur Unterscheidung: Dies gilt in Stufe gelb nur ab Klasse 11.

An den Berufsschulen gilt weiterhin der Regelbetrieb mit vollem Wochenstundentafel und alle weiteren verbindlichen schulischen Angeboten und Veranstaltungen. Weitere Angebote, an denen die Schülerinnen und Schüler freiwillig teilnehmen, wie Arbeitsgemeinschaften, finden nicht in Präsenzform statt. Auch hier sind Absprachen mit den jeweiligen Trägern/Anbietern zu treffen. Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gilt an den Berufsschulen auch in Stufe Gelb bereits in allen Bildungsgängen. Insofern ändert sich hier nichts.

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