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Erardo Cristoforo Rautenberg, fotografiert in seinem Haus in Brandenburg an der Havel.
© Thilo Rückeis

Bundespräsident Steinmeier: "Erardo Rautenberg war ein großer Demokrat"

Der Tod von Erardo Rautenberg bestürzt die Bundesrepublik. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kondolierte Rautenbergs Witwe. Wir dokumentieren das Schreiben im Wortlaut.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der Witwe von Erardo C. Rautenberg kondoliert. Der Bundespräsident schreibt:

„Wir verlieren mit Erardo Rautenberg einen jener Köpfe, von denen es in unserem Land nicht viele gibt – einen über alle Parteigrenzen hinweg hoch geachteten Juristen, der sein Leben in den Dienst des Staates und seiner Menschen gestellt hat. Das Amt des Generalstaatsanwaltes übte er mit großer Leidenschaft aus, wie er überhaupt ein Mann voller Leidenschaften und Hingabe war.

Erardo Rautenberg war kluger Jurist und mutiger Demokrat zugleich. Er setzte sich für Bürgerrechte, Zivilcourage und demokratische Kultur ein und kämpfte für Toleranz und friedliches Zusammenleben – sogar unter Inkaufnahme persönlicher Anfeindungen und Drohungen.

‚Eine Verfassung muss auch Antwort geben auf die Herausforderungen ihrer Zeit‘, so hat Erardo Rautenberg einmal seiner Überzeugung Ausdruck verliehen. Der Würde des Menschen durch einen freiheitlich-demokratischen und sozialen Rechtsstaat Geltung zu verschaffen, war sein Herzensanliegen. Daraus entsprang auch sein entschiedenes Eintreten gegen neue Formen rechtsextremistischer Aktivitäten und gegen die Wiederbelebung rechtsextremen Gedankenguts.

Erardo Rautenberg war fest davon überzeugt, dass man den Parolen nationalistischer Gruppierungen einen ‚Patriotismus der Demokraten‘ entgegensetzen muss. Daher lag ihm die Geschichte der deutschen Freiheitsbewegungen besonders am Herzen – vom Hambacher Fest bis zur demokratischen Opposition in der DDR.

Durch dieses Engagement haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt. Ich erinnere mich an eine frühe Begegnung zu den Geburtsstunden der Demokratie in Deutschland, in der wir über die Freiheitskämpfer von 1848/49 diskutierten. Erardo Rautenberg machte sich schon damals für die Errichtung eines ‚Forty-Eighters‘-Denkmals in Berlin stark – eine Initiative, für die er inzwischen viele Unterstützer gefunden hat. Und unsere letzte Begegnung, erst vor wenigen Wochen im Schloss Bellevue, war ein langes und bewegendes Gespräch über Fritz Bauer, den mutigen und unbeugsamen Generalstaatsanwalt – vielleicht ein Vorbild für Erardo Rautenberg, jedenfalls jemand, den er verehrte und mit dessen Arbeit und Haltung er sich jahrelang beschäftigt hat.

Eben jener Fritz Bauer beschrieb 1955 sein eigenes Berufsethos mit den Worten, er wolle ein Jurist sein, ‚der dem Gesetz und Recht, der Menschlichkeit und dem Frieden nicht nur Lippenbekenntnisse leistet‘. Ich finde, diesen hohen Anspruch hat Erardo Rautenberg in eigener Person auf herausragende Weise erfüllt.

Demokratie ist gewiss zuerst eine Sache der Vernunft – aber sie ist ganz sicher ebenso eine Sache des Herzens. In beiderlei Sinne war Erardo Rautenberg ein großer Demokrat.

Sein Tod ist für uns alle ein unersetzlicher Verlust.

Wir werden Erardo Rautenberg niemals vergessen.“

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