Doch keine Schweinepest am Berliner Stadtrand: Entwarnung für Verdachtsfall in Potsdam – kein Zaunbau in Spandau
Der am Glienicker See gefundene Wildschweinkadaver war nach genauerer Untersuchung doch nicht mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert.
Der Verdacht der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein-Kadaverfund in Potsdam Groß Glienicke wurde durch das Nationale Referenzlabor nicht bestätigt.
Durch umfangreiche, zusätzliche Untersuchungen des übersandten Schwarzwildkadavers konnte durch das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) Afrikanische Schweinepest ausgeschlossen werden. Das teilte das Brandenburgische Gesundheitsministerium am Sonnabend mit. Verbraucherstaatssekretärin Anna Heyer-Stuffer, Leiterin des ASP Krisenstabs, sagte dazu: „Ich bin sehr froh und erleichtert über dieses Ergebnis!" Sie bedankte sich bei allen Beteiligten des Tierseuchenbekämpfungsdienst des Landes Brandenburgs für "das schnelle und professionelle Handeln", außerdem bei den Städten Berlin und Potsdam sowie den umliegenden Landkreisen, die innerhalb kürzester Zeit alle notwenigen Vorbereitungen getroffen hätten und damit gezeigt hätten, dass alle auf den Ernstfall vorbereitet seien.
Sicher sei, dass die Afrikanische Schweinepest durch den Menschen über weite Strecken getragen werden könne. "Wir müssen deshalb nach wie vor sehr wachsam sein, um eine Verbreitung des Virus aus mit der Afrikanischen Schweinepest infizierten Gebieten zu verhindern", sagte Krisenstabsleiterin Heyer-Stuffer weiter.
Auch der Berliner Bezirk Spandau reagierte erleichtert auf die Entwarnung und kündigte an, jetzt doch keine Zäune aufzustellen. „Wir nehmen das erfreut zur Kenntnis und werden die Maßnahmen wieder runterfahren und zurückstellen“, sagte Bezirksstadtrat Stephan Machulik (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. „Es macht ja jetzt keinen Sinn, Zäune zu bauen. Aber wir haben uns in den letzten Jahren darauf vorbereitet. Und wenn morgen ein Fall bestätigt würde, könnten wir sofort wieder aktiv werden.“ Letztlich sei es eine Frage der Zeit, wann Berlin betroffen sein könnte.
Brandenburg versucht seit Monaten die Afrikanischen Schweinepest, kurz ASP, aufzuhalten. Am Freitag wurde zum ersten Mal ein Verdachtsfall südwestlich der Berliner Stadtgrenzen publik.
Ein toter Wildschweinkadaver wurde nördlich des Glienicker Sees gemeldet. Dort befindet sich der „Kleine See“ zwischen Berlin-Kladow und dem so genannten „Villenviertel“ in Groß Glienicke (Potsdam), einem ehemaligen Kasernengelände, in das in den letzten Jahren viele Berliner gezogen sind.
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Der See ist eher eine verkrautete, nasse Lichtung im Wald, umtost von der Bundesstraße B2. Dort lag das tote Tier, rund 400 Meter von der Grenze zum Berliner Bezirk Spandau entfernt.
Die Nachricht machte am Freitagmorgen die Runde. Ein erster Test auf die Afrikanische Schweinepest fiel positiv aus, eine Bestätigung des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit stand am Freitagabend aber noch aus.
Kilometerlange Zäune hätten errichtet werden müssen
Hätte sich der Verdacht bestätigt wäre eine so genannte „Kernzone“ um den Fundort errichtet worden: Hunde müssten im Umkreis von 15 Kilometern immer an die Leine und private Jäger dürften Wildschweine nicht mehr schießen.
Für Schweinehalter gäbe es strenge Auflagen. Zudem sollte ein Zaun im Radius von vier Kilometern errichtet werden, um Wildschweine an der weiteren Verbreitung des Virus zu hindern. Die Straßen mit den BVG-Linien sollten passierbar bleiben. Die Gegend mag als ländlich gelten: Dort leben aber 20 000 Menschen.
Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) und Spandaus Stadtrat Stephan Machulik (SPD) eilten am Freitagnachmittag zum Stadtrand. Dort fand eine improvisierte Pressekonferenz vor einem bekannten Ausflugslokal am Sacrower See statt.
„Wir wissen leider nicht, wie lange das dauert und wie lange sie stehen bleiben müssen“, sagte der Stadtrat von Berlin-Spandau, Stephan Machulik, SPD, bei einem Vorort-Termin im Wald mit Bezug auf die Sperrzone. Aber die Lage sei ernst.
„Brandenburg hat mit der Seuche seit Monaten zu kämpfen, jetzt hat sie erstmals Auswirkungen auf das Berliner Stadtgebiet“, sagte der Senator, gleichwohl „Berlin kein Schweinefleisch produzierendes Land sei“. Allerdings ende die Krankheit immer tödlich bei Schweinen; in Berlin lebten allein 3000 Wildschweine – und das ist nur eine Schätzung.
Am kilometerlange Havelufer werden ebenfalls Gitterzäune aufgebaut – von der Haveldüne bis runter zur Landesgrenze. Wildschweine sind talentierte Schwimmer. „Wir brauchen für einen Kilometer Zaun etwa zwei Tage“, berichtete Stadtrat Machulik. „Auf Privatgrundstücken errichten wir natürlich keine Zäune“, da gibt es ja auch Zäune durch die Grundstücke.
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Seine Leute kontrollieren jetzt, ob irgendwo noch ein totes Tier liegt. Die Bauern, die in Berlin-Gatow ihre Höfe und Landwirtschaftsflächen haben, müssen ihre Schweine in die Ställe holen. Es gehe aber nur um 18 Tiere und zwei Bauern, sagte ein Mitarbeiter des Senators.
Dass die Schweinepest Berlin erreichen könnte, ist keine neue Sorge. Die Koordination zwischen Berlin, Brandenburg und dem Bund übernimmt der Senat; zuständig vor Ort sind aber die Bezirke.
Für die ist das auch ein Testlauf. In den für die Tierseuchenbekämpfung zuständigen Bezirken gibt es seit Anfang 2019 Vorbereitungen für die Schweinepest, doch mancherorts ist man nicht zufrieden gewesen mit der Senatshilfe. Die Gitter lagern in Depots im Bezirk Reinickendorf.
Für Menschen ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich. Das Virus der ASP ist nicht auf den Menschen übertragbar – auch nicht durch den Verzehr von Schweinefleisch. Allerdings spielt der Mensch bei der Verbreitung der Seuche eine wichtige Rolle.
Es ist etwa wichtig „nicht durchgegarte“ Fleischreste – wie etwa Rohschinken oder Salami – nur in verschlossenen Behältern zu entsorgen. Sie könnten mit der ASP infiziert sein und stellen für Wildschweine eine der Hauptinfektionsquellen dar.
Auch sollen keine tierischen Produkte aus Regionen eingeführt werden, in denen das Virus verbreitet ist. Dazu zählen das Baltikum, Belgien, Bulgarien, Rumänien, Ukraine, Polen und die Tschechische Republik. Das Virus kann in rohem und gefrorenem Fleisch mehrere Monate überleben. So kann in ungünstigen Fällen ein auf dem Parkplatz unachtsam entsorgtes Wurst- oder Schinkenbrötchen ausreichen, um die Seuche weiterzuschleppen.
Bislang war die Seuche vor allem im Osten Brandenburgs nachgewiesen worden. Besonders betroffen waren bisher die Landkreise Oder-Spree und Märkisch-Oderland. Es gibt die These, dass sie über Lkw-Fahrer so ins Landesinnere gebracht wurde. Erstmals wurde die ASP im September 2020 in Deutschland nachgewiesen.
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