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Im OP: Künftig sollen die Daten von Patienten und Kliniken - im Bild der Charité-Campus Mitte - besser vernetzt werden.
© Kitty Kleist-Heinrich
Exklusiv

"Gesundheitsstadt Berlin 2030": Entlassener Staatssekretär soll Gesundheitsstadt Berlin entwickeln

Erst vor kurzem hatte Gesundheitssenatorin Kolat ihn entlassen. Nun soll Ex-Staatssekretär Boris Velter eine tragende Rolle für die Gesundheitsbranche bekommen.

Die von Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) einberufene Zukunftskommission "Gesundheitsstadt Berlin 2030" hat ihre Vorschläge für einen modernen Forschungsstandort vorgestellt: Demnach sollen die landeseigenen Klinikkonzerne Vivantes und Charité eine Dachgesellschaft gründen. Diese solle alle nötigen Ausbildungen in einer Akademie bündeln, dafür sorgen, dass Vivantes-Patienten von der laufenden Charité-Forschung profitieren und die große Zahl an Krankenbetten beider Häuser für Großstudien genutzt werden, die in ganz Deutschland sonst nicht möglich seien.

Dazu machte der Kommissionsvorsitzende und SPD-Bundespolitiker Karl Lauterbach weitere Vorschläge mit Blick auf die Digitalisierung, Synergien und Fachkräfterekrutierung. Zu den Vorschlägen der Kommission passen die Ankündigungen von Charité-Chef Karl Max Einhäupl.

Ex-Staatssekretär Boris Velter (SPD) könnte Sonderbeauftragter werden

"Berlin hat Riesenpotenzial, so viele 20- bis 25-Jährige gibt es nirgendwo in Deutschland. Die demografischen Probleme am Arbeitsmarkt sind in der Stadt bundesweit am geringsten", sagte Lauerbach im Roten Rathaus. "Werden die Vorschläge der Kommission umgesetzt, kann Berlin ein europäischer Spitzenstandort in der Medizin werden." Weil viel koordiniert und auch gebaut werden müsse, solle der Senat dafür einen Sonderbeauftragten einsetzen: einen Modernisierungsexperten für das Gesundheitswesen der Stadt.

Er ist wieder da: Boris Velter, hier auf einem Archivfoto von 2016 mit der damaligen Stadträtin Sibyll Klotz.
Er ist wieder da: Boris Velter, hier auf einem Archivfoto von 2016 mit der damaligen Stadträtin Sibyll Klotz.
© Jörg Carstensen/dpa

Nach Tagesspiegel-Informationen wünschen sich Müller und Lauterbach dafür den früheren Gesundheitsstaatssekretär Boris Velter (SPD). Den hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (ebenfalls SPD) im Dezember ohne Angabe von Gründen entlassen. Das hatte Kritik von Politikern der rot-rot-grünen Koalition hervorgerufen - denn Velter gilt als Kenner des komplexen Feldes der Krankenhauswirtschaft. Ein Sprecher der Senatswissenschaftsverwaltung bestätigte den aktuellen Vorschlag nicht. Velter gilt mit Blick auf die latenten Spannungen zwischen den Klinikketten in Berlin als "neutral".

Lauterbach: Wir hinken bei der Digitalisierung hinterher

Senatschef Müller hatte die elfköpfige Expertenkommission im Mai 2018 einberufen, um Berlins größte Branche "zukunftssicher" zu machen. Vizechef der Kommission ist der künftige Charité-Vorstandsvorsitzende Heyo Kroemer. Das dürfte sich beim Umsetzen der Vorschläge nützlich erwiesen. Lauterbach plädierte auch für die Einführung umfassender E-Akten, also dafür, möglichst viele Daten in den digitalen Patientenakten zu speichern. "Wir hinken bei der Digitalisierung hinterher", sagte der SPD-Mann, der auch Mediziner ist. "In eine solche Akte müssen Behandlungspfade und mögliche Studienteilnahmen rein - dann nützt sie allen."

Der Abgeordnete Karl Lauterbach (SPD) hat am Montag im Roten Rathaus einen Bericht zur "Gesundheitsstadt Berlin 2030" vorgestellt.
Der Abgeordnete Karl Lauterbach (SPD) hat am Montag im Roten Rathaus einen Bericht zur "Gesundheitsstadt Berlin 2030" vorgestellt.
© Paul Zinken/dpa

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