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Schulessen
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Schulverpflegung in Berlin: Eltern wollen veganes Schulessen

Ein Vater aus Köpenick möchte, dass seine Tochter veganes Essen in der Schule bekommt. Doch seit der Reform des Schulessens sei das nicht mehr möglich, sagen die Caterer.

Kein Fleisch, kein Ei, keine Milch und auch kein Honig: Wer sich vegan ernährt, verzichtet auf vieles – aber nicht unbedingt freiwillig auf ein warmes Schulessen. Auch nicht die Tochter von Daniel Boehme, die auf eine Köpenicker Grundschule geht und dort bis Ende Januar auch problemlos ein Mittagessen ohne Tierprodukte bekam. Doch seit der Reform des Schulessens im Februar sei das anders, schreibt Boehme auf seinem Blog. Der Caterer wechselte und mit dem veganen Menü war Schluss. Jetzt müsse er seiner Tochter kalte Brote mitgeben und trotzdem den Essensbeitrag bezahlen, weil dieser zum Hortvertrag gehöre.

Die Schulverwaltung erklärt dazu, dass kein vertraglicher Anspruch auf ein veganes Mittagessen bestehe. Alle Caterer bieten täglich ein vegetarisches Essen zur Auswahl an. Mit der Reform des Schulessens gelten die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) – und diese spricht sich gegen eine vegane Ernährung für Kinder aus, da damit nicht alle Nährstoffe abgedeckt werden könnten.

Der Vegetarierbund Deutschland widerspricht der DGE-Auffassung allerdings. „Eine vegane Ernährung ist für alle Altersstufen geeignet, das sehen Ernährungsbehörden in den USA, Kanada und Australien auch so. Man muss nur ein paar Dinge beachten“, erklärt eine Sprecherin. Vitamin B12 müsse ergänzend gegeben werden, weil das in pflanzlicher Nahrung nicht vorkommt.

„Wir dürfen gar nicht vegan liefern, die Vorgaben in den Ausschreibungen sind jetzt einheitlich“, sagt Rolf Hoppe vom Verband der Schulcaterer und Chef des Caterers Luna. Ausnahmen könnten die Caterer nur bei Allergien machen. „Dafür brauchen wir aber ein ärztliches Attest“, sagt Hoppe. Ein Allergiker-Essen sei deutlich teurer: „Fünf bis sechs Euro kostet eine Portion, wir bekommen aber nur den Standardpreis von 3,25 Euro dafür.“ Bei Luna würden täglich rund 200 Allergiker-Essen hergestellt – bei 15 000 Portionen insgesamt. Dass eine Familie veganes Essen verlangt, habe er noch nicht erlebt.

„Meine Tochter macht das aus ethischen Gründen“, sagt Boehme. Er weist darauf hin, dass in der Musterausschreibung des Senats stehe, dass der Caterer „ethische und religiöse Aspekte, insbesondere bei der Verwendung von Fleisch, angemessen zu berücksichtigen“ hat. Aus der Senatsverwaltung heißt es dazu, dass ethische Ansprüche allgemein gemeint seien, aber nicht jeder einzelne Belang.

Daniel Boehme sucht jetzt Familien, denen es ebenso geht, und erwägt eine Klage. Bisher hätten sich etwa 20 Familien bei ihm gemeldet. Nach Schätzungen des Vegetarierbundes leben in Berlin mehr als 25 000 Veganer.

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