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Schmeckt’s? Seit Montag versorgen neue Caterer Berlins Schulen mit Essen – und Nudeln kann man ja bekanntlich gar nicht oft genug auftischen
© Doris Spiekermann-Klaas

Neues Schulessen in Berlin: Teurer - und hoffentlich besser

Seit Jahren gibt es Ärger um das Schulessen. Seit Montag soll es endlich leckerer und gesünder sein. Zumindest am ersten Tag waren viele Schüler zufrieden. Aber einige Probleme sind noch nicht gelöst.

Das Backsteingebäude der Heinrich- Zille-Grundschule in Kreuzberg strahlt in der Mittagssonne. Auch die Schüler und Mitarbeiter der Schule scheinen gut aufgelegt zu sein am ersten Tag nach den Winterferien. Um kurz nach 12 Uhr kommt die erste Klasse in die Mensa, wo nach dreijähriger Pause erstmalig wieder der Caterer Luna das Mittagessen zubereitet. Die Schüler kommen mit dampfenden Tellern mit Spaghetti mit Tomatensoße oder Pesto und Parmesankäse an die Tische. Dazu gibt es Früchtetee, Salat und Bananen. Mohammeds Urteil fällt eindeutig aus: „Schmeckt turbo!“ Auch die meisten anderen Kinder sind mit dem Geschmack zufrieden. Sie freuen sich, dass sich beim Essen etwas ändert. „Früher habe ich mir nach der Schule immer direkt etwas zu essen geholt“, erzählt zum Beispiel Jakob aus der dritten Klasse. Da es ihm in der Mensa nicht geschmeckt habe, habe er dort immer nur wenig gegessen.

Die Klassenlehrerin erzählt, dass auch die Elternschaft sich über den Wechsel des Caterers freut. „Früher haben die Eltern die Qualität bemängelt“, sagt sie. Dafür seien die Mitarbeiter der bisherigen Firma sehr freundlich gewesen. Für Erzieher Hans-Joachim Aschinger ist das ohnehin die Hauptsache. „Die Kinder müssen gerne zum Essen kommen“, meint er. Jetzt hofft er, dass das zusätzliche Budget für die Mahlzeiten auch wirklich auf den Tellern der Kinder landet.

Zu jeder Mahlzeit Salat und frisches Obst

Der Geschäftsführer der Firma Luna, Rolf Hoppe, möchte das zusätzlich gewährte Geld dafür verwenden, mehr Bioprodukte zu verwenden. „Insgesamt können wir jetzt eine größere Bandbreite an Gerichten anbieten“, sagt er. Luna hatte schon früher für die Zille-Schule gekocht, sich aber zwischenzeitlich wegen der geringen Preise mit anderen Caterern aus dem Bezirk zurückgezogen. Erst in der jüngsten Ausschreibung war dieses Budget berlinweit um 75 Cent auf 3,25 Euro pro Mahlzeit erhöht worden. Dafür sollen zu jeder Mahlzeit frisches Obst, Salat und ein Getränk im Angebot sein.

Ob die Berliner Eltern die Preiserhöhung zugunsten einer gesünderen Schulverköstigung mittragen werden, ist offen. Bislang ist weder in Marzahn-Hellersdorf noch in Neukölln etwas von Kündigungswellen zu hören. Das könnte allerdings noch kommen, wenn erstmals die höheren Elternbeiträge abgebucht werden. Es wird damit gerechnet, dass es mehr Anträge auf Zuschüsse aus dem Bildungs- und Teilhabepaket geben wird. Die Bildungsverwaltung will zudem den Zugang zum Härtefallfonds erleichtern.

Nach Angaben der Bildungsverwaltung und des Verbandes der Caterer verlief der Neustart am Montag relativ ruhig. Der Sprecher des Catererverbands wies nur darauf hin, dass in einigen Schulküchen die Ausstattung nicht vollständig war. Er schätzt, dass an 80 bis 100 Schulen ein neuer Caterer angefangen hat.

Wie geht es an den Oberschulen weiter?

Einen umstrittenen Wechsel hatte es an der Zehlendorfer Schweizerhof- Grundschule gegeben, weil nicht der von der Schule gewünschte Anbieter „Drei Köche“ den Zuschlag bekommen hatte, sondern der Großcaterer Sodexo. Jetzt drohte neuer Ärger, da sich Sodexo zunächst geweigert haben soll, auf einen Diätwunsch eines Allergikerkindes einzugehen, wie Elternvertreter Joachim von Oppen berichtet. Dieses Problem habe sich aber inzwischen gelöst. Dennoch will sich die Schule nicht mit dem „absurden“ Ausgang des Bieterverfahrens zufriedengeben und bleibt auf den Barrikaden.

Unzufriedenheit herrscht auch an der Helene-Haeusler-Förderschule in Prenzlauer Berg. Hier hatten sich nicht die von der Schule favorisierten Caterer beworben, weil sich der neue Essenspreis von 3,25 Euro zwar für Grundschüler rechnet, nicht aber für ältere Schüler mit größerem Hunger, die an der Haeusler- Schule in der Mehrheit sind. Dieses Problem gibt es an mehreren Förderschulen.

Unklar ist auch, wie es an den Oberschulen weitergeht. Einige Caterer haben hier bereits die Preise erhöht. Das könnte dazu führen, dass sich noch weniger Jugendliche als bisher für das Essen entscheiden, und es damit für Caterer noch unattraktiver wird, an weiterführenden Schulen zu kochen. Anders als an Kitas, Grundschulen und Universitäten wird das Essen an Gymnasien und Sekundarschulen nicht vom Land subventioniert.

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