Das erste Mal Rot-Grün: Eine turbulente Beziehung
Hans-Christian Ströbele kündigte am Dienstag den Rückzug aus der Bundespolitik an. Der frühere Regierende Bürgermeister Walter Momper erinnert sich an Erlebnisse mit dem Grünen.
Als die SPD 1989 die Vertreter der Alternativen Liste (AL), des Berliner Ablegers der Grünen, zu Koalitionsgesprächen einlud, hatte Christian Ströbele ein ungewöhnliches Utensil dabei – eine Trillerpfeife. Das fällt dem früheren Regierenden Bürgermeister Walter Momper, dem Chef des ersten rot-grünen Senats, sofort ein, wenn er sich an die Verhandlungen mit dem späteren Bündnispartner erinnert. Ströbele, einer der wichtigsten Verhandler der AL, habe sich zunächst nicht vorstellen können, dass die SPD es ernst mit einer Zusammenarbeit meint.
„Er hatte das Gefühl, wir wollten sie auf den Arm nehmen“, sagt Momper. Als die beiden dann für ihre Parteien im März den Koalitionsvertrag unterschrieben, war zumindest dieses Missverständnis ausgeräumt. Anderes ließ sich nicht so leicht klären. Die Koalition war von Turbulenzen geprägt, und das lag nicht nur daran, dass während der kurzen Zeit des Regierens die Mauer fiel und die Stadt wieder zusammenwachsen musste.
Ströbele habe Druck "angeordnet" – das Ender der Berliner Koalition
Der erste rot-grüne Senat hielt nur 20 Monate. Ströbele war in die Bundespolitik gewechselt, wurde Bundessprecher der Grünen in der damaligen Hauptstadt Bonn. Erst zum Ende von Rot-Grün spielte er wieder eine gewichtige Rolle – aus Sicht des damaligen Regierenden Bürgermeisters keine gute. „Ihm unterlief eine grobe Fehlkalkulation“, sagt Momper. Ströbele habe aus der Ferne Druck gemacht und „angeordnet“, dass die drei Senatorinnen der AL den Senat verließen. Das bedeutete das Ende der Koalition.
Hintergrund war die Räumung der besetzten Häuser in der Mainzer Straße in Friedrichshain, wo es zu tagelangen Straßenschlachten gekommen war. Für die Entscheidung seien die Grünen ordentlich bestraft worden, sagt Momper. Ihre Stimmenzahlen hätten sich bei den Wahlen halbiert. „Das hat sie um zehn Jahre zurückgeworfen“, sagt der SPD-Politiker heute. Erst 2001 gehörten sie unter Klaus Wowereit wieder einem Senat an – allerdings auch nur für ein halbes Jahr.
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