Wiedereröffnung nach Renovierung: Eine neue Lobby für das Adlon
Nach 19 Jahren hat das Hotel Adlon seine Lobby gründlich aufgefrischt – und das für sechs Millionen Euro.
Das ist nicht der Zeitpunkt für falsche Bescheidenheit. Emile Bootsma geht zum Mikrofon und sagt, was er denkt: „Das ist die schönste Lobby der Welt.“ Widerlegen lässt sich das sowieso nicht – und die Halle des Adlon-Hotels, dem Bootsma als geschäftsführender Direktor vorsteht, ist ja auch in der Tat sehr schön geworden. Sechs Millionen Euro hat sein Arbeitgeber Kempinski mit dem Hauseigentümer, der Jagdfeldschen Fundus-Gruppe verbaut, angeleitet von Designerin Anna-Maria Jagdfeld.
Und die erhoffte Wirkung tritt absolut ein. Wer hier nicht ständig Hof hält, der dürfte weniger die Details registrieren als vielmehr die Gesamtwirkung: Alles sieht lichter, großzügiger aus. Vor allem der nervige Engpass des Hauses, die Rezeption mit ihrem einst viel zu schmalen Durchgang, ist nun mit großzügiger Hand nach hinten verlagert und von der aufgeräumten Lichtregie in eine komplett neue Atmosphäre getaucht worden.
Feinkost für Design-Gourmets
Geht man ins Detail, wird es ein wenig preziös, Feinkost für Design-Gourmets: „Goldfarbene Samtsofas und Bergèren mit goldbestickten Stoffen aus der norditalienischen Weberei Rubelli sowie goldene Tischleuchten sorgen für eine einladende Atmosphäre im Eingangsbereich“, schwärmt der Pressetext. Besonders stolz ist man auch auf einen 750 Kilogramm schweren, 3,5 Meter hohen und mit 390 Glasprismen bestückten Lüster aus Murano, der vor den Aufzügen hängt, herabreichend vom ersten Stockwerk, das in die Neugestaltung mit einbezogen wurde.
Dorthin führt, wie wir weiterlesen, ein Teppich von Tai Ping aus Hongkong, an der Wand hängt ein drei mal fünf Meter großes Tryptichon der brasilianischen Fotokünstlerin Luzia Simons. Schließlich: die Lobby-Bar. An deren Rückwand hängt ein Glaskunstwerk der Londoner Künstlerin Emma Peascod, ein „verre églomisé“ mit goldenen Elefanten, Fröschen und Lotusblüten. Womit wir beim Elefantenbrunnen des Maharadschas von Patiala wären, einer Kopie des Geschenks von 1930, die ja schon seit der Hoteleröffnung vor 19 Jahren in der Mitte der Halle steht, aber noch nie so raffiniert beleuchtet wurde.
Ein klassisch orientiertes Luxushotel mit Tradition
Auch in der Farbwahl hat man sich, wie auch immer, am Geschmack des Maharadschas orientiert: warmes Gold, Türkis, Blaugrau, Silber. Und schließlich wurde auch in die überarbeiteten Tortenauswahl für die Lobby eine Reverenz an den indischen Potentaten eingearbeitet: Die Maharadscha-Torte ist nach Bootsmas Beschreibung eine Art Schwarzwälder Kirsch, nur globalisiert und natürlich viel nobler im Erscheinungsbild. All das passt zum Adlon, das ja kein Traumziel für Design-Puristen ist, sondern ein klassisch orientiertes Luxushotel mit Tradition.
Das größte Kunststück bestand vermutlich darin, den Umbau bei laufendem Bretrieb über die Bühne zu bringen. Die Hotelgäste mussten das Haus lange Zeit von hinten betreten – und ganz lärmfrei ist die Sache sicher auch nicht gelaufen. Am Donnerstagmittag zog Emile Bootsma die verhüllende Folie von den Eingangstüren ab, was bedeutet, dass die Übernachtungsgäste wieder von vorn eintreten dürfen. Die Halle selbst mitsamt Bar soll am Montag wieder geöffnet werden.