Hotel am Ku'damm: Kempinski hatte Israel nicht auf der Liste
35 Länder stehen auf der Vorwahlliste im Hotel Kempinski, Israel war zuletzt nicht dabei - angeblich auf Wunsch arabischer Gäste. Das Hotel bestreitet den Vorwurf.
Kann es sein, dass ein Berliner Luxushotel dem Druck arabischer Gäste nachgibt und Israel von der Liste der auf den Zimmern ausliegenden Ländervorwahlnummern streicht? Der französische Filmproduzent und Publizist Claude Lanzmann ("Shoa") hatte in der FAZ über einen Aufenthalt im Bristol Kempinski am Kurfürstendamm berichtet. Nachdem er auf der im Zimmer ausliegenden Ländervorwahlliste Israel vermisst hatte, habe ihm ein Mitarbeiter an der Rezeption erklärt, die Nummer sei auf Druck arabischer Kunden heraus genommen worden, es handele sich da um eine bewusste Entscheidung der Direktion der Kempinski-Hotels.
Dieser Vorwurf rief umgehend auch Innensenator Frank Henkel (CDU) auf den Plan. „Ich mag mir nicht vorstellen, dass es in Berlin ein renommiertes Hotel gibt, das Israel verleugnet, weil eine arabische Klientel das so will“, erklärte er. „Das wäre in unserer weltoffenen Stadt mit ihrer besonderen Geschichte und historischen Verantwortung nicht zu akzeptieren.“ Das Management sei sicher gut beraten, die Schilderung schnell zu entkräften. Dieser Vorwurf könne so nicht stehen bleiben.
Hoteldirektorin Birgitt Ullerich, gerade zurück aus dem Urlaub, äußerte sich eindeutig zu den Vorwürfen. „Das entspricht absolut nicht der Wahrheit. Es gibt keine entsprechende Anweisung von mir oder von Kempinski.“ Wie es zu der Geschichte kam und wer diese Aussage getroffen hatte, wolle sie noch recherchieren. Aber gerade auch im Hinblick auf die Gedenktafel, die am Haus an die jüdischen Vorbesitzer erinnert, gehe so etwas gar nicht und sei mit ihr auch nicht zu machen. „Das widerspräche völlig unserem Verständnis von Gastfreundschaft.“
"Ein unglücklicher Zufall"
Es sei allerdings ein unglücklicher Zufall, dass unter den 35 Vorwahlen, die aus 193 Ländern weltweit für die Liste ausgewählt wurden, Israel nicht mit dabei sei, räumte sie ein. Dahinter stecke aber auf keinen Fall Absicht. „Sollten wir mit dem Fehlen der israelischen Vorwahl die Gefühle von Herrn Lanzmann verletzt haben, so bitten wir aufrichtig, dies zu entschuldigen“, fügte sie hinzu. Man habe die Vorwahl selbstverständlich ergänzt. „Grundsätzlich sind bei uns alle Gäste willkommen.“ Auf der Liste stattdessen aufgeführt sind die meisten EU-Staaten und einige außereuropäische Staaten wie etwa Australien, die USA und Saudi Arabien, wie auf einem Foto bei der B.Z. zu sehen ist.
Auch Dehoga-Präsident Willy Weiland äußerte sich eindeutig: „Das ist Quatsch, eine völlig blöde Aussage.“ Selbst wenn ein arabischer Gast sowas fordern würde, dürfe man sich auf keinen Fall darauf einlassen, sagte der Hotelverbandschef. Tourismus sei ein weltweites Thema, da gebe es in den Köpfen keine Grenzen, die Mitarbeiter seien ja auch international. „Wir sind nicht in Konflikte involviert und müssen für alle unsere Gäste in gleicher Weise da sein.“ Er könne sich vorstellen, dass da ein Mitarbeiter nur schnell eine Ausrede habe finden wollen, sagte der langjährige Generaldirektor des Hotels Interconti. Aber so sei das unmöglich.
Sonderwünsche beträfen meist eher die Minibar
An seiner früheren Wirkungsstätte, dem Hotel Interconti, hat man von derlei Ansinnen „nie etwas gehört“. Natürlich gebe es viele arabische Gäste und wie Gäste aus anderen Kulturkreisen auch, hätten die manchmal Sonderwünsche, sagte die Hotel-Sprecherin. Da gehe es aber um ganz andere Dinge, zum Beispiel, dass kein Alkohol in der Minibar sein solle.
Auf den Zimmern liegen bezüglich der Telefonbenutzung auch nur noch Preislisten aus, wie teuer es etwa ist, in verschiedene Kontinente zu telefonieren. Braucht jemand eine Vorwahl, fragt er beim Concierge nach. Im Hotel Adlon, das ebenfalls von der Kempinski AG betrieben wird, finden die Gäste auf ihren Zimmer ein ipad, in dem ebenfalls auf den Concierge verwiesen wird, wenn eine internationale Telefon-Vorwahl gebraucht wird. Das Hotel Regent am Gendarmenmarkt erklärt, Israel stehe mit auf der Liste.
Auch im Grand Hyatt am Potsdamer Platz rufen Gäste, die eine internationale Vorwahl brauchen, den Concierge an. Die Immobilie gehört Eignern in Qatar und wird von Grand Hyatt betrieben. Sonderwünsche seien normal, aber nur hinsichtlich kultureller Gegebenheiten, sagte eine Sprecherin. Das treffe beispielsweise auch auf Chinesen oder Japaner zu. Da versuche man natürlich die Gäste zufriedenzustellen. Von politisch motivierten Sonderwünschen habe man nie etwas gehört.