Mangelnde Sauberkeit an Berlins Schulen: Ein Schul-WC wird Thema für den Bundestag
Angewiderte Schüler, schmutzige Sanitäranlagen: Eine Mutter aus Mitte bittet jetzt den Bundestag um Hilfe.
Die mangelnde Sauberkeit an Berlins Schulen hat es jetzt in den Bundestag geschafft: Eine empörte Mutter der Gustav-Falke-Grundschule in Mitte schildert in einer Eingabe an den Petitionsausschuss, unter welchen Bedingungen die Kinder lernen, spielen und ihre Notdurft verrichten müssen: „Die Kinder gehen nicht mehr auf die Toilette, verkneifen sich den Toilettengang, trinken nicht mehr, um nur nicht auf die Schultoiletten zu müssen.
Dies sind nicht mehr nur unschöne Zustände, sondern gesundheitlich bedenkliche Vorkommen“, heißt es in dem Brief von Antje Christmann, Elternvertreterin einer dritten Klasse. Zuletzt hat sie eine neue Toilettenbrille gekauft. Der Bezirk Mitte will jetzt durch eine Ortsbegehung klären, wie es zu den Zuständen kommen konnte.
Billigfirmen durch Sparzwang
In anderen Bezirken hat sich die Lage verbessert, seitdem eine Schule in Friedrichshain wegen mangelnder Hygiene vor über einem Jahr mit einem Boykott gedroht hatte: „Es ist jetzt sauberer“, berichten übereinstimmend mehrere Schulleiter im Bezirk. Auch Landeselternsprecher Norman Heise sagte auf Anfrage, dass es weniger Klagen gebe, seitdem das Thema „Schulschmutz“ vor einem Jahr immer wieder von den Eltern angeprangert worden sei. Ob Mitte weniger Geld ausgibt als andere Bezirke, war am Dienstag nicht zu erfahren.
Angeprangert wird in der Gustav-Falke-Grundschule nicht nur die Situation in den Sanitäranlagen. „Auf Grund des Sparzwangs werden in den Schulen von den ‚Billigfirmen’ die Böden nicht mehr täglich gewischt, die Schulbänke theoretisch einmal in der Woche, aber auch dies fällt meistens aus, da die Reinigungskräfte unter enormem Zeitdruck stehen“, heißt es in der Petition, die auch an das Abgeordnetenhaus geschickt wurde.
Zeitvorgaben für die Putzkräfte
Der Sand stehe in den Schulräumen. Die Schulleitung hat eine plausible Erklärung für die mangelnde Sauberkeit: „Als ich an der Schule angefangen habe, wurde täglich 50 Stunden geputzt. Jetzt noch 13,5 Stunden“, berichtet die kommissarische Schulleiterin Sabine Gryczke. Das bedeute zum Beispiel, dass die Handläufe der Treppengeländer nur noch zweimal im Jahr abgewischt würden – und das bei über 400 Schülern, die sich täglich acht Stunden an der Ganztagsschule aufhielten.
Anders verhält es sich mit den Toiletten: Sie werden täglich gewischt. Dass sie dennoch derart schmutzig sind, liegt nach Meinung von Schulleitung und Elternvertretung nicht nur an den geringen Zeitvorgaben für die Putzkräfte, sondern auch am Verhalten der Kinder. „Viele Kinder wissen offenbar nicht, wie man eine Toilette benutzt“, vermutet Gesamtelternsprecherin Dagmar Omondi.
Es gebe da ein „Verhaltensproblem“. Deshalb sei bei der letzten Elternversammlung erwogen worden, mit den Kindern zu üben, was sie selbst zur Sauberkeit beitragen könnten. Flankierend wollen einzelne Eltern am Wochenende putzen. Zudem überlegt die Schulleitung, eine „Sauberkeitswoche“ anzuregen, um den Kindern vor Augen zu führen, was man auf der Toilette beachten soll.
"Es ist nicht geplant, hier zu sparen"
Parallel müsse aber auch mehr von den Reinigungsfirmen geputzt werden, steht für Schulleitung und Eltern fest. In der Petition wird davor gewarnt, dass die jetzigen Standards sogar noch verringert werden könnten. Die Rede ist von noch weiter eingeschränkten Putzzeiten. Dies bestreitet Bildungsstadträtin Sabine Smentek (SPD): „Das Budget wird nicht reduziert.
Es ist nicht geplant, hier zu sparen.“ Allerdings sei es richtig, dass die Aufträge gerade neu ausgeschrieben würden. Dennoch ändere sich nichts daran, „dass wir uns an den Musterhygieneplan halten“. Zu dem Plan gehört, dass die Toiletten einmal am Tag geputzt werden müssen, die Klassenräume aber nur etwa zweimal pro Woche.
Die Petition finden Sie hier als PDF.