Erinnerung an Verkehrstote in Berlin: Ein Mahnmal gegen das Sterben auf den Straßen
45 Menschen kamen vergangenes Jahr bei Verkehrsunfällen in Berlin ums Leben, deutschlandweit waren es mehr als 3000. Eine Initiative will der Toten gedenken.
Mit Blick auf die Zahl der Verkehrstoten war das vergangene Jahr ein klarer Rückschritt. Laut Prognosen starben bundesweit rund 3300 Menschen bei Verkehrsunfällen, die Berliner Zahl von 45 Unfalltoten steht bereits fest. Damit stieg der Wert im Vergleich zu 2017 in beiden Bereichen an, in Berlin sogar um 20 Prozent – 2017 waren 36 Menschen im Hauptstadt-Verkehr getötet worden. Der Berliner Radaktivist Denis Petri, Vorstand des für eine grüne Verkehrswende arbeitenden Vereins „changing cities“, und zwei weitere Mitstreiter nahmen diese Entwicklung zum Anlass, ein „Personenbündnis für einen zentralen Gedenkort der Bundesrepublik für die im Straßenverkehr Getöteten“ zu gründen.
Das Mahnmal soll vor dem Bundesverkehrsministerium stehen
Ihre Forderung: Die Errichtung eines Mahnmals vor dem Bundesverkehrsministerium an der Invalidenstraße in Mitte. Dort liege „die Verantwortung für das Gesamtsystem, das jährlich mehrere tausende Tote produziert“, so Petri in einer Erklärung zu der am Montag veröffentlichten Initiative mit dem Untertitel „Über 700.000 Tote sind genug“. Tatsächlich entspricht diese Zahl den Verkehrstoten in der Bundesrepublik Deutschland seit 1950. Erste Anlaufstelle des Bündnisses sind die Petitionsausschüsse von Bundestag und Abgeordnetenhaus.
Bei Verkehrspolitikern der rot-rot-grünen Koalition stößt der Vorschlag auf Interesse. Kristian Ronneburg (Linke), Vorsitzender des Petitionsausschusses und Mitglied im Verkehrsausschuss, findet die Idee „grundsätzlich richtig“. Die „Vision Zero“ – also die generelle Vermeidung von Verkehrstoten - sei zwar Bestandteil des Berliner Mobilitätsgesetzes, es brauche aber „öffentlichen Druck“, um diese umzusetzen. „Hier ist auch das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht und würde durch solch ein Mahnmal täglich daran erinnert“, so Ronneburg.
Verkehrspolitiker zeigen sich offen für die Mahnmal-Idee
Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, nannte die Initiative „in jedem Fall legitim“ und zeigte sich offen für ein Gespräch mit den Petenten. Er erinnerte zugleich daran, dass das Mobilitätsgesetz so schnell wie möglich umgesetzt werden müsse, um die Zahl tödlicher Unfälle in Zukunft zu reduzieren. Dabei helfe kein Mahnmal sondern nur entschlossenes Handeln, so Schopf in Richtung Senatsverwaltung für Verkehr. Andreas Kugler, Fraktionskollege Schopfs und stellvertretender Vorsitzender des Petitionsausschusses, monierte das fehlende Tempo bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen wie der Einführung von Rechtsabbiegeassistenten bei Lkw.
Tatsächlich zählen Rechtsabbieger seit Jahren zu den häufigsten Ursachen tödlicher Unfälle von Fußgängern oder Radfahrern – auch in Berlin. Eine verpflichtende Ausrüstung von Lkw mit diesen Assistenten gibt es bis heute nicht. Harald Moritz, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen und im Petitionsausschuss für das Thema Verkehr zuständig, kündigte eine Prüfung der Petition an und sprach von einem Anliegen, das „sicherlich überlegenswert“ ist.
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