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Wer findet die Fehler? Kenner wissen: Tatras fuhren in den 1980er Jahren noch nicht regulär durch Köpenick, und die Linie 24 gehört auch nicht hierher.
© Klaus Kurpjuweit

Seit 40 Jahren im Einsatz in Berlin: Ein Hoch auf die Tatra-Tram

Seit 40 Jahren rollen die Straßenbahnen, einst hergestellt in Prag, durch Berlin. Ein Zug im Zustand der 1980er Jahre bleibt der Nachwelt erhalten.

Ab in die Vergangenheit. Die BVG hat sich ein Stück DDR zurückgeholt – bei der Straßenbahn. Am Donnerstag hat das Unternehmen eine in den Zustand der 1980er Jahre versetzte Tatrabahn dem Denkmalpflegeverein Nahverkehr Berlin übergeben; passend zu einem Jubiläum: Vor 40 Jahren rollte die erste Bahn dieses in Prag hergestellten Typs auf der damaligen Linie 75 zwischen Hackescher Markt und Betriebshof Weißensee. Obwohl derzeit noch 79 Tatras einsatzfähig sind, wanderte die erste jetzt in den Museumsbestand.

Alt, aber bewährt. Auch Potsdam fährt mit Tatrabahnen aus Prag.
Alt, aber bewährt. Auch Potsdam fährt mit Tatrabahnen aus Prag.
©  Andreas Klaer

Die Tatras sollten einst der ganz große Wurf werden. Sie sollten die damals eingesetzten Rekowagen aus den 1950er Jahren mit ihrem bescheidenen Komfort bis 1990 auf den wichtigsten Linien ablösen. Die Tatras waren zwar für kleinere und mittlere Betriebe mit eher kurvenreichen und bergigen Strecken entwickelt worden, bewährten sich dann aber nach Probefahrten auch in Berlin.

400.000 DDR-Mark für eine Bahn

Rund 400.000 DDR-Mark kostete damals ein Fahrzeug vom Typ KT4D. KT steht für Gelenkwagen auf Tschechisch, 4 gibt die Zahl der Achsen an, und D steht für Deutschland. Insgesamt schafften die Ost-Berliner Verkehrsbetriebe 582 Tatras an – in den Farben Rot-Weiß. Später wurden sie durch Orange ersetzt; auf Weisung des DDR-Ministerrats zur 750-Jahr-Feier Berlins. Nach der Wende wurde ein Großteil umfassend modernisiert und dabei gelb lackiert. So fahren die rüstigen Oldtimer heute noch auf drei Linien.

2017 fahren die Tatras aufs Abstellgleis

Bis 2017 werden sie durch die neuen Flexity-Bahnen, die – anders als die Tatras – stufenlos zu betreten sind, abgelöst. Die BVG wird nach den Angaben von Straßenbahnchef Klaus-Dietrich Matschke bis 2020 insgesamt 210 Flexitys von Bahnhersteller Bombardier kaufen. 122 sind bereits vorhanden. Mindestens bis 2019 wolle man aber auch noch 40 Tatras als Reserve behalten, um für die wachsende Stadt gerüstet zu sein, sagte Matschke.

Das jetzige Museumsfahrzeug schlummerte jahrelang in einer Halle vor sich hin. Nun ist es von den freiwilligen Helfern des Denkmalpflegevereins in unzähligen Arbeitsstunden mithilfe der BVG-Werkstatt in Marzahn im Originalzustand wieder fahrfähig hergerichtet worden. Wie alle mehr als 50 Museumsbahnen wird es vom Verein betreut; bleibt aber Eigentum der BVG. Stationiert sind die meisten Museumsfahrzeuge auf dem Betriebshof in Köpenick, der selbst ein Baudenkmal ist.

Unterwegs mit historischen Wagen

Straßenbahnfans, die noch einmal auf der Schiene in die Vergangenheit fahren wollen, können am Sonntag einsteigen. Zwischen 10 Uhr und 14 Uhr beginnen auf der Dircksenstraße am Alex alle 20 Minuten Rundfahrten mit historischen Bahnen. Der Sonderfahrschein kostet 3 Euro, ermäßigt 2 Euro. Die Einnahmen bekommt der Denkmalpflegeverein.

Wer noch weiter in die Verkehrsvergangenheit zurück will, hat beim 13. Berliner Eisenbahnfest – mit zahlreichen Dampfloks – im früheren Bahnbetriebswerk Schöneweide Gelegenheit dazu. Das Fest findet am Sonnabend von 10 Uhr bis 18 Uhr statt, am Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet 10 Euro, es gibt Ermäßigungen.

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