BER-Chef Hartmut Mehdorn: "Ein Flughafen sollte 24 Stunden offen sein"
Der Flughafenchef wurde am 8. März am BER vorgestellt, ein Jahr ist er nun im Amt. Jetzt spricht er über das Nachtflugverbot und Gewohnheiten: "Wir wollen stets pünktlich nach Mallorca kommen. Doch den Lärm sollen andere haben. Das geht nicht." 2015 will er fertig sein
Ein Jahr ist der Mann nun im Amt. Ein Jahr, in dem BER-Chef Hartmut Mehdorn („Das wird ein Superflughafen mit Platz und Grandezza!“) so manch’ steile These von sich gab („Der BER wird ein Schmuckstück. Wir machen jetzt fertig!“) und Anwohner verunsicherte: „Muss man Tegel wirklich schließen, oder kann man nicht die Last ein bisschen gleich auf die Stadt verteilen?“
Nun, am Jahrestag seiner Ernennung – es war der 8. März 2013 – , hat Mehdorn wieder nachgelegt. „Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft und wollen stets pünktlich nach Mallorca kommen. Doch den Lärm sollen andere haben. Das geht nicht“, sagte er in der „Bild am Sonntag“. Und: Eine Ausweitung des Nachtflugverbots am neuen Hauptstadtflughafen würde nach Ansicht des Airport-Geschäftsführers das komplette Großprojekt ad absurdum führen. Sollte sich das Land Brandenburg mit seiner Forderung durchsetzen, „hätte man diesen Flughafen gar nicht bauen müssen“, sagte Mehdorn.
Jedes Büro-Gespräch mache mehr Lärm als die Landungen am BER
Den Status als internationaler Umsteigeflughafen könne der BER so nicht erreichen, da sich andere Airports nicht nach einem Nachtflugverbot in Berlin richten könnten. „Wenn sie einen Slot haben, muss eine Landung in Berlin möglich sein“, bekräftigte Mehdorn.
Zudem stellte der Manager den Sinn eines Nachtflugverbots für Berlin grundsätzlich infrage. „Ein Hauptstadt-Airport sollte nach meiner Überzeugung überhaupt keinerlei zeitlichen Einschränkungen unterliegen, 24 Stunden offen sein. So ist es auf der ganzen Welt.“
In der Planfeststellung ist ein Flugverbot zwischen 0.00 Uhr bis 5.00 Uhr am neuen Flughafen festgelegt. Ein Sprecher des Berliner Senats sagte am Samstag: „Wir haben diese Regelung und bei der bleibt es.“ Darüber hinaus wollte er sich zu den Aussagen Mehdorns nicht äußern.
Die Sorgen der Anwohner und deren Furcht vor Lärmbelästigung nehme er dennoch ernst. „Deswegen gibt es hier schon lange einen sorgsam austarierten und sehr anwohnerfreundlichen Kompromiss bei den Flugzeiten“, sagte Mehdorn. „Und deswegen haben wir hier Lärmschutzmaßnahmen ergriffen, die es in diesem Ausmaß und dieser Qualität nirgendwo auf der Welt gibt.“ Ohnehin mache jedes Büro-Gespräch mehr Lärm als der zulässige Pegel für Flugzeuglandungen im Hausinneren in der Flughafenumgebung.
"Das ist totaler Blödsinn"
Die Bürgerinitiative Friedrichshagen reagierte empört auf diesen Vergleich. „Das ist totaler Blödsinn“, sagte ihr Sprecher Joachim Quast am Samstag. „Solche Floskeln sind Bauernfängereien, die wiedereinmal zeigen, wie wenig sich Herr Mehdorn mit dem Thema Schallschutz auseinandersetzt.“ Kritik an Mehdorns Äußerungen übte auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Brandenburger Landtag, Rainer Genilke. „Durch die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen zur Nachtruhe wäre der Flughafen nicht gegenüber anderen europäischen Airports benachteiligt.“
Künast: "Rüpelhafter Umgang"
Grünen-Rechtspolitikerin Künast kritisierte Mehdorns „rüpelhaften Umgang mit dem Schallschutz“. Sie kritisierte den „rüden verbalen Rundumschlag gegen alle und jeden“. Mehdorn solle nicht länger von seiner Aufgabe ablenken, sondern Ruhe geben und sich an die Arbeit machen, erklärte sie in Berlin.
2015 will Mehdorn fertig sein
Spätestens bis zum Frühjahr 2015 will Mehdorn fertig sein. „Wir haben ehrgeizige Ziele und eine klare Terminplanung. Dazu gehört, das Bauende noch in diesem Jahr, spätestens im nächsten Frühjahr zu erreichen“, sagte Mehdorn der "Bams". Zu den Kosten für das Bauprojekt erklärte Mehdorn: „Am Ende wird der BER im internationalen Vergleich ein preiswerter Airport sein.“
Der Flughafen BER sollte ursprünglich im Juni 2012 in Betrieb genommen werden. Bis heute ist nach mehrfachen Verschiebungen und Terminabsagen ungewiss, wann er in Betrieb gehen kann. Gerechnet wird der Eröffnung mittlerweile im Jahr 2016. Dann wäre Mehdorn drei Jahre im Amt. Seinen Job in seiner Zentrale am Willy-Brandt-Platz in Schönfeld hat er am 11. März angetreten. (mit AFP/dpa)