Berlin-Charlottenburg: Ein bisschen „Bogota“: Hotel setzt dem berühmten Haus ein Denkmal
Das legendäre Charlottenburger Hotel Bogota musste 2013 schließen, lebt aber in neu gestalteten Räumen des nahen Hotels Henri weiter.
Zwei Mal schon wurde Inventar aus dem Hotel Bogota an der Charlottenburger Schlüterstraße verkauft – zuerst bei einer Auktion während der Schließung wegen Mietschulden im Dezember 2013 und knapp drei Jahre später bei einer Fotoausstellung über das einst berühmte Hotel. Trotzdem blieben noch genügend Möbel und Souvenirs übrig, um an anderer Stelle drei Zimmer originalgetreu einzurichten. Eines davon hat Ex-Direktor Joachim Rissmann als Erinnerungsort in seiner Charlottenburger Wohnung gestaltet – und in den zwei anderen kann nun jeder übernachten.
Denn diese „Bogota-Zimmer“ sind im Boutique-Hotel Henri an der Meinekestraße 9 entstanden. Das „Henri“ eröffnete 2016 im Gründerzeitbau des vorherigen „Hotels Residenz“ nahe dem Ku’damm. Die ersten Themenräume waren ein „Orientzimmer“ samt nachgeahmter Opiumhöhle und ein „Anthroposophen-Zimmer“.
Fast alle Einrichtungsstücke sind Originale
Jetzt freut sich Geschäftsführer Eckart Buss, „der Hotellegende Bogota in unseren Räumen ein Denkmal zu setzen“. Rissmann hat ihm das Interieur verkauft und beratend mitgewirkt. Echt „Bogota“ sind beispielsweise die Lampen, Sessel, Schränke, Nachttische oder Kommoden und sogar die Zimmernummer. Neu sind nur die Matratzen und – in einem der beiden Zimmer – das Kopfstücks des Betts. An Teilen der Wände klebt die typische grün-weiße Blockstreifentapete. Außerdem hängen dort alte Schwarz-Weiß-Fotos. Sie zeigen die Modefotografin Yva (1900-1942), die ihr Atelier im Haus des späteren Hotels Bogota hatte und Helmut Newton ausbildete, bevor sie in der Nazizeit wegen ihrer jüdischen Herkunft deportiert und ermordet wurde.
Die von Yva begründete Tradition als Haus der Fotografie setzte die Hoteliersfamilie Rissmann mit vielen Fotoausstellungen fort. Das „Bogota“ wurde zum Künstlertreff. Oft übernachteten dort Schauspieler wie Rupert Everett, Hanna Schygulla oder Heiner Lauterbach.
Viele Neugierige und auch ein paar frühere Bogota-Gäste haben schon im Hotel Henri eingecheckt, um die Hommage zu genießen. Die Preise beginnen bei 98 Euro (als Einzelzimmer) oder 119 Euro (als Doppelzimmer). Eine „Abendstulle“ ist inklusive, das Frühstück nicht.
Alte Telefonzelle als Mini-Museum
Zusätzlich haben Buss und Rissmann im Untergeschoss ein Miniatur-Museum gestaltet: Dort steht die uralte Telefonzelle aus dem „Bogota“, in der sich einst auch Filmstar Keira Knightley fotografieren ließ, mit schwarzem Bakelit-Fernsprecher. Joachim Rissmann erklärt fachkundig, es handele sich um die „Hängeversion“ des Siemens-Telefons W48, das in den 1940er bis 1950er Jahren produziert wurde. Telefonieren kann man mit dem Apparat bisher nicht. Für Gäste des „Henri“ ist dies sicherlich verschmerzbar, schließlich können sie dort Zimmertelefone, einen WLAN-Internetzugang und natürlich eigene Smartphones nutzen.
Wie ein völlig veraltetes Telefon anzuschließen sei, wisse man noch gar nicht, sagt Sprecherin Sarah Gorski von der DSR Hotel Holding, die das „Henri“ betreibt. Es gebe auch die Idee, das Gerät in einen Audioguide umzufunktionieren. Wer den Hörer abnehme, könne sich dann mittels Tonaufnahmen über die Geschichte des Hotels Bogota informieren. „Wir wären sehr froh, wenn sich jemand meldet, der sich mit der alten Technik auskennt.“ Eventuelle Helfer bittet Gorski, eine E-Mail zu senden (hello@henri-berlin.com, Stichwort „Telefonzelle“).
Gefüllt ist diese Telefonzelle auch mit Devotionalien wie einer Tasse und einer Armbanduhr mit „Bogota“-Schriftzug, einem originalen Zimmerschlüssel, Fotos, Büchern und einer DVD. Letztere enthält einen Film, den der Schauspieler Ilja Richter über das Hotel Bogota gedreht hat. Viele Berliner Künstler hatten vor rund fünf Jahren gegen die Schließung protestiert, Richter war damals einer ihrer Wortführer.