Monbijoutheater in MItte: Drama hinterm Vorhang
Im Monbijoutheater ringen ehemalige Partner um den Chefposten. Wer in diesem Sommer das Programm macht, ist noch immer offen.
Bald beginnt die Sommersaison im Monbijoutheater. Dann wird das Amphitheater im Park wieder aufgebaut, die Märchenhütten halten Sommerschlaf. Doch wer dann verantwortlich für das beliebte Theater samt Strandbar an der Spree ist, steht noch nicht fest. Es zeichnet sich aber ab, dass Theaterchef Christian Schulz gehen muss und sein ehemaliger Partner, der Bühnenbildner David Regehr, übernimmt. Ein Machtwechsel mit noch unabsehbaren Folgen für die Zuschauer.
Doch der Reihe nach: Hinter den Kulissen wird gestritten. Denn Theaterchef Christian Schulz hatte im Januar vom Bezirk Mitte für diesen Sommer keine Sondererlaubnis für die Nutzung der eigentlich öffentlichen Parkfläche an der Museumsinsel erhalten. Grund dafür ist ein Antrag der Bezirksverordnetenversammlung. Die hatte im Dezember entschieden, dass die Fläche in Zukunft nur noch an gemeinnützige oder genossenschaftliche Träger vermietet werden soll.
Hintergrund war die Sorge über die „Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes“, wie Sven Diedrich, Verordneter der Linken, sagt. Das Theater zahlt eine Sondernutzungsgebühr, die nach Angaben von Theaterchef Schulz 12.500 Euro für den Sommer beträgt – Peanuts für die Premiumlage gegenüber der Museumsinsel. Das Geschäftsmodell habe sich in den vergangenen Jahren von einem Theater zu einer Strandbar mit Kulturbetrieb gewandelt, kritisiert Diedrich.
Im Winter kam es zum Bruch zwischen Regehr und Schulz
Schulz argumentiert hingegen, das Theater sei ohne die Gastronomie defizitär. Aus einem Fragebogen, den er für einen Arbeitskreis aus Bezirksverordneten und dem Verein Freundeskreis des Monbijoutheaters ausgefüllt hat, geht jedoch hervor, dass die Einnahmen aus Sommer und Winter die Ausgaben übertreffen.
„Man kann nicht in einem öffentlichen Park privatwirtschaftlich Geld scheffeln“, sagt David Regehr, der von Anfang an als Bühnenbildner und Erfinder des Holzbaus und der Märchenhütten dabei war. Bis es im Winter zum Bruch kam. Nun hat Regehr Hausverbot in allen Einrichtungen von Christian Schulz und die beiden sind Wettbewerber im Kampf um die Sondergenehmigung im Park. Das Tanzlokal Clärchens Ballhaus führen sie allerdings noch gemeinsam.
Regehr hat gemeinsam mit Regisseur und Dramaturg Maurici Farré und Ensemble-Sprecher Matthias Horn im Herbst die gemeinnützige „Theater an der Museumsinsel GmbH“ gegründet. Sie wollen das Monbijoutheater übernehmen und sich verpflichten, alle Gewinne aus der Gastronomie im Park zu reinvestieren. Die Strandbar solle künftig um 22 Uhr schließen und sich zu einem Café wandeln. Der Vorwurf gegen ihren Ex-Chef: Schulz habe alles alleine bestimmen wollen. Nur er habe vom gemeinschaftlichen Erfolg profitiert, und er habe Warnungen aus der Politik ignoriert.
Schulz sieht sich als Opfer von Diffamierungen und Verfahrensfehlern
Schulz wiederum hat kurzfristig die gemeinnützige „Monbijoutheaterproduktions GmbH“ aus dem Boden gestampft. „Wir wollten sicherstellen, dass wir in Zukunft noch enger mit dem Bezirk zusammenarbeiten“, teilt Schulz mit. Er sieht sich als Opfer von Diffamierungen und öffentlich-rechtlicher Verfahrensfehler, die noch ein paar langwierige Gerichtsprozesse nach sich ziehen könnten.
Regehr und Diedrich zeichnen ein anderes Bild: Von dem vielen Geld, das im Park umgesetzt werde, komme zu wenig dem Theater selbst zugute. Stattdessen habe Schulz von den Gewinnen des Theaters ein Schloss gekauft: Schloss Schwante. Als Garantie für die Liquidität des Theaters, wie Schulz betont. Die Hälfte seines Privatkapitals stecke darin. Auf der anderen Seite klagt ein Großteil der Schauspieler über regelmäßig verspätete Lohnzahlungen. Auch die Februarlöhne seien weitestgehend noch nicht bezahlt worden. Das stehe in keinem Verhältnis zum wirtschaftlichen Erfolg des Theaters, kritisiert Diedrich. Das erwirtschaftete 2017 nach eigenen Angaben Umsätze von fast drei Millionen Euro und hat seine wirtschaftlich bisher erfolgreichste Saison hinter sich. Ja, es könne zu Verzögerungen kommen, gibt Schulz zu. Aber: „Das sind Ausnahmen.“ Wie es weitergeht, soll diese Woche entschieden werden.
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