Monbijoupark in Mitte: Unsichere Zeiten fürs Monbijoutheater
Theaterchef Christian Schulz hat große Pläne. Doch eine Bühne mit Bar im Monbijoupark – das ist nicht unproblematisch. Schon wegen des Lärms.
Im Sommer wird am Spreeufer getanzt, und im Amphitheater bleibt bei Shakespeare-Nächten mit Kalauer-Garantie kaum ein Auge trocken und kein Platz frei. Im Winter werden in Hütten, benannt nach den Brüdern Grimm, Märchen erzählt. Das Monbijoutheater, früher Hexenkessel Hoftheater, gehört seit 24 Jahren zu den beliebtesten Bühnen der Stadt, mehr als 100.000 Besucher zählt das freie Theater jährlich. Die dazu gehörende Strandbar mit Ostseesand, von der längst zum Weltkulturerbe geadelten Museumsinsel nur durch die Spree getrennt, war die erste ihrer Art in Berlin.
Doch es gibt zwei Probleme: Erstens sind Theater- und Barbetrieb im Monbijoupark eigentlich gar nicht zulässig. Denn die Flächen sind laut dem 13 Jahre alten Bebauungsplan ein öffentlicher Park. Theaterchef Christian Schulz muss deshalb jedes Jahr eine Ausnahmegenehmigung beim Bezirk beantragen. Das Bezirksamt duldet die Holzhäuser, die als Märchenhütten dienen. Das Amphitheater dagegen wird nur als „fliegender Bau“ genehmigt, was zur Folge hat, dass es jeden Herbst abgebaut und im Sommer wiederaufgebaut werden muss.
Mittes Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) will nun zwar einem Beschluss der BVV von 2013 folgen und den Bebauungsplan dahingehend ändern, dass das Theater dauerhaft gesichert ist. Dagegen wehrt sich allerdings die Humboldt-Universität, die mit dem Grundstück „sehr langfristige Interessen“ verfolgt, weil sie am Standort Mitte sonst keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten mehr habe. Will heißen: Das Monbijoutheater kann Pächter bleiben, „bauliche Veränderungen sollten sich aber in Grenzen halten“, sagt Hans-Christoph Keller, Sprecher der Universität.
Das Problem mit den Nachbarn
Das zweite Problem sind die Nachbarn. In diesem Jahr sind die ersten Bewohner ins Forum Museumsinsel des bayerischen Investors Ernst Freiberger gezogen, eines der luxuriösesten Immobilienprojekte der Stadt. Und die stören sich am Lärm, den Theater-, Gastro- und Barbetrieb auch nach 22 Uhr noch erzeugen. Theaterchef Schulz sagt, es sei zwar möglich, das Theater vor 22 Uhr zu beenden, indem man den Vorstellungsbeginn auf 18.30 Uhr vorverlegt. „Das Finanzierungsmodell ist aber darauf ausgerichtet, Einnahmen nach dem Theater, also nach 22 Uhr zu erzielen.“
Genau an dieser Querfinanzierung stören sich einige Bezirkspolitiker. „Das Geschäftsmodell hat sich in den letzten Jahren von einem Theater mit Theaterbar zu einer Strandbar mit Kulturbetrieb gewandelt“, klagt Sven Diedrich, Bezirksverordneter der Linken. Er und andere Mitglieder der BVV beobachten die Entwicklung mit Sorge: Die Gastronomie fresse sich immer weiter in den Park hinein, gegenüber vom Weltkulturerbe werde auf Liegestühlen Werbung für Alkohol gemacht, vor lauter Sonnenschirmen mit Brauereiwerbung sehe man im Sommer das Theater nicht mehr, und während der Fußball-WM werde das Areal zur Fanmeile. Die „Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes“ möchte Diedrich stoppen.
Theaterchef Schulz hat große Pläne
„Die Werbung haben wir weggenommen“, sagt Schulz auf Nachfrage. „Natürlich machen wir auch Fehler.“ Er sei ohnehin bereit, über die Rahmenbedingungen seines Theaters zu verhandeln. „Mir ist klar, dass ich mitten im Park bin und dass darüber diskutiert werden kann“, sagt er. Berlin und der Bezirk müssten ihm sagen, was sie von ihm erwarten und wie es weitergehen solle. Er selbst hat große Pläne: Ihm schwebt ein wandelbarer Holzbau vor, der im Sommer als Open-Air-Arena 400 Zuschauern, im Winter mit Überdachung 200 Besuchern Platz bieten könnte. Gastronomie, Bar, Garderoben und Bühnenwerkstätten wären ebenfalls darin unterzubringen. Die öffentliche Park-Toilette würde in den unterirdischen Luftschutzbunker verlegt, den die Charité im Zweiten Weltkrieg als Krankenstation nutzte. Das würde vielleicht auch das Hygiene-Problem lösen, das Besucher und auch Mitarbeiter immer wieder beklagten.
Stadtrat Gothe ist zuversichtlich, dass die Pläne realisierbar sind. „Die Humboldt-Uni kann sich dort zwar etwas anderes wünschen, die Planungshoheit bleibt aber beim Bezirk“, sagt er. An einem entsprechenden Bebauungsplan, der eine genau definierte Kulturnutzung im Park zulässt, „arbeiten wir ohne Hektik“.
Um das Problem mit den lärmempfindlichen Nachbarn zu lösen, hat Schulz Ende November die „James Simon Bar“ im gleichnamigen Park eröffnet. Etwa 250 Meter vom Theater entfernt, vis-à-vis der Alten Nationalgalerie, soll die Party nach den Vorstellungen jetzt weitergehen.
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