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Rapper Drob Dynamic
© YouTube/DROB DYNAMIC/JuliensBlogBattle

Rapper Drob Dynamic aus Kreuzberg: Döner-Hymne wird zum Youtube-Hit

Der Song zum Döner in der BVG: Rapper Drob Dynamic hat ein Lied über Berlins beliebtestes Fastfood geschrieben. Im Internet wird das Video gefeiert.

Eine Ode auf den Döner: Auf Youtube wird das Video „Alles komplett“ des Kreuzberger Rappers Drob Dynamic ein Riesenerfolg - und das ohne den aktuellen Zwischenfall, bei dem ein Döner-Fan aus dem Bus flog. Mehr als eine halbe Million Klicks und 75 000 Likes hat es schon. Der Song ist eine Liebeserklärung an den Döner in Kreuzberg. „Komm mir nicht an mit sehr tighten Röhrenjeans. Dicka, ich bin von Sternzeichen Dönerspieß“, heißt es darin. Oder: „Ich brauche meine Soßen komplett, Kräuter scharf, Knoblauch ist mein Eau de Toilette.“

"Wir knacken die Million"

„Ich konnte es nicht glauben“, sagt Drob Dynamic, der mit bürgerlichem Namen Robert Andjelkovic heißt. „Schon nach dem ersten Tag waren es 200 000 Klicks.“ Der 25-Jährige sitzt im Kottiwood, einem Dönerladen am Kottbusser Tor. Hier entstand auch das Video zu „Alles komplett“. Gedreht hat es Gökhan Yilmaz, Andjelkovics langjähriger Freund und Kameramann. „Ich bin mir sicher, dass wir die Million noch knacken“, sagt Yilmaz. Zum Glück habe auch der Inhaber des Kottiwood schnell zugestimmt. Warum sie den Laden ausgewählt haben? „Weil es hier schmeckt“, sagt Andjelkovic. „Hier und bei Haci Baba gibt es den besten Döner.“ Was der Songtitel bedeutet, wird nach zehn Minuten im Kottiwood sofort klar. Wer hier bestellt sagt: „Einmal Kebab, alles komplett, zum Mitnehmen.“ Andjelkovic und Yilmaz sind beide langjährige Kunden.

"Döner ist Grundnahrungsmittel"

Das Musik-Video „Alles komplett“ kam aber nicht durch Zufall gerade jetzt heraus. Der Hit ist Drob Dynamics Beitrag für einen Rap-Wettbewerb des YouTubers JuliensBlog. In der ersten Runde muss der Dönerfan sich jetzt gegen 64 andere Teilnehmer durchsetzen. „Ich hatte erst Bedenken, weil alle anderen viel mehr Facebookfans haben als ich“, sagt er. Doch die Sorgen lösten sich schnell in Luft auf, der Song scheint einen Nerv getroffen zu haben. Der Rapper glaubt zu wissen, woran das liegt: „Ich sag mal so: Döner ist hier einfach ein Grundnahrungsmittel.“

Pädagogischer Hip Hop

Andjelkovic ist in Kreuzberg aufgewachsen und zur Schule gegangen. Den Hip Hop hat er mit 13 Jahren für sich entdeckt, bei einem Rapworkshop im Jugendtreff „Naunynritze“ in der Naunynstraße. In der Berliner Rapszene ist er seitdem ein bekanntes Gesicht. Er war Champion bei „Rap am Mittwoch“, einem Battle-Rap-Format, und seine Texte sind nicht immer so lustig wie der Dönersong. „Ich mache Songs, die eher Entertainment sind und andere, die eher sozialkritisch sind“, sagt er. In vielen geht es um Gentrifizierung, die Probleme im Bezirk. Wie etwa in „Wir sind es alle leid“, in dem es heißt: „Ich seh’, wie mein Bezirk Tränen weint / Kreuzberg muss leider in den bösen Zeiten böse leiden, weil die Mieten in die Höhe steigen.“ Schon 2013 gewann Drob Dynamic deshalb die politische Rap-Castingshow RAPutation. Seine sozialkritische Haltung erklärt auch, warum er nicht nur rappt, sondern auch Soziale Arbeit studiert. „Das bricht jetzt voll das Klischee, oder?“, sagt er und lacht. „Ich bin im fünften Semester, und das ist voll mein Fall.“ Für ihn schließen sich Hip Hop und Sozialarbeit nicht aus. „Hip Hop ist ein wichtiges Bildungstool, auch in der Schule. Viele Lehrer unterschätzen das“, sagt er.

Drob Dynamic will seine Popularität auch für soziale Projekte nutzen

Für die StreetUniverCity, einem sozialen Projekt in Kreuzberg, das Kinder und Jugendliche von der Straße holen will, arbeitet er als Dozent. Er leitet Workshops, in denen es um Aussprache, Taktgefühl oder Sprachtherapie geht. Viele seiner Kollegen und Schüler treten auch in dem Kottiwood-Video auf. „Das war alles sehr familiär, wir haben da niemanden gecastet“, sagt er. Seine Popularität im Internet will er auch für seine sozialen Projekte nutzen. Es gehe ihm nicht nur um seinen eigenen Ruhm. „Wenn die Jugendlichen einen von Youtube kennen, dann haben sie auch mehr Vertrauen zu dir“, sagt Andjelkovic. „Die Kinder erzählen mir die krassesten Geschichten, aber eben durch die Musik. Hip Hop hat dann auch was Pädagogisches.“ Für seine Workshops war er schon in Brasilien, New York und Kroatien. „Ich halte mich an den Leitsatz des Hip Hop: Each one teach one.“ Noch bis Freitag kann „Alles komplett“ Klicks sammeln. Für Andjelkovic wäre es keine Schande, wenn er rausfliegt. Es sei schon eine Ehre, dass der Song als „Kreuzberg-Hymne“ bezeichnet werde. Kommt er weiter, will er in den nächsten Wochen weitere Songs rausbringen. „Wir haben schon einige Ideen, aber die sind noch geheim.“

Pascale Müller

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