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Das Kunstwerk «Fliegender Teppich» von Pae White schwebt im Terminal 1 vom BER.
© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Der Hauptstadtflughafen ist eröffnet: Diese Kunstwerke erwarten uns am BER

Die Kunst am Bau war als Erstes fertig. Und sie wartete am längsten – doch strahlt sie weiterhin. Nur ein Werk am neuen BER verlor den Anschluss.

Für die Kunst war es eine Steilvorlage, hatte sie es doch als Einzige geschafft, rechtzeitig zum ersten Eröffnungstermin des BER fertig zu sein. Das ist nicht immer so. Normalerweise kommt die Kunst am Bau zuletzt. Häufig werden dafür die Wettbewerbe erst ausgeschrieben, wenn die Gebäude bereits stehen. Beim BER war das – wie so vieles – anders.

Nur hatte die Kunst keinen Vorteil davon. Bis auf die Bauarbeiter und Handwerker, die als Einzige Check-in-Halle und Gates betreten durften, konnte niemand den Fliegenden Teppich von Pae White im Entree bewundern, niemand die riesige Perlenkette von Olaf Nicolai sehen, die sich wie ein Armband um die Brücke für das Großraumflugzeug A380 schlingt. Für Künstler ist es ein schweres Los, ihr fertiges Werk nicht vorführen zu können. Nur da und dort gab es Artikel, in denen Abbildungen auftauchten.

Mit der Eröffnung des BER geht also auch für sie eine lange Wartezeit zu Ende, endlich kommt die Kunst am Bau zur Geltung. Aber: Ist sie mittlerweile nicht veraltet? Wie haben die Werke die letzten acht Jahre überstanden? Gut, sagt Edzard Brahms vom Berliner Büro Realace, das den Kunst-Wettbewerb zum Thema „Land und Luft“ für den Flughafen organisierte.

Zu jedem Werk gehört ein Reinigungskonzept. Regelmäßig wurden die Metallschlaufen des 4,5 Tonnen schweren „Magic Carpet“ von Pae White entstaubt und Olaf Nicolais 66 Kugeln abgewischt, so dass sie glanzvoll wie bei ihrer Erstinstallation blieben.

Doch nicht für alle der insgesamt sechs beauftragten Arbeiten lief es gut. Bjørn Melhus schuf mit „Gate X“ eine App, mit der man eine im Airport gestrandete, virtuelle Familie wie aus dem Sicherheitsvideo eines Flugzeugs an verschiedenen Orten beobachten kann.

Die App ist inzwischen überholt, für eine Anpassung an heutige Mobilgeräte fehle gegenwärtig das Geld, heißt es. Der deutsch-norwegische Künstler aber argwöhnt, dass die Geschichte seiner Protagonisten nicht mehr genehm sei, ließe sie sich doch auf das Dilemma des BER beziehen.

Das Objekt ·Gadget·von Olaf Nicolai, rankt sich wie Lampions um die Fluggastbrücke vor Terminal 1.
Das Objekt ·Gadget·von Olaf Nicolai, rankt sich wie Lampions um die Fluggastbrücke vor Terminal 1.
© Michael Kappeler/dpa

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An den Finanzen dürfte es tatsächlich nicht liegen, diese Rechnung haben schon andere aufgemacht. In der Regel werden 0,5 bis 1,5 Prozent der Bausumme bei öffentlichen Gebäuden für Kunst investiert. Dazu hat sich der Gesetzgeber verpflichtet. Beim BER wären das sehr viel mehr als die bewilligten zwei Millionen Euro gewesen. Doch ist die Flughafengesellschaft ein privates Unternehmen, das sich erst auf Druck der Künstlerverbände hin engagierte.

Das Ergebnis lässt sich sehen. Wird heute über den Flughafen berichtet, so ist meistens Pae Whites Fliegender Teppich im Bild. Er ist mittlerweile ikonisch für den BER. Das 56 mal 42 Meter große rote Metallgespinst unter der Decke erzählt poetisch von der Begegnung von Okzident und Orient.

Das Objekt «The Magic Carpet» von der US-Künstlerin Pae White schwebt markant in der Haupthalle.
Das Objekt «The Magic Carpet» von der US-Künstlerin Pae White schwebt markant in der Haupthalle.
© Michael Kappeler/dpa

[Endlich fertig! Aus der Dauerbaustelle BER wird ein internationaler Flughafen. Doch viele Probleme bleiben. Lesen Sie alle Beiträge zum neuen Hauptstadtflughafen auf unserer Themenseite.]

Die anderen Werke erschließen sich langsamer. Die Kugeln von Olaf Nicolais „Gadget“ leuchten erst bei Flugverkehr. Sie reagieren auf den jeweiligen Status des sich nähernden Flugzeugs, beim Großraumflugzeug A380 wird dies eher selten sein.

Auch bei Takehito Koganezawas „Open Sky Box“ leuchtet es. Die Wände seines Durchgangs zum Security Check erstrahlen in Blau und Weiß. Der Sterntalerhimmel des Künstlerduos STOEBO ist erst auf den zweiten Blick zu entdecken.

Die 5000 in den Boden der Ankunftshalle eingelassenen internationalen Münzen bilden Sternbilder. Matt Mullicans rätselhafte Motive auf den Glaswänden der Treppenaufgänge geleiten den Besucher schließlich zur Bahn – von der Luft endgültig zum Land.

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