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Schauspielerin Bärbel Stolz alias "Die Prenzlschwäbin".
© Monic Johanna Schmidheiny

Bärbel Stolz und der Schwabenhass in Prenzlauer Berg: Die „Ur“-Prenzlschwäbin und ihr Video

Berlin und die Schwaben – das ist wahrlich kein einfaches Miteinander. Als "Prenzlschwäbin" hat Schauspielerin Bärbel Stolz einen Hit im Internet gelandet. Aber was denkt die Macherin selbst über das Leben im Kiez?

Mit ihrem Video zum Thema "Schwaben in Prenzlauer Berg" hat Schauspielerin Bärbel Stolz in dieser Woche einen Internethit gelandet. Es ist nicht das erste Video dieser Art: Auf ihrer Homepage baerbelstolz.de und einem Youtube-Kanal laufen bereits seit knapp einem Jahr mehr als 20 Folgen der selbsternannten "Prenzlschwäbin". Meistens ist sie dabei allein zu sehen, sie redet vor sich hin und lästert auf Schwäbisch über Berlin und die Gesellschaft. All die Vorurteile über die Neu-Berliner aus Süddeutschland werden aufs Korn genommen.

Keine der Folgen wurde so oft angesehen wie das Video "Shit Prenzlschwaben Say", in dem sich die Hauptfigur mit Mann und Kind durch Prenzlauer Berg mokiert: Sie beschweren sich, wie berichtet, über Münchener und Touristen - und ganz besonders über den Stadtteil Mitte, wo die zwei Schwaben auf keinen Fall wohnen möchten. Mit viel Selbstironie wird ein Leben mit Mandelmilch, Lavendel-Hibiskus-Eis und regionaler Bratwurst geschaffen. Die Kinder hören auf Namen wie Zenia-Adelheid oder Wikipedia.

Die Schauspielerin produziert die Folgen mit ihrem Mann, der auch die Kamera führt, die Filme schneidet und die Musik macht. Zusammen haben sie eine Produktionsfirma gegründet. "Das Video Shit Prenzlschwaben Say war jetzt das erste seit meiner Babypause und ich hatte große Lust auf einen Knaller. Dass es gleich so knallt… toll!", sagt Bärbel Stolz.

Die Tochter eines Schauspielers hat lange auf der Schwäbischen Alb gelebt. Seit 1996 ist sie nun schon in Berlin, fährt aber oft und gerne nach Schwaben. "Meine Eltern leben im Biosphärengebiet in einer traumhaften Landschaft, das genieße ich immer sehr. Ich esse jeden Morgen eine Brezel." Ursprünglich kommt sie aus Esslingen am Neckar - das Schwäbisch ist also echt, obwohl sie es sich im Alltag abgewöhnt hat. Nur noch für ihre Figur der Prenzlschwäbin holt sie ihren Dialekt hervor.

Stolz hat auch in Prenzlauer Berg gelebt, in einer unsanierten Wohnung mit Kohlenheizung. Heute findet sie es schöner in ihrem alten Kiez: "Ich mag die bunte Vielfalt und ich mag, dass Berlin sich ständig bewegt und verwandelt." Dabei sei es natürlich schade, wenn Leute mit geringerem Einkommen verdrängt würden, was man dem einzelnen "Start up-Schwaben" jedoch nicht vorwerfen könne, der mit seiner Familie im Kiez leben möchte. "Für eine ausgewogene Struktur in den Innenstadtbezirken und genug bezahlbare Wohnungen zu sorgen, ist eine politische Aufgabe."

"Der erste Begriff, den ich in Berlin gelernt habe, war „Fannkuchen“, also Pfannkuchen. Hat mir eine Bäckerin in der Dunckerstraße beigebracht. Diese Krapfen heißen in Schwaben ja Berliner. Ich hab das Wort so gern gesagt, dass ich jeden Tag einen gegessen habe", sagt Stolz, die nach ihrem Schauspielstudium an der Ernst-Busch Hochschule auf verschiedenen Bühnen in ganz Deutschland zu Gast war. Ihre erste Rolle im Fernsehen hatte sie als Yvonne Kuballa in “Verliebt in Berlin”. Später verkörperte sie die launische Chefredakteurin Jette Zink in "Türkisch für Anfänger", auch bei "Fack ju Göthe" spielte sie mit.

Die Idee zur Rolle der "Prenzlschwäbin" kam ihr durch einen Artikel der satirischen Website "Der Postillon". Von der Machart erinnert das Video an einen älteren Clip von 2012, in dem sich ein zugezogener Amerikaner ähnlich der Prenzlschwäbin äußert. Außerdem lag für sie als Schwäbin in Prenzlauer Berg das Thema auf der Straße. Sie hat auch den immer wieder aufkochenden Streit zwischen Schwaben und Berlinern miterlebt. Ihre Videos sind ihre Art, diesen Streitigkeiten zu begegnen. Wie es überhaupt soweit kommen konnte, dass Denkmäler beschmiert werden und Politiker gegen Schwaben unken, ist auch für sie unerklärlich. Jedoch: "Die Schwaben stehen für materiell erfolgreiche, besserwisserische Leute, die ihre Maßstäbe an andere anlegen. Sie scheinen immer wie die Fettaugen oben zu schwimmen. Darüber kann man sich schon aufregen, wenn es einem gerade mal nicht so gut geht und man kein fettes Erbe eingestrichen hat, mit dem man sich ein Dachgeschoss im Prenzlberg kaufen kann."

Bärbel Stolz ist auch literarisch aktiv: Ihr erster Roman "Dating Down" wird bald erscheinen. Und auch ein weiteres Buch ist bereits in Planung. Es soll „…then we take Berlin“ heißen - und von einer Schwäbin in Berlin handeln.

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