Grundsteinlegung für "City Cube": Die neue Deutschlandhalle entsteht
An der Stelle des historischen Veranstaltungsbaus entsteht das Messe- und Kongresszentrum „City Cube“. In der Nachbarschaft des Funkturms lässt nun auch BMW die Bagger für seine neue Niederlassung rollen.
In Berlin boomt nicht nur der Tourismus, sondern auch das Kongressgeschäft: Bereits ein Viertel aller Hotelübernachtungen wird anlässlich von Tagungen gebucht, und bei der Zahl internationaler Verbandskongresse steht die Stadt weltweit auf Platz vier. Eine besondere Bedeutung bekommt deshalb auch das Messe- und Tagungszentrum „City Cube Berlin“, für das am Donnerstag der Grundstein an der Stelle der abgerissenen Deutschlandhalle in Charlottenburg gelegt wurde. Der „multifunktionale“ Neubau mit Platz für bis zu 10.000 Gästen soll Anfang 2014 eröffnet werden – möglichst schon im Januar zur Internationalen Grünen Woche.
Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) sagte, das Messegeschäft habe sich zu einem „wichtigen zentralen Wirtschaftsfaktor“ entwickelt. Das Bauprojekt bedeute eine Investition „nicht nur für die Messe, sondern für Berlin insgesamt“. Nach Auskunft der Tourismusgesellschaft Visit Berlin war 2011 „ein starkes Kongressjahr“. Mit stadtweit 115.700 Tagungen, Meetings und Kongressen habe es einen zweiprozentigen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr gegeben; die Teilnehmerzahl stieg um sieben Prozent auf 9,7 Millionen.
Die landeseigene Messe Berlin investiert 65 Millionen Euro in ihren Neubau. Der umstrittene Abriss der denkmalgeschützten Deutschlandhalle kostete weitere elf Millionen Euro. Der City Cube Berlin ist nicht allein als Ausweichquartier für Tagungen während der geplanten Sanierung des Internationalen Congress Centrums (ICC) gedacht. Messe-Chef Raimund Hosch sprach von einem „Meilenstein“ für den Messestandort Berlin. Man benötige dringend mehr Flächen, bei den „internationalen Leitmessen“ sei die Nachfrage längst größer als der verfügbare Platz. Dabei geht es um die Internationale Funkausstellung (IFA), die Internationale Grüne Woche, die Internationale Tourismusbörse (ITB), die Bahnmesse Innotrans und die Fruchthandelsmesse Fruit Logistica. Darüber hinaus seien neue Messen geplant, sagte Hosch.
Eine Werbekampagne für den City Cube zeigt würfelförmige Plakatmotive. Dennoch erinnert der in einem internationalen Wettbewerb ausgewählte Entwurf des Dresdener Architektenbüros Code Unique nicht zwingend an einen Würfel – dafür ist der zweistöckige Bau zu niedrig. Oben entsteht eine „säulenfreie Halle mit 12 Metern lichter Höhe“, die für besonders große Sitzungen, Events oder Konzerte mit bis zu 5000 Besuchern gedacht ist. Wer noch mehr Raum braucht, kann nebenan Messehallen hinzumieten.
Über die Sanierung und Modernisierung des ICC will Berlins Regierungskoalition erst nach den Sommerferien entscheiden. Seit elf Jahren wird darüber diskutiert, ob das 33 Jahre alte Kongresszentrum erhalten bleiben oder abgerissen werden soll. Nun scheint klar: Das ICC wird wohl ab 2014 für etwa 300 Millionen Euro saniert. Da der Landeshaushalt bisher nur 182 Millionen Euro vorsieht, ist eine Kostenbeteiligung der Messe und privater Partner im Gespräch. Die Wiedereröffnung wurde zuletzt für 2017 in Aussicht gestellt, inoffiziell gilt erst das Jahr 2020 als realistischer Termin. Alle bisher im ICC geplanten Kongresse sollen zwischenzeitlich im City Cube stattfinden.
Seit Langem wünscht sich die Messe Berlin, dass Tagungsgäste in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft nicht nur im Zwei- Sterne-Hotel Ibis übernachten können. Aber Pläne für einen 90 Meter hohen Hotelturm auf dem Hammarskjöldplatz vor dem Messe-Haupteingang scheiterten am politischen Widerstand im Bezirk und im Abgeordnetenhaus. 2010 bot der Liegenschaftsfonds dann den ICC-Parkplatz am Messedamm als Hotelstandort an. Österreicher kauften das Areal, kamen laut Liegenschaftsfonds-Chef Holger Lippmann jedoch „ihren Verpflichtungen nicht nach“. Im Herbst 2011 habe man den Verkauf rückabgewickelt, eine neue Ausschreibung starte im Oktober zur Fachmesse Expo Real in München.
Nebenan, an der Ecke Messe- und Kaiserdamm, hat BMW inzwischen die Baugrube für seine neue Berliner Niederlassung ausgehoben. „Die Bagger rollen ab nächste Woche“, sagte eine Sprecherin. Der Autokonzern will die Niederlassung im Frühjahr 2014 eröffnen und 65 Millionen Euro investieren. Das Projekt war bereits 2008 vorgestellt, aber wegen der Wirtschaftskrise verschoben worden.
Fraglich bleibt, ob der Möbelunternehmer Kurt Krieger auf dem alten Güterbahnhof Grunewald zwei Möbelhäuser der Marken Höffner und Sconto bauen darf. Die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf lehnt dies ab, eine Bürgerinitiative protestiert, und aus Sicht der Stadtentwicklungsverwaltung widerspricht das Projekt dem Flächennutzungsplan sowie dem Stadtentwicklungsplan Einzelhandel. Krieger hat allerdings schon oft einen langen Atem bewiesen. Sein Projekt „Pankower Tor“ im Berliner Nordosten und die Möbelhäuser nahe dem Messegelände sollen in einigen Jahren das Höffner-Stammhaus in Wedding ersetzen.
Informationen zum Messe-Neubau: www.citycube-berlin.de
Cay Dobberke