Verbraucherposse: Die "Mark Brandenburg" kehrt zurück nach Brandenburg
"Brandenburg" steht drauf, abgefüllt wird sie aber in Köln - das wird sich ändern. Denn eine Molkerei aus Elsterwerda hat die Regionalmarke vom in die Kritik geratenen Unternehmen Campina gekauft.
Die wegen des Vorwurfs der Verbrauchertäuschung in die Kritik geratene Molkerei-Firma Friesland-Campina Deutschland GmbH hat die Rechte der Regionalmarken „Mark Brandenburg“ und „Milchreiter“ verkauft. Zumindest abgefüllt werden soll die Milch unter diesem Logo künftig wieder im Land Brandenburg. Käufer der Marken ist das hessische Unternehmen Odenwald-Früchte GmbH, das Ende 2010 das ehemalige Campina-Werk in Elsterwerda (Elbe-Elster) übernommen hatte. Man wolle die Regionalmarke „wieder nach Hause holen“, begründete die Assistentin der Geschäftsführung, Vanessa Rott, am Dienstag den Kauf.
Mit der Verkaufsentscheidung reagiert Campina Deutschland, das zum holländischen Konzern Royal Friesland Campina gehört, offenbar auch auf die Kritik zahlreicher Verbraucher, die die Frischmilch der Marke „Mark Brandenburg“ im Glauben gekauft hatten, sie komme aus Brandenburg. Dabei ließ Campina die Milch in Köln abfüllen. Milch von Kühen aus Brandenburg werde gar nicht verwendet, musste das Unternehemen im vergangenen Jahr gegenüber dem Berliner Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele einräumen. „Die Frischmilch wird aufgrund der kurzen Transportwege zum Werk Köln überwiegend von Landwirten aus Nordrhein-Westfalen bezogen, der Rest kommt aus Hessen und Rheinland- Pfalz“, hieß es in einem Brief des Unternehmens an den Politiker.
Diesen Sommer hatte Ströbele sogar vor dem Oberlandesgericht Stuttgart durchgesetzt, dass Campina künftig auf ihren Milchverpackungen der Marke gut lesbar „Abgefüllt in Köln“ drucken muss. Friesland-Campina-Sprecherin Sybille Erhardt versicherte zwar, dass die zahlreichen Verbraucherbeschwerden nicht die „ursächlichen Gründe“ für den Verkauf seien, räumte aber ein: Das Interesse für Regionalmarken habe deutlich zugenommen. „Unternehmen aus den jeweiligen Regionen fällt es sicherlich leichter, diesem Trend zu entsprechen.“ Ausschlaggebend für die Entscheidung sollen laut Erhardt jedoch wirtschaftliche Erwägungen gewesen sein.
Der Hintergrund ist, dass es für uns ökonomisch keinen Sinn macht, eine Marke für eine Region zu unterhalten, die weit weg von unserem Kerngebiet liegt“, so die Unternehmenssprecherin. Die Produkte der Regionalmarke werden überwiegend in den neuen Bundesländern verkauft. Der Absatz sei bis zum Schluss kontant geblieben, versicherte Sybille Erhardt.
Doch auch vorläufig wird die Milch der Marke „Mark Brandenburg“ weiterhin nicht aus Brandenburg kommen – sondern aus Köln. „Es gibt in Brandenburg momentan noch keine Kapzitäten zur Frischmilchabfüllung. Das wollen wir jetzt aufbauen. Dafür müssen wir investieren“, bestätigte Vanessa Rott auf Nachfrage. So lange komme die Milch vom Standort des bisherigen Werks.
Die Odenwald-Früchte GmbH hatte den Elsterwerdaer Standort vor drei Jahren übernommen, nachdem Campina den größten Teil seines Produktionsvolumens an eigene Werke verlagert hatte. Der Rückzug der Niederländer aus Brandenburg hatte damals landesweit für Empörung gesorgt, nicht zuletzt weil der Konzern für den Um- und Ausbau des Werks erhebliche Fördermittel erhalten hatte. Seitdem stellt das Unternehmen dort Joghurts und Desserts mit rund 200 Mitarbeitern her.
Die Marke „Mark Brandenburg“ soll sicherstellen, dass es in Elsterwerda auch weiterhin genug zu tun gibt. „Mit einem jährlichen Umsatz von circa 25 Millionen Euro trägt diese auch dazu bei, die dauerhafte Auslastung unseres Standortes zu gewährleisten“, erklärte die Assistentin der Geschäftsführung.
Matthias Matern
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