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Bürgermeister im Bunde. René Knaak-Reichstein (r.) aus Joachimsthal enthüllt springend das Straßenschild, Reinhard Naumann aus der City West spendet Beifall.
© Kai-Uwe Heinrich

Umbenennung in Berlin-Charlottenburg: Die Joachimsthaler Straße hat ihr „H“ wieder

Aus der Joachimstaler wird die Joachimsthaler Straße. Seit Montag stehen die neuen Schilder. Bei der Enthüllungszeremonie gab’s eine kleine Panne. Und auch die Eintragung ins Amtsblatt lief beinahe schief.

Fast schien es, als würde sich die Joachimstaler Straße gegen ihre Umbenennung wehren: Das Seil am verhüllten neuen Schild riss, als der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) und sein aus Joachimsthal angereister Kollege, René Knaak-Reichstein, daran zogen. Nur „Joa“ wurde sichtbar – bis Knaak-Reichstein hochsprang, den Rest des Seils zu fassen bekam und so die „Joachimsthaler Straße“ enthüllte.

Auf 19 Schildern wird die Straße seit Montag wieder wie einst mit „th“ geschrieben. 1887 war sie nach dem damaligen Joachimsthalschen Gymnasium in der heutigen Bundesallee benannt worden, aber später verlor sie das „h“ als Folge einer Rechtschreibreform – wann und wie genau, weiß keiner mehr.

Zu Beginn dieses Jahres war in der brandenburgischen Kleinstadt Joachimsthal (Landkreis Barnim) die Idee entstanden, Berlin um eine Rückbenennung zu bitten. „Das war auch bei uns im Parlament nicht ganz unumstritten“, gibt Bürgermeister Knaak-Reichstein zu, „viele gaben uns wenig Chancen.“

Doch dann lud seine Amtsvorgängerin Gerlinde Schneider, die am Montag ebenfalls dabei war, Reinhard Naumann ein. Und dieser versprach sofort Hilfe. Die BVV stimmte zu, während die AG City die „überflüssige“ Maßnahme kritisierte.

Für die Schilder zahlte der Bezirk 1520 Euro

Jedes der 19 neuen Schilder kostete 80 Euro, alle zusammen also 1520 Euro. Auch der Joachimstaler Platz hat nun ein „h“ – aber kein spezielles Schild. Er war und ist nur mit dem Straßennamen ausgeschildert. Laut Mitarbeitern des Tiefbauamts liegt dies daran, dass die Ecke früher großenteils nur ein Parkplatz war.

Unter der denkmalgeschützten Verkehrskanzel auf dem Platz an der Ecke Kurfürstendamm gab es einst eine Erklärungstafel, die auf die Herkunft des Namens hinwies. Eine solche Tafel wünscht sich der Joachimsthaler Bürgermeister nun wieder. So könne man „vielleicht auch Touristen in die Schorfheide locken“.

Es gab und gibt noch mehr Vorstöße für Umbenennungen

Die Adressenänderung belaste die Anrainer wenig, glaubt Rathaus-Chef Naumann. „Außerdem kommen Briefe mit und ohne ,h’ an – das ist jetzt schon so.“ Bei der Veröffentlichung im Amtsblatt kam es übrigens fast zu einer Panne: Erst im letzten Moment fiel auf, dass ein Beamter „Joachimstahler Straße“ geschrieben hatte.

Umbenennungswünsche gibt es immer wieder in der westlichen Innenstadt. 2011 scheiterte die CDU mit ihrem Antrag, dem jetzigen Joachimsthaler Platz den Namen des früheren US-Präsidenten Ronald Reagan zu geben.

Aktuell möchte die AG City die Tauentzienstraße in Kurfürstendamm umbenennen. Doch das lehnen die zuständigen Bezirkspolitiker ab.

Eine neue Namensgeberin für den Witzlebenplatz?

Am Charlottenburger Lietzensee erinnern der Witzlebenplatz und die Witzlebenstraße an den preußischen Generalleutnant Karl Ernst Job Wilhelm von Witzleben (1783 bis 1837). Dieser hatte einst den Lietzensee samt Umgebung gekauft und zu seinem Sommersitz mit öffentlichem Park gemacht. Nun fordern Piraten und Linke in einem BVV-Antrag eine „Umwidmung“: Per Ergänzungsschild soll Margarethe von Witzleben (1853 bis 1917) zur Namensgeberin werden.

Sie stammte aus demselben Adelsgeschlecht, wurde aber bekannt als Gründerin der Selbsthilfebewegung schwerhöriger Menschen in Deutschland. Ob der Antrag Chancen in der BVV hat, ist fraglich.

Der frühere S-Bahnhof Witzleben heißt seit 2002 „Messe Nord/ICC (Witzleben)“. Das hatte sich die Messe Berlin gewünscht – um Fahrgästen die Nachbarschaft zum Messegelände am Funkturm zu zeigen.

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