Diskussion um Straßennamen in der Berliner City West: Ein „H“ für die Joachimstaler Straße
In Charlottenburg-Wilmersdorf möchte Bürgermeister Reinhard Naumann die Joachimstaler Straße umbenennen – und damit eine Bitte der Kleinstadt Joachimsthal erfüllen. Doch der Widerstand wächst.
Sie ist eine der bekanntesten Straßen Berlins und führt vom Hardenbergplatz über den Ku’damm bis zur Lietzenburger Straße – doch historisch korrekt ist der Name der Joachimstaler Straße nicht. Einst hieß sie Joachimsthaler Straße. Und den Buchstaben „H“ möchte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) ihr nun wieder zurückgeben.
Dahinter steht ein Wunsch der Kleinstadt Joachimsthal im Brandenburger Landkreis Barnim. Dort war die andere Schreibweise aufgefallen. Die Bürgermeisterin der rund 3300 Einwohner lud Naumann im Januar zum Besuch ein. Der unterstützt nun die „minimalinvasive“ Änderung des Straßennamens. Es geht auch um den Joachimstaler Platz mit der denkmalgeschützten Verkehrskanzel, der seinen Namen – ohne „H“ – 1936 erhielt.
Am kommenden Mittwoch berät ein Ausschuss der Bezirksverordnetenversammlung. Eine erste kurze Diskussion gab es bereits, dabei signalisierten Vertreter der CDU und Siegfried Schlosser von der Piratenpartei ihre Zustimmung. Die rot-grüne Mehrheit ist skeptischer. Die Stadtplanungsexperten Volker Heise und Ansgar Gusy von den Grünen sprechen sich für „Ergänzungstafeln“ aus, die an die Namensherkunft erinnern. Ähnlich sieht es Heike Schmitt-Schmelz, Vize-Fraktionschefin der SPD. Sie hält außerdem eine Befragung der Anrainer für denkbar.
Tatsächlich ist Joachimsthal der Namensgeber der Straße. Anfang des 17. Jahrhunderts hatte Kurfürst Joachim Friedrich im Jagdschloss der Kleinstadt das musikbetonte Joachimsthalsche Gymnasium einrichten lassen. Im Dreißigjährigen Krieg zerstreuten sich Lehrer und Schüler, später hatte die Lehrstätte verschiedene Standorte in Berlin – der letzte entstand in Wilmersdorf und dient heute der Universität der Künste (UdK).
Kurioserweise führte dies zwar 1887 zur Benennung der „Joachimsthaler Straße“, der Altbau des früheren Gymnasiums steht aber in der Bundesallee.
Das „H“ verschwand in den 1950er Jahren. Laut einem Gerücht lag das an einem Tippfehler. Naumann sieht die Ursache jedoch in einer Rechtschreibreform ums Jahr 1900, die auch dazu führte, dass sich das Kottbusser Tor in Kreuzberg nicht mehr „Cottbusser Thor“ schreibt.
Übersehen wurde bisher, dass es in Hohenschönhausen schon eine Joachimsthaler Straße gibt. Nach Richtlinien der Stadtentwicklungsverwaltung sollen Doppel-Benennungen möglichst vermieden werden.
Für die Anrainer in der City West – darunter 411 Läden, Lokale, Kanzleien und Unternehmen – würde das alles Aufwand bedeuten. „Das ist sowas von überflüssig“, findet Vorstand Gottfried Kupsch von der AG City. „Das ,H’ nützt niemanden, auch Joachimsthal nicht.“
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