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Am Dienstag gab es für die Berliner Schüler Zeugnisse, am Mittwoch sind die Brandenburger dran. So viel Überschwang wie auf diesem Bild gibt es aber nur bei den Grundschülern - alle Jahre wieder.
© ddp

Ferienbeginn in Berlin: Die Hauptschule ist Geschichte, die Rückläuferklassen bleiben

Schlechte Nachrichten für einige hundert Gymnasiasten: Sie haben das Probejahr nicht geschafft und müssen jetzt in Rückläuferklassen aufgefangen werden - wie im vergangenen Schuljahr. Sie gelten als pädagogisch bedenklich.

Es ist beim Ferienbeginn fast untergegangen: Nachdem am Dienstag die Zeugnisse verteilt die großen Ferien eingeläutet waren, gab es auf einen Schlag keine Hauptschüler mehr in Berlin. Sang- und klanglos wurde das Ende einer Schulart vollzogen, die in den vergangenen 20 Jahren immer unbeliebter geworden war, bis sie vor drei Jahren keine neuen Schüler mehr aufnehmen durfte und die Sekundarschule an ihre Stelle trat.
Während die Spitze der Bildungsverwaltung den historischen Tag zunächst verpasst hatte, war es an den Rektoren, ihren letzten Hauptschuljahrgang mit den rund 2300 Jugendlichen würdig zu verabschieden. Als sich dann mittags in der Bildungsverwaltung herumgesprochen hatte, dass es tatsächlich der letzte Tag für Berlins Hauptschulen war, beeilte sich Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), noch ein paar Dankesworte an die Lehrer zu formulieren, die „oft unter erschwerten Bedingungen gearbeitet haben“. Zudem stellte sie fest, Berlin habe „einen wichtigen Aspekt“ aus den Hauptschulen entnommen und zwar „die positiven Erfahrungen, die mit dem praxisorientierten Lernen erfolgreich entwickelt wurden“. Diese Erfahrungen seien an den Sekundarschulen zum Gesamtkonzept des Duales Lernens weiterentwickelt worden.

Allerdings ist es noch nicht für alle ein endgültiger Abschied von der Hauptschule: Für jene Absolventen, die den erweiterten Hauptschulabschluss jetzt nicht geschafft haben, soll es einzelne Spezialklassen geben, an denen sie die zehnte Klasse wiederholen können. Der Übergang in eine reguläre zehnte Sekundarschulklasse ist rechtlich nicht möglich, weil dort andere Rahmenvorgaben für die Unterrichtsfächer gelten.

Für einige Schüler in Berlin beginnen die Ferien bitter

Bitter war das Schuljahresende für hunderte Siebtklässler, die das Probejahr am Gymnasium nicht geschafft haben und jetzt in die achte Klasse der Sekundarschulen wechseln sollen. Die endgültige Zahl der so genannten Rückläufer steht noch nicht fest, aber es werden wohl weniger sein als letztes Jahr, wie eine Umfrage des Tagesspiegels in den Bezirken ergab. Dennoch gibt es in den Sekundarschulen nicht genug freie Plätze für sie, weshalb ein Großteil wieder in so genannten Rückläuferklassen zusammengefasst werden muss. Allein Neukölln macht vier dieser Klassen auf, Marzahn-Hellersdorf eine, Reinickendorf zwei, Spandau drei. Hingegen betonte die Bildungsstadträtin von Tempelhof-Schöneberg, Jutta Kaddatz (CDU), sie versuche, ohne diesen Notbehelf auszukommen. In 2012 hatte sie eine ganze „Rückläuferschule“ gebildet, was ihr viel Kritik eingetragen hatte.
Senatorin Scheeres plant unterdessen eine Verordnung, damit Sekundarschulen in ihren Klassen einzelne Plätze für gescheiterte Gymnasiasten freihalten können. Damit sollen Rückläuferklassen vermieden werden. Kaddatz kritisierte, dass die Verordnung nicht längst in Kraft ist und somit erst für 2014 gelten könne.
Während es in Berlin am Dienstag Zeugnisse gab, ist es in Brandenburg erst an diesem Mittwoch so weit. Zum Ferienstart einigten sich Berlin und Potsdam auf ein neues Gastschülerabkommen. Künftig wird Brandenburg an Berlin mehr zahlen, da wesentlich mehr Brandenburger Schulen in Berlin besuchen als umgekehrt. Deshalb haben sich die Länder auf ein Verfahren verständigt, das „flexibler als bisher auf schwankende Schülerzahlen reagieren kann“, hieß es. So soll Berlin vom Land Brandenburg im Jahr acht Millionen Euro erhalten. In den Folgejahren kann dieser Betrag schwanken, je nachdem, wie sich die Schülerzahlen in jedem Land entwickeln. Zurzeit besuchten 3985 mehr Schüler aus Brandenburg Berliner Schulen als umgekehrt.

Susanne Vieth-Entus

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