Bröckelnder Putz in Büros: Die Dübel der Berliner Polizei
Der Abschnitt 64 der Berliner Polizei in Lichtenberg wurde erst 2011 für 3,3 Millionen Euro saniert. Nun fallen Putz und Lampen von der Decke.
Nicht nur der neue Flughafen BER hat Probleme mit Decken und Dübeln, sondern auch die Polizei. Und das selbst in Gebäuden, die bereits saniert wurden. Wie groß das Problem nach den zurückliegenden Sparjahren, in denen nicht investiert wurde, ist, zeigt ein Beispiel aus Lichtenberg. Dort hat in der Nöldnerstraße, in einem 2011 sanierten Gebäude, der Polizeiabschnitt 64 seinen Sitz.
Als zwei Zivilstreifenbeamte am Mittwochnachmittag vergangener Woche in ihr Büro im obersten Geschoss zurückkehrten, war es schon geschehen. Großflächig war der Deckenputz heruntergefallen – genau über einem Schreibtischarbeitsplatz. Das Büro musste gesperrt werden. Nicht auszudenken, wenn ein großes, schweres Putzstück einem Beamten auf den Kopf gefallen wäre.
Dabei war das Gebäude erst 2011 für 3,3 Millionen Euro saniert worden, damit der Polizeiabschnitt dort einziehen konnte. Der landeseigene Immobiliendienstleister BIM erklärte, es habe auch „Instandsetzungsarbeiten im Gebäudeinneren“ gegeben. „Allerdings nicht die Decken im betroffenen Gebäudeabschnitt, da diese sich in einem mängelfreien Zustand befunden haben.“
In das Büro mit dem herabgefallenen Putz im Obergeschoss waren die Zivilstreifen vor etwa zwei Jahren eingezogen. Der Schaden ist nun behoben, nur die Maler müssen jetzt noch ran, wie Direktionsleiter Michael Lengwenings in einem Mitarbeiterbrief berichtet.
Eine Etage tiefer hatten sich Bürolampen von der Decke gelöst
Eine Woche lang wurden alle anderen Büros überprüft. Zwei weitere Büros und drei Schrankräume sind nun ebenfalls gesperrt. Es seien „größere Hohlstellen unter dem Putz festgestellt worden, die einer zeitnahen Intensivprüfung bedürfen“, berichtete Lengwenings. Jetzt soll es eine „umgehende Tiefenprüfung“ und eine Instandsetzung geben.
Lengwenings bestätigte auch einen Bericht des Tagesspiegel-Newsletters Checkpoint. Denn eine Etage unter den Bröckelbüros hatten sich Ende Mai die Bürolampen von der Decke gelöst. Die Polizisten wunderten sich: In der Decke waren Dübel mit einem Durchmesser von acht Millimeter eingelassen, einige Schrauben der Lampenkörper waren aber mit vier Millimeter Durchmesser viel zu klein.
Ein Beamter: „Das ist nicht nur einmal passiert, dass die Lampenkörper plötzlich nur noch am Kabel hingen.“ Die BIM erfuhr von dem Problem durch eine Tagesspiegel-Anfrage vor einer Woche, erklärte aber, die Lampen „gehören zum übernommenen Bestand und wurden nicht von uns installiert“.
„Die Polizeiliegenschaften weisen einen hohen Sanierungsstau auf“
Direktionschef Lengwenings erklärte nun: „Des Weiteren teilte der zuständige Hausmeister des A 64 mit, dass bei der Begutachtung der Decken auch teilweise eine mangelhafte Befestigung der Deckenleuchten festgestellt wurde.“ Deshalb seien „bereits drei besonders betroffene Deckenlampen“ entfernt worden. Auch der Austausch weiterer Deckenleuchten im gesamten Gebäude wurde parallel beantragt.
Die Immobilien, in denen die Polizei ihre Dienstgebäude hat, sind in einem schlechten Zustand. „Die Polizeiliegenschaften weisen einen hohen Sanierungsstau auf“, erklärte die landeseigene BIM. Für die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist der Fall klar: „Wir reden nicht umsonst von dringend benötigten finanziellen Mitteln für die Sanierungen unserer Liegenschaften“, sagt GdP-Sprecher Benjamin Jendro.
„Es sagt viel, wenn der Sanierungsstau von einer Milliarde Euro selbst an einem relativen Schmuckstück wie dem Abschnitt 64 zu sehen ist.“ Immerhin gab es Lob für Michael Lengwenings. „ Es spricht für den Leiter der Direktion 6, dass er sofort die richtigen Maßnahmen veranlasst, entsprechende Gefahrräume schließt und vor allem die Kollegen über die Situation und das geplante Vorgehen informiert“, sagte Jendro.