zum Hauptinhalt
Bitteschön. Das hätten wir jetzt so nicht präsentieren können, ...
© Kitty Kleist-Heinrich

Marode Infrastruktur in der Hauptstadt: Sieben Berliner Brücken extrem sanierungsbedürftig

Die überraschende Sperrung der Freybrücke über die Havel hat zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen geführt. Lastwagen und Busse müssen weite Umwege fahren. Das Problem ist kein Einzelfall: 50 Brücken in Berlin sind sanierungsbedürftig, bei sieben ist sogar Eile geboten.

Zu spät in der Schule, zu spät am Arbeitsplatz. Verzögerungen beim Liefern der Ware, ein BVG-Verkehr, der völlig aus dem Takt geriet. Das Durcheinander nach der überraschenden Sperrung der Freybrücke über der Havel im Verlauf der Heerstraße für Fahrzeuge mit mehr als zehn Tonnen Gewicht war am Dienstag gewaltig. Ob die Sperrung auf Dauer gilt, steht noch nicht fest. Prüfingenieure sollen das in die Jahre gekommene Bauwerk, das bis 2015 durch einen Neubau ersetzt werden soll, nochmals untersuchen. In der Senatsverkehrsverwaltung hofft man, bis Ende der Woche ein Ergebnis zu haben. Die Freybrücke gehört zu den drei wichtigsten Verbindungen für den Autoverkehr über die Havel hinweg. Drei Buslinien der BVG fahren hier entlang, sie stellt außerdem die direkte Verbindung zum Güterverkehrszentrum Wustermark her. Nun müssen Lastwagen Umwege fahren, die BVG hat ihre Linien sogar zum Teil eingestellt. Viele Fahrgäste wurden davon am Dienstagmorgen im Berufsverkehr überrascht – als ihre Busse plötzlich nicht mehr nach Charlottenburg rollten, sondern abbogen zum Rathaus Spandau.

Selbst die Kleinbusse sind zu schwer

Auch Hinweisschilder für Lastwagenfahrer seien noch nicht aufgestellt, sagte die Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung, Daniela Augenstein. Das Fahrverbot für schwere Lastwagen wird derzeit – personalaufwendig – von der Polizei durchgesetzt. Die Feuerwehr allerdings würde im Notfall über die Brücke fahren, sagte Sprecher Jens-Peter Wilke.

Die Einstellung der Busfahrten war nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz schrittweise erfolgt. Erst gab es am Montag gegen 19 Uhr ein Verbot für die Doppeldecker, dem wenig später ein Stopp auch für Gelenkbusse folgte. Am Schluss durften dann auch die Eindecker nicht mehr über die Brücke. Selbst die Kleinbusse seien mit Fahrgästen zu schwer. Die BVG versuche nun zusammen mit dem Taxi-Gewerbe eine Lösung zumindest im Nachtverkehr zu finden, um an Haltestellen Fahrgäste aufnehmen zu können, die von der Sperrung noch nichts mitbekommen haben.

„Jeder unserer Lastwagen ist jetzt pro Tag insgesamt fast drei Stunden länger unterwegs“, sagte Bernhard Lemmé von der Nenn-Entsorgung GmbH, die sich um Bauabfälle kümmert und ihren Sitz am Stadtrand hat. „Ich habe meine Steuern bezahlt und muss nun ausbaden, was mir durch unterlassene Instandhaltung eingebrockt worden ist.“ Ähnlich äußerste sich Gerd Bretschneider von der Fuhrgewerbe-Innung. Der Chef der Fachgemeinschaft Bau, Reinhold Dellmann, rechnet mit einer Verschärfung der Probleme.

Von den 1102 Brücken, für die die Senatsverkehrsverwaltung zuständig ist, sind knapp 50 als sanierungsbedürftig eingestuft, für sieben ist nach Angaben von Augenstein höchste Eile angesagt. Dazu gehörten die Potsdamer Brücke über dem Landwehrkanal in Tiergarten, die Lindenhofbrücke in Pankow sowie die Tegeler Hafenbrücke und der Egidysteg in Tegel. Und eben auch die Freybrücke. Die komplette Liste ist geheim.

Besondere Kontrolle für marode Brücken

Die als marode eingestuften Bauwerke werden besonders kontrolliert. Bei der Freybrücke seien am Montag Setzungen festgestellt worden, sagte Augenstein. Man sei dabei, ein Umleitungsprogramm zu entwickeln, falls es bei der Sperrung zumindest für den Lastwagenverkehr bleibt. Zudem prüfe man, ob man die für Sommer vorgesehene Freigabe der Behelfsbrücke, die den Verkehr während des Abrisses und Neubaus der Freybrücke aufnehmen soll, vorziehen könne. An der Freybrücke war der Verkehr bereits eingeschränkt; es gilt Tempo 30.

Noch nicht an vorderster Sanierungsstelle steht die Rudolf-Wissell-Brücke der Stadtautobahn in Charlottenburg. Sie soll durchhalten, bis der Flughafen Tegel umgezogen ist. Auch die Bösebrücke in Prenzlauer Berg und die Schulenburgbrücke in Spandau gehören zur zweitschlechtesten Kategorie. Und auch bei der Salvador-Allende-Brücke in Köpenick müsse man stets mit weiteren Einschränkungen rechnen, sagte Augenstein.

Die BVG hat die Linie M 49 in die Abschnitte Zoo–Olympiastadion sowie Heerstraße–Rathaus Spandau aufgeteilt. Der X 34 fährt statt zum Zoo zum Rathaus Spandau, der X 49 ist eingestellt. Mehr dazu unter www.bvg.de.

Zur Startseite