Easyjet soll im Herbst vom BER starten: Die anderen Airlines sind nicht erfreut
Die Passagiere des Billigfliegers Easyjet sollen noch 2013 am BER einchecken können – zumindest wenn es nach Hartmut Mehdorn geht. Bei den anderen Fluglinien hält sich die Begeisterung über die neuen Pläne für den Berliner Hauptstadtflughafen in Grenzen.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr war Easyjet schon am BER, als weit und breit einzige Fluglinie. Easyjet-Chefin Carol McCall war aus London gekommen, um mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und dem damaligen Flughafenchef Rainer Schwarz Freundlichkeiten auszutauschen – und einen Flieger zu taufen. Den hatte die Billigfluglinie mit dem orangefarbenem Logo zu Ehren Berlins mit dem Konterfei Willy Brandts beklebt. „Es ist ein fantastischer Flughafen“, schwärmte McCall damals bei ihrer kurzen Ansprache im BER-Nordpier, wo auch Easyjet künftig seine Gäste abfertigen wollte – und will. Es wurden Currywurst und Kaffee gereicht, die Sonne schien. Dann schritt die Delegation hinaus aufs Rollfeld zum Fototermin. Bitte lächeln, Daumen hoch.
Als es dann noch ein Reporter wagte, Wowereit zu fragen, wie dieser Flughafen um Himmels willen in wenigen Wochen, am 3. Juni 2012, öffnen soll, verlor der seine Partylaune: Immer müsse man alles schlechtreden. „Denken Sie an Ihre Baustelle zu Hause! Es kann nicht alles perfekt sein am 3. Juni.“ Es wurde auch nicht perfekt. Wenige Tage später kam die offizielle Absage: Die BER-Eröffnung ist auf unbestimmte Zeit verschoben.
Doch Easyjet ließ nicht locker. Deutschlandchef Thomas Haagensen freute sich im Gespräch mit dem Tagesspiegel auch später noch auf den Tag, an dem seine dynamische Fluglinie – nach Zahl der beförderten Fluggästen die Nummer drei in Berlin – endlich in direkte Konkurrenz zu den Platzhirschen Lufthansa und Air Berlin treten kann. Die fliegen bis heute von und nach Tegel.
Zu dem aktuellen Bericht der „Bild“-Zeitung, wonach Easyjet nun den Anfang am BER machen soll, war Haagensen am Dienstag nicht zu sprechen, ließ aber eine Erklärung verbreiten: „Easyjet begrüßt die Entscheidung der Flughafengesellschaft, eine stufenweise Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER in Betracht zu ziehen.“ Man habe gegenüber dem Flughafenmanagement stets eine schrittweise Eröffnung empfohlen und sei sehr daran interessiert, frühzeitig umzuziehen. „Die Entscheidung liegt jedoch nicht bei uns.“
Bei den anderen Fluglinien, die Berlin nur über Schönefeld bedienen, wäre man über eine Extrawurst für Easyjet nicht erfreut. „Bei Condor ist kein Angebot eingegangen“, sagt etwa ein Sprecher des Ferienfliegers aus Frankfurt. „In jedem Fall aber würden wir es vorziehen, einen Umzug zum BER im kleinen Kreis zu besprechen und nicht über die Medien.“ Condor hebt etwa 50 Mal pro Woche ab Schönefeld ab. Bei Easyjets irischen Rivalen Ryanair und Aer Lingus, die sich sonst selten um eine Antwort drücken, mochte man den Fall BER am Dienstag gar nicht kommentieren. Was man bei den Fluglinien unter der Hand hört, dürfte Flughafenaufsichtsräte und Steuerzahler aber nicht freuen: Über Umzüge könne man reden. Über höhere Flughafengebühren an einem noch unfertigen Flughafen aber nicht.