Hauptstadtflughafen BER: Mehdorn will BER-Teileröffnung noch 2013 - Verkehrsministerium unterstützt Pläne
Der Aufsichtsrat bremste ihn kürzlich noch aus - und dennoch: BER-Flughafenchef Hartmut Mehdorn hält an seinen Plänen fest, den Pannen-Airport in Etappen zu eröffnen. Bereits in diesem Jahr könnte es losgehen. Das Bauaufsichtsamt des Landkreises Dahme-Spreewald reagierte zurückhaltend.
Vom neuen Berliner Hauptstadt-Flughafen BER könnten womöglich früher als erwartet erste Flieger starten und landen, nämlich ab Herbst 2013. BER-Vorstandschef Hartmut Mehdorn treibt seine favorisierte stufenweise Eröffnung des BER weiter voran.
Wie es aus informierten Kreisen am Dienstag hieß, wird von der Flughafengesellschaft ein kurzfristiger Umzug der am alten Airport stationierten Billigfluggesellschaft Easyjet zum BER angestrebt, um noch 2013 die Passagiere im Nordpier – einem Seitenflügel des wegen Technikproblemen nicht funktions- und genehmigungsfähigen Hauptterminals – abzufertigen. Die Lutoner Firmenzentrale der Airline prüft nach Informationen der Bild-Zeitung aktuell ein entsprechendes konkretes Angebot Mehdorns. In den Plan für eine solche Turbo-Inbetriebnahme ordnet sich auch der jüngste Vorstoß des BER-Chefs ein, den unterirdischen Flughafenbahnhof unter dem Terminal so schnell wie möglich in Betrieb zu nehmen.
Eine Teilinbetriebnahme des BER über den Nordpier ist allerdings mit einer Reihe von Hürden und Risiken verbunden. So müssten dort erst Abfertigungsschalter eingebaut werden und die Brandschutzprobleme separat gelöst sein. Das Bauaufsichtsamt des Landkreises Dahme-Spreewald müsste die Teileröffnung genehmigen. Dort äußerte man sich zunächst zurückhaltend. "Eine Teilinbetriebnahme ist vorstellbar, wenn die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind", sagte Landkreissprecherin Heidrun Schaaf. Von einer Eröffnung im Herbst, etwa im Oktober 2013, sei der Behörde bislang nichts bekannt. Vom Flughafen gebe es diesbezüglich bislang keine Unterlagen.
Aus Sicht von Hartmut Mehdorn muss vor allem geklärt sein, dass dieser Bisschen-Start – und die damit verbundene Inbetriebnahme der neu gebauten südlichen Start- und Landebahn – nicht den juristischen Automatismus für die Schließung des Airportes Tegel auslöst, die nach den bislang geltenden Behördenbescheiden sechs Monate nach Inbetriebnahme der neuen Südbahn geschehen muss. Mehdorn hatte in den letzten Wochen öffentlich Druck gemacht, diese Sechs-Monate-Frist zu kippen und sie zu verlängern.
Die Flughafengesellschaft und der BER-Aufsichtsratschef, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) wollten ein Teil-Eröffnungszenario Nordpier/Südbahn ab Herbst 2013 am Dienstagmorgen nicht kommentieren. Brandenburgs Regierungssprecher Thomas Braune verwies auf die von Unternehmen und Aufsichtsrat abgestimmte Linie, wonach Mehdorn bis Spätsommer ein Gesamtkonzept vorlegen soll, „wie betriebswirtschaftlich, juristisch und finanziell Eröffnungszenarien für den Airport aussehen können.“
Das Bundesverkehrsministerium befürwortet die etappenweise Öffnung des BER. „Eine Eröffnung in Etappen ist sinnvoll“, sagte Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU) am Dienstag „Bild-Online“. „Wir tun alles, um den Flughafen so schnell wie möglich ans Netz zu bringen“. Für einen Start 2013 müssten noch Fakten geprüft werden. Dies solle in der nächsten Aufsichtsratssitzung geschehen.
Bomba betonte, zu den offenen Fragen gehörten der bauliche Brandschutz, die Sanierung der Nordbahn, die Finanzen und die Haltung von Easyjet. „Es wird keinen Aktionismus geben“, sagte Bomba „Bild-Online“. Dagegen plant Mehdorn laut „Bild“, bereits im Juni den unterirdischen Bahnhof zu eröffnen, im Juli oder August solle das BER-Frachtzentrum folgen.
Das Unternehmen der Länder Berlin, Brandenburg und des Bundes steht auch finanziell unter Druck, da die Kosten des BER von einst 2,5 Milliarden Euro inzwischen auf 4,5 Milliarden Euro gestiegen sind, teilweise über Kredite finanziert. Jeden Monat der Nichteröffnung fehlen kalkulierte BER-Einnahmen von 15 bis 20 Millionen Euro, werden zum anderen Ausgaben in der gleichen Höhe fällig, so dass der Stillstand im Schnitt pro Tag über Million Euro verschlingt. Unklar ist, ob eine Teileröffnung über den Nordpier unter dem Strich tatsächlich Einsparungen bringen würde. (mit AFP)