Kunstzensur: Die Aktbilder hängen wieder an den Wänden
Sechs Frauenakte sind in eine Ausstellung in Marzahn-Hellersdorf zurückgekehrt. Sie waren mit Blick auf eine mögliche Verletzung der religiösen Gefühle muslimischer Frauen vorsorglich abgehängt worden.
Die sechs Frauenakte, die aus einer Ausstellung der Künstlerin Susanne Schüffel in den Räumen der Volkshochschule Marzahn-Hellersdorf entfernt worden waren, sind dort am Montag wieder aufgehängt worden. Am Wochenende hatten sich die Malerin und die Kulturstadträtin des Bezirks, Juliane Witt (Linke), darauf verständigt – von einer einvernehmlichen Lösung“ spricht nun die Bezirkspolitikerin. „Selbstverständlich werden wir alle sechs Aktbilder präsentieren. Selbstverständlich gehen die Kurse für die Flüchtlinge weiter.“ Beides zusammen gehe nicht, hatte, wie berichtet, der stellvertretende VHS-Leiter Gotthard Hänisch zunächst befunden und die sechs Bilder noch vor der Vernissage entfernen lassen – aus Rücksicht auf die muslimischen Flüchtlingsfrauen, die zu Sprachkursen in das VHS-Gebäude kommen und sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen könnten. Entsprechende Anzeichen für solch eine Irritation oder gar Proteste gegen die Aktbilder hatte es allerdings nicht gegeben.
Künstlerin findet Lösung in Ordnung
Die Lösung des Falls finde sie „in Ordnung“, sagte Susanne Schüffel. Ihre Ausstellung befindet sich in einem dem Publikum frei zugänglichen Raum, Teil eines Flurdurchgangs im ersten Stock des VHS-Gebäudes in der Hellersdorfer Mark-Twain-Straße.
„Für mich war klar, dass hier von beiden Seiten ein Aufeinanderzugehen nötig ist“, bilanzierte Stadträtin Witt und verwahrte sich zugleich gegen die offenbar teilweise harsche Kritik, die in „eingehenden E-Mails und Hinweisen“ geäußert worden war: „Dass einige Schreiber hier schon ein ,Einknicken der Werte des Abendlandes’ sehen und unterstellen, jetzt sei der Islam in Marzahn-Hellersdorf schon zur herrschenden Religion geworden, weise ich ebenso zurück wie die Unterstellung, hier werde Kunst stigmatisiert oder zensiert.“
Die Ausstellung ist in der Mark-Twain-Straße 27 bis 14. Februar zu sehen.