An der Wohnung in Schmargendorf: Der Nachbar von Helmut Kohl erinnert sich
Der frühere Kanzler lebte in Berlin in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus in Charlottenburg-Wilmersdorf. Ein Ortsbesuch.
Schmargendorf
Hier also. Nichts weist darauf hin, dass hier mehrere Jahre lang Helmut Kohl gelebt hat. Keine Kerze, keine Blumen vor dem Haus. Auf dem Gehweg wartet nur ein Halteverbotsschild auf seinen Einsatz. Im Sockel stecken zwei Pappbecher. Auf der Fahrbahn ist ein Baustellenzaun aufgestellt.
Am Krankenhaus
Auf der Caspar-Theyß-Straße in Schmargendorf ist nicht viel los. Die wenigen Passanten wollen in der Regel ins gegenüber von Nummer 20 liegende Martin-Luther-Krankenhaus. Helmut Kohl hat hier gelebt? Keine Ahnung, sagt eine Frau, die eben aus ihrem Auto steigt, das sie direkt vor dem Haus geparkt hat. Auch der Verkäufer in der wenige Meter entfernten Bäckerei mit Café weiß nichts von dem früheren prominenten Nachbarn. Ist schon eine Weile her.
Aber der ältere Mann am Tisch weiß Bescheid. Ja, Kohl hat hier gewohnt. Der Ex-Kanzler war der direkte Nachbar des Mannes. Gut erinnere er sich, wie vor dem Einzug Fenster mit schusssicherem Glas eingebaut worden seien. Alles Material wurde per Kran nach oben gehievt; Kohl hatte sich in dem unscheinbaren Mehrfamilienhaus für die oberste Etage entschieden. Auf der Straße oder gar in den wenigen Geschäften habe er ihn nie gesehen. Er sei am Morgen in sein Auto gestiegen und abends wieder gebracht worden. Jedes Mal habe ein Personenschützer vorher die Lage sondiert – auch in der Wohnung.
Dass es jetzt keine Erinnerung an Kohls Wohnzeiten hier gibt, wundert den Mann nicht. „Wer weiß es denn noch?“ Viele scheinen es in der Tat nicht zu sein.